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Frauen dürfen jetzt in Saudi Arabien Auto fahren, trotzdem sieht man sie selten auf der Straße.

© Fayez Nureldine/AFP

Frauen in Saudi Arabien: Fahrschule? Fehlanzeige!

Frauen dürfen in Saudi Arabien inzwischen zwar ans Steuer, nur ein Führerschein ist kaum zu bekommen.

Vor gut einem Monat ist in Saudi-Arabien das Fahrverbot für Frauen gefallen. Es war das vielleicht stärkste Symbol der neuen Öffnungspolitik. Trotzdem sind auf den Straßen kaum Frauen am Steuer zu sehen. „Der Engpass sind die Fahrschulen, in ganz Riad gibt es für Frauen bisher nur eine“, sagt Nada Alharthi, die in einer saudischen Regierungsorganisation arbeitet. Sie selbst hat während eines Auslandsstudiums in den USA einen Führerschein gemacht, doch der ist abgelaufen. Mindestens zwei Monate müsse sie auf Termine warten. Das Problem: Es gibt nicht genügend weibliche Lehrer, und Männer dürfen Frauen nicht das Fahren beibringen.

Dabei ist Mobilität auch entscheidend für den Plan der Regierung, mehr Frauen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. „Wenn wir 80 Bewerbungsgespräche haben, kommen nur 20 Kandidatinnen“, sagt Ghaida Almutairi, Managerin bei Glowork, einer Jobvermittlung für Frauen. Haupterklärung sei dann, dass sie niemand zum Termin bringen konnte. „Wenn sie es schon nicht zu einem Vorstellungsgespräch schaffen, wie sollen sie dann jeden Tag zur Arbeit gehen?“, fragt Almutairi.

Frauen in Saudi Arabien profitieren von vielen Reformen

Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis es mehr Führerscheine gibt. Und auch so öffnen sich immer mehr Branchen für Frauen. Noch vor wenigen Jahren durften selbst Dessous und Kosmetik nur von Männern verkauft werden. „Das war ziemlich unangenehm“, erinnert sich Alharti. Jetzt gründen auch immer mehr Frauen eigene Unternehmen. Unterstützt werden sie von Maha Shira, Gründerin von Sheworks, einem Co-Working-Space für Frauen. „Mehr als 60 Unternehmen wurden hier schon gegründet“, sagt Shira. Nun plant sie eine digitale Plattform, um auch Frauen in ländlichen Gebieten zu beraten.

„Wir sind so glücklich mit den Veränderungen, die stattfinden“, sagt Shira. Manchmal kämen die Beamten aber mit dem Tempo der Änderungen nicht mit. Dann würden sie streiten und sagen, der Kronprinz hätte doch diese oder jene Reform angekündigt. „Im Vorjahr haben wir mehr Änderungen erlebt, als in den 30 Jahren davor“, sagt auch Almutairi. Sie darf nun ins Kino, Konzerte oder Fußballspiele besuchen.

Für selbstständige Frauen war es vor Kurzem kaum möglich, männliche Geschäftspartner im Restaurant oder Café zu treffen. Auch das hat sich geändert. Die ganze Gesellschaft sei viel toleranter geworden, sagt Almutairi. Beim Besuch in Deutschland trägt sie ihre schwarzen Haare offen. Doch inzwischen sei es auch in Saudi-Arabien kein Problem, wenn sie die Haare nicht bedeckt.

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