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Frankreich: Die Nation geht vor

Die Angst um Frankreichs Industrieunternehmen treibt manchmal merkwürdige Blüten. Als im Sommer 2005 das Gerücht kursierte, der US-Getränkehersteller Pepsico wolle das Lebensmittelunternehmen Danone übernehmen, stellte sich die Pariser Regierung schützend vor den französischen Konzern.

Die Angst um Frankreichs Industrieunternehmen treibt manchmal merkwürdige Blüten. Als im Sommer 2005 das Gerücht kursierte, der US-Getränkehersteller Pepsico wolle das Lebensmittelunternehmen Danone übernehmen, stellte sich die Pariser Regierung schützend vor den französischen Konzern. Ein Protestschrei ging durchs Land: Danone in amerikanischer Hand? Non! Nun zählt die französische Lebensmittelindustrie nicht unbedingt zu den sensiblen Branchen, in denen das Pariser Finanzministerium ausländische Beteiligungen genau unter die Lupe nimmt – wie etwa bei Rüstungsfirmen. Aber wenn sich aus dem Schutz nationaler Industrien politisches Kapital schlagen lässt, sind französische Politiker selten um markige Worte verlegen. Und der nationale Aufschrei im Fall Danone passte im Sommer 2005 auch in die politische Landschaft. Der damalige Premierminister Dominique de Villepin apellierte an den „wirtschaftlichen Patriotismus“ – französische Vorzeigefirmen sollten nicht in ausländische Hände geraten.

Es hat also Methode, wenn Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy nun die Fusion der Energieversorger Gaz de France und Suez vorantrieb. Schon als Wirtschafts- und Finanzminister setzte Sarkozy 2004 alle Hebel in Bewegung, um eine Übernahme des französischen Transport- und Energiegiganten Alstom durch Siemens zu verhindern. Kritiker argumentieren hingegen, dass rein französische Lösungen auf den Weltmärkten nicht unbedingt eine Erfolgsgarantie darstellten. Als ein Beispiel nennt Christian Deubner vom Pariser Wirtschaftsforschungsinstitut CEPII das Gedankenspiel, die gesamte Wertschöpfungskette des staatlichen Atomkonzerns Areva ausschließlich in französische Hände zu geben. „Man nimmt sich damit die Möglichkeit zur Flexibilität“, sagt Deubner. ame

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