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Wirtschaft: Franzosen greifen nach RWE

Angeblich hat der Staatskonzern EdF Interesse an dem deutschen Versorger, der sich aber gegen Vorwürfe der EU wehren muss

Düsseldorf/Berin - Der zweitgrößte deutsche Stromkonzern RWE könnte schon bald von Paris aus geleitet werden. Der französische Staatskonzern EdF will laut Medienberichten vom Freitag das Essener Unternehmen übernehmen - und einen Konzern mit einem Börsenwert von rund 170 Milliarden Euro schaffen. RWE versuchte das Thema zwar, tiefer zu hängen. Ein Sprecher betonte: Alle haben demtiert. Doch zu konkret waren die Spekulationen. Die RWE-Aktie kostete am Ende des Handelstags 82,70 Euro, gut sechs Prozent mehr als am Vortag.

Dabei haben fast alle betroffenen Firmen und Institutionen den Übernahmegerüchten widersprochen. Am klarsten hörte sich das in Berlin an. Über das Kanzleramt war berichtet worden, dass es längst politische Kontakte gegeben und Kanzlerin Angela Merkel in die Sache eingeweiht sei. Da ist nichts dran, antwortete ein Regierungssprecher. Auch der französische Staatskonzern wies die in der Nacht zu Freitag aufgetauchte Meldung zurück in etwas anderer Tonlage. Wir beteiligen uns nicht an Marktspekulationen, hieß es in Paris. Doch wirklich dementiert wurden nur Gespräche mit dem Kanzleramt.

Nach Informationen des Rundfunksenders SWR sollen die EdF-Vertreter angeboten haben, sich von ihrer Beteiligung am viertgrößten deutschen Stromunternehmen EnBW zu trennen, bevor man in Essen zum Zuge kommt. Die Franzosen halten etwa 45 Prozent an dem baden-württembergischen Konzern. Da RWE viel größer als der süddeutsche Konkurrent ist, würde es kartellrechtliche Probleme geben. Die gäbe es aber vor allem auf europäischer Ebene. Obwohl das Bundeswirtschaftsministerium offiziell mit dem Fall noch nicht betraut ist, wurde schnell der Hinweis gestreut, dass die EU-Kommission ein Zusammengehen von EdF und RWE kaum genehmigen würde.

Gleichwohl ist der Essener Konzern in einer schwierigen Lage. Harry Roels Vertrag als Vorstandschef ist kürzlich nicht verlängert worden, Aufsichtsratschef Thomas Fischer hat sich für den Stahlmanager Jürgen Großmann entschieden. Der soll das Amt von Roels allerdings erst im kommenden Jahr übernehmen. In der Zwischenzeit ist RWE angreifbar geworden, zumal es hinter den Kulissen Gefechte zwischen Roels und dem Aufsichtsrat über die Frage gibt, ob Großmann sein Führungsamt nicht früher antreten sollte. Entsprechende Gespräche waren durch böse Gerüchte auf dem Aktienparkett beflügelt worden: dort war von Widerstand gegen Großmann gesprochen worden, weil der sich weniger als Roels der Börse verpflichtet fühlen könnte.

Zu einer weiteren Belastung könnte jetzt auch die EU-Untersuchung werden, ob RWE Konkurrenten durch künstlich hohe Preise für den Transport von Gas in seinen Netzen diskriminiert und letztlich den Zugang versperrt hat. Im vergangenen Jahr waren RWE-Büros von den Behörden durchsucht worden. Es droht ein Strafgeld von bis zu zehn Prozent des Umsatzes. RWE betonte, man habe die Transportpreise deutlich gesenkt.

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