zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Frauen sorgen zu wenig für das Alter vor

"In puncto Rente mache ich mir keine Gedanken. Mein Mann ist doch in der Ärzteversorgung.

"In puncto Rente mache ich mir keine Gedanken. Mein Mann ist doch in der Ärzteversorgung." Oder: "Mein Freund hat gerade eine Rentenversicherung abgeschlossen, das reicht bestimmt für uns beide." Weibliche Ansichten aus den Sechzigern? Keineswegs. Diese Sätze stammen von zwei jungen, beruflich engagierten Frauen, einer Doktorandin und einer Grafik-Designerin - im Jahr 2002. Und sie sind symptomatisch: Nach wie vor sind Frauen Meisterinnen im Verdrängen, wenn es um ihre Altersvorsorge geht. Sie verlassen sich lieber auf den Ehemann und auf Vater Staat. Knapp zwei Fünftel der verheirateten Frauen setzen in Sachen Rente auf den Partner, fast drei Viertel auf die gesetzliche Versicherung, stellt eine neue Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) fest.

Die Folgen können gravierend sein - und sind den meisten nicht bewusst. 75 Prozent der 30- bis 59-jährigen Frauen in Deutschland werden im Alter einmal nicht über ein ausreichendes Einkommen verfügen, haben die Forsher ermittelt. Die Gründe liegen auf der Hand: Frauen verdienen häufig weniger als ihre männlichen Kollegen, nehmen Babypausen, arbeiten nur halbtags oder in so genannten 325-Euro-Jobs. Nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums in Berlin sind heute knapp 40 Prozent der angestellten Frauen in Teilzeitjobs beschäftigt, damit sie Beruf und Familie besser vereinbaren können. Damit fällt ihre Rente niedriger aus als die der Männer.

Und deutlich geringer als erwartet. "Viele Frauen täuschen sich guten Glaubens über ihre tatsächlichen Rentenansprüche, die sie eines Tages im Alter haben werden", weiß Bundesfrauenministerin Christine Bergmann (SPD). So überschätzen laut DIA 21 Prozent der Frauen ihren Rentenanspruch um mehr als die Hälfte. Beispiel: Statt erhofften 1400 Euro pro Monat landen später nur 900 Euro auf ihren Konten.

Eine Realität, vor der die meisten Frauen die Augen verschließen. Altersvorsorge ist für sie kein Thema. "Frauen sind da viel zu fahrlässig", betont die Finanzexpertin Helma Sick in dem Ratgeber "Was Frauen über Geld wissen sollten". Zudem finden viele die Flut der Angebote zur Altersvorsorge unübersichtlich und verwirrend. "Bevor ich mich für das Falsche entscheide, lass ich es lieber ganz", lautet die weitläufige Überzeugung. Diesen Missstand hat auch die Bundesregierung erkannt und eine große Anzeigenkampagne gestartet. Das Motto: "Sie hängen selber Bilder auf. Sie wechseln selber die Reifen. Aber können Sie sich im Alter selber versorgen?"

Ulrike Feldhusen

Zur Startseite