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Wirtschaft: Frankfurt wartet auf den EZB-Effekt

FRANKFURT .Die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt hat in dem Wirtschaftszentrum mit den Wolkenkratzern euphorische Hoffnungen geweckt.

FRANKFURT .Die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt hat in dem Wirtschaftszentrum mit den Wolkenkratzern euphorische Hoffnungen geweckt.Kommunalpolitiker freuen sich über die Stärkung des Finanzplatzes inklusive Prestigegewinn und wähnen sich auf dem Weg zur europäischen Metropole.Doch bislang hat sich die zentrale Behörde für die neue Euro-Währung auf den Arbeits- und den Wohnungsmarkt der Stadt kaum ausgewirkt."Die EZB hat Frankfurt einen Kick gegeben, ohne daß sich dieser konkret in Zahlen niederschlägt", sagt Dieter Schwab von der Industrie- und Handelskammer in Frankfurt.Zunächst würden Banken und ihre Mitarbeiter angezogen, später könnte die gesamte Region profitieren, hofft Schwab.Als die Entscheidung 1993 fiel, die EZB-Vorläuferorganisation im Image-geplagten Frankfurt zu etablieren, wurde über höhere Mieten und sogar über Personalengpässe bei Bankspezialisten spekuliert.

"Das war übertrieben", sagt der Vorsitzende des Rings Deutscher Makler in Hessen, Stephan Schlocker.Auf den Markt für Wohnungen habe die EZB praktisch keinen Einfluß.Auf verstärkte Nachfrage hofft er für Büro-Topadressen in der Stadt mit den bundesweit höchsten Büromieten.Die Spitzenmieten behaupteten im Bankenviertel im ersten Quartal 1998 einen Quadratmeterpreis von 65 DM, obwohl 7,7 Prozent der Büroflächen leerstehen.

Der Leiter des städtischen Europabüros, Klaus Kipp, meint zwar, mit der EZB werde der Standort international attraktiver.Der Einfluß auf Arbeitsplätze sei aber noch nicht einzuschätzen."Da wird unter dem Strich nicht allzu viel sein." Gut sechs Wochen nach der offiziellen EZB-Gründung arbeiten gerade 450 Beschäftigte in der EZB im Bankenviertel.Der Großteil von ihnen war schon in der Vorläuferorganisation, dem Europäischen Währungsinstitut (EWI), tätig.Anfang 1999 soll die EZB zum Euro-Start 500 Mitarbeiter haben.Auf die gesamte Arbeitslosenquote von neun Prozent in der Stadt mit rund 650 000 Einwohnern haben solche Zahlen kaum Einfluß."Für Auslandsbanken ist Frankfurt mit der Europäischen Zentralbank attraktiver geworden", sagt Mario Hipp vom Verband der Auslandsbanken."Es geht darum, Flagge zu zeigen.Es ist ein hoher Prestige-Faktor und psychologischer Effekt." Und Ulrich Geissler von der Wirtschaftsförderung betont, wegen des Euro-Abrechnungssystems kämen zunehmend Softwarespezialanbieter nach Frankfurt.Rund 60 000 Beschäftigte arbeiteten nach Angaben der IHK 1997 in den fast 400 Banken in der Stadt.Vor allem dank der Auslandsbanken stieg die Beschäftigtenzahl laut Gewerkschaft Banken, Handel und Versicherungen in einem Jahrzehnt um 20 000 an.Der Trend zu Fusionen und Automatisierung führte aber bundesweit zum Abbau tausender Arbeitsplätze.

BETTINA HUHNDORF (MAIN, dpa)

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