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Mit 25 Jahren hat Jenny Friese zum ersten Mal eine Führungsposition übernommen.

© Doris Spiekermann-Klaas

Frauen in Führungspositionen: Immer die Erste

Jenny Friese, Managerin bei der Commerzbank in Berlin, führt 70 Mitarbeiter. Eine Frauenquote lehnt sie ab.

Von Carla Neuhaus

Berlin - Eine staubige Wüstenlandschaft, Reifenspuren führen gen Horizont. Es ist eine private Aufnahme von Regisseur Wim Wenders, die im Büro von Commerzbank-Managerin Jenny Friese hängt. Das Bild nimmt fast die gesamte Breite einer Wand ein. Wenn Friese hinter ihrem Schreibtisch sitzt, schaut sie genau auf den Fluchtpunkt, wo das Land den Himmel berührt. Schließt man von dem Bild auf die Managerin, sagt es es einem vor allem eins: Friese ist eine Frau, die sich weite Ziele steckt.

Die 38-Jährige mit der markanten Brille und den dunklen Haaren hat schnell Karriere gemacht. Seit wenigen Wochen ist Friese Vorsitzende der Geschäftsleitung bei der Commerzbank in Berlin, zuständig für das Wealth Management, der Sparte mit den besonders vermögenden Kunden: Unternehmer, Prominente, Sportler – all diejenigen, die eine Million Euro und mehr auf dem Konto haben. Von Berlin aus verantwortet Friese das Wealth Management für den gesamten Osten Deutschlands. Insgesamt sieben Manager gibt es bei der Commerzbank in diesem Bereich. Friese ist die erste Frau in der Position. So wie sie vorher die erste Frau in der Geschäftsleitung war, die ein WealthManagement-Team leitete. Die Bank kommt damit dem selbst gesteckten Ziel näher, bis 2015 30 Prozent der Führungspositionen mit Frauen besetzen zu wollen – noch liegt die Quote bei 24 Prozent.

Friese sagt, sie finde es gut, dass ihr Arbeitgeber sich dieses Ziel freiwillig gesetzt hat. Eine bundesweite, branchenübergreifende Frauenquote lehnt sie ab. „Frauenförderung lässt sich nicht erzwingen“, sagt sie. Es komme auch darauf an, wie viele Frauen überhaupt in einem Unternehmen arbeiteten und wie viele davon einen Chefposten übernehmen wollten.

Sie selbst habe schon viele Frauen darin bestärkt, sich weiterzuentwickeln. „Viele von ihnen besetzen heute eine Führungsposition“, sagt sie. Sowohl Frauen- als auch Männerförderung funktioniere nur dann, „wenn es auf der einen Seite Personen gibt, die sich etwas zutrauen, und auf der anderen Seite Chefs oder Chefinnen sitzen, die sich für sie einsetzen.“

Das zeigt auch Frieses eigene Karriere. Die gebürtige Berlinerin hat bereits mit 25 Jahren zum ersten Mal Führungsverantwortung übernommen. Damals arbeitete sie noch bei der Deutschen Bank in Berlin, wo sie zur Bankkauffrau ausgebildet worden ist. „Ich hatte die Ausschreibung für die Leitung einer Filiale mit sieben Angestellten in Rudow gesehen und mir gesagt ‚Das trau ich mir zu‘“, erzählt sie heute.

Immer wieder traf Friese in ihrem bisherigen Berufsleben auf Chefs und Kollegen, die sie in ihrer Karriereplanung unterstützten. Bevor sie die neue Stelle als Vorsitzende der Geschäftsleitung übernahm, stellte ihr die Commerzbank unter anderem über ein Jahr lang eine Mentorin aus dem Bereichsvorstand zur Seite. „Mit ihr konnte ich mich über die Herausforderungen der neuen Aufgaben austauschen, aber auch über Privates“, sagt Friese. Nach unzähligen Treffen und Telefonaten – als feststand, dass Friese aufsteigt – habe die Mentorin ihr die Hand geschüttelt und gesagt: „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben es geschafft!“ Friese erzählt das stolz. Der Erfolg hat sie selbstbewusst gemacht.

Die ersten Wochen im neuen Job hat die Berlinerin genutzt, um mit ihren 70 Mitarbeitern an den Standorten in Berlin, Dresden, Leipzig und Erfurt persönliche Gespräche zu führen. „Ich habe mit jedem Einzelnen darüber gesprochen, wie er sich fühlt, wo er aktuell steht und wohin er sich beruflich entwickeln will“, sagt Friese. „Meine Mitarbeiter sollen sich mir bei beruflichen, aber auch privaten Problemen anvertrauen können.“ Ihren Führungsstil beschreibt sie als „wertschätzend, emotional und trotzdem ergebnisorientiert“. Das zeigt, bei allem Verständnis, das sie für ihre Mitarbeiter aufbringt: Am Ende zählt, was für die Bank unterm Strich herauskommt.

Friese hat sich bewusst für Beruf und Familie entschieden. Sie ist verheiratet, hat einen zehnjährigen Sohn. Mit ihrem Mann hat sie eine klare Arbeitsteilung. „Ich bin morgens für unseren Sohn da, mache Frühstück und bringe ihn zur Schule. Mein Mann ist nachmittags und abends dran“, sagt sie. Ihr Sohn habe kein Problem damit, dass sie arbeite. Im Gegenteil: „Er ist stolz auf mich“, sagt Friese.

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