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Wirtschaft: Frankreichs Wirtschaft fürchtet um Investitionen

Ökonomen sagen, die Krawalle schaden dem Image / Auch deutscher Handelskonzern Metro betroffen

Berlin - Die Gewalt in Frankreich eskaliert und die französische Wirtschaft fürchtet um ihren Ruf im Ausland. „Das Ansehen Frankreichs ist stark beschädigt“, hieß es am Dienstag beim Arbeitgeberverband Medef in Paris. Bei den deutschen Arbeitgeberverbänden BDA und BDI heißt es zwar, dass die Unruhen derzeit noch keine Auswirkungen auf die Geschäftsbeziehungen und Investitionsvorhaben hätten. Bedenken gibt es dennoch: Sollten die bürgerkriegsähnlichen Zustände länger anhalten, dann könnte das künftige Investitionen tangieren, sagte ein BDI-Sprecher. Deutsche Firmen mit Niederlassungen in Frankreich haben bereits ihre Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Und französische Ökonomen fürchten, dass die Ausschreitungen das Investitionsklima in Frankreich verschlechtern könnten.

Frankreich ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner Deutschlands. Im Jahr 2004 wurden Waren im Wert von mehr als 75 Milliarden Euro in das Nachbarland exportiert, das Importvolumen lag bei gut 52 Milliarden Euro. 2500 deutsche Firmen haben Niederlassungen in Frankreich. „Frankreich ist weit mehr als Deutschlands wichtigster Handelspartner“, sagte Anton Börner, Präsident des Bundesverbands des Deutschen Groß- und Außenhandels, dem Tagesspiegel. Die Beziehungen gingen häufig weit über das Geschäftliche hinaus, insofern seien die Krawalle eine fürchterliche Entwicklung. „Wir erwarten jedoch derzeit keine Auswirkungen auf den Handel, da das Geschäft auf langfristigen Planungen und Verträgen beruht“, sagte er.

So sieht das auch Martina Mousseau von der deutsch-französischen Handelskammer. Allerdings registriere die Kammer ein „gewisses Befremden“ bei deutschen Unternehmen. So hätten Firmenvertreter nachgefragt, ob es gefährlich sei, in bestimmten Regionen von Paris Geschäftspartner zu treffen. Mousseau hatte in der vergangenen Woche eine Delegation deutscher Manager nach Paris begleitet. „Der ein oder andere hat einfach persönlich Angst.“ Viele französische Firmen wiederum seien nicht überrascht von dem Gewaltausbruch. „Sie kennen schon lange die sozialen Probleme in den französischen Vorstädten“, sagte Mousseau.

Es gibt auch deutsche Konzerne, die die Randale in Frankreich unmittelbar zu spüren bekommen: etwa der Handelskonzern Metro, der in Frankreich 83 Cashand-Carry-Märkte sowie 23 Saturn- und Media-Markt-Filialen betreibt. „In den Krisengebieten haben wir die Sicherheitsmaßnahmen massiv erhöht“, sagte MetroSprecher Albrecht von Truchseß. Grund zur Sorge gebe es aber nicht.

Auch die französische Börse zeigt sich von den Unruhen unbeeindruckt. Der CAC-40, das Pendant zum Deutschen Aktienindex Dax, ist seit dem 28. Oktober sogar um mehr als fünf Prozent gestiegen. Französische Ökonomen jedoch fürchten, dass die Krawalle langfristig das Vertrauen der Investoren erschüttern. „Hier sind in letzter Zeit viele Dinge passiert, die schlecht für das Investitionsklima sind, etwa das Nein zum Referendum über die EU-Verfassung“, sagte Nicolas Bouzou, Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts Xerfi, dem Tagesspiegel. Die Unruhen verstärkten das Bild, dass in Frankreich nichts funktioniere. Bouzou rechnet daher damit, dass die Investitionen in diesem Jahr stärker sinken werden als bisher angenommen.

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