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Wirtschaft: Freibier vom Staat für zwei Millionen Euro

Brauerei-Beschäftigte bekommen Bier umsonst – und steuerfrei

Berlin. Nichts in Deutschland ist so unbedeutend, als dass es der ordnenden Hand des Staates entgehen könnte. Das gilt auch für Subventionen. Neben den großen, milliardenschweren Posten wie der Steinkohlebeihilfe oder der Eigenheimzulage machen Bund, Länder und Kommunen auch viele kleine Geschenke. Zum Beispiel müssen Brauereibeschäftigte für das Bier, das sie von ihrem Arbeitgeber jeden Monat bekommen, keine Biersteuer bezahlen. Die meisten der 1300 Brauereien überlassen ihren Beschäftigten alle vier Wochen ein bis zwei Kisten Bier. Auf die Einnahmen daraus verzichtet der Fiskus seit 1918 großzügig – pro Jahr sind das rund zwei Millionen Euro. Der Normalbürger indes muss für einen Liter Gerstensaft rund acht Cent Steuern bezahlen.

Warum das so ist, weiß im Bundesfinanzministerium allerdings auch niemand so recht. „Das ist schon sehr lange so“, sagt ein Sprecher des Hauses. Stichhaltigere Gründe fallen dem Deutschen BrauerBund in Bonn ein. „Die Belegschaften in anderen Unternehmen bekommen die Produkte ihres Arbeitgebers ja auch zu günstigeren Konditionen – die Mitarbeiter in der Automobilindustrie ebenso wie die von Nahverkehrsunternehmen. Warum die Brauerei-Beschäftigten dafür Steuern zahlen sollten, ist nicht einzusehen“, erklärt ein Sprecher des Verbandes.

Von der Vorzugsbehandlung profitieren immerhin 37000 Brauerei-Angestellte. Das dürfte auch in Zukunft so bleiben. Eine Streichung dieser Subvention hat jedenfalls noch kein Politiker gefordert. Und in den nächsten Wochen hätte er damit wahrscheinlich auch keinen Erfolg, selbst wenn die Etatlöcher der Bundesländer – denen diese Steuer allein zufließt – noch größer werden sollten. Denn die Hälfte des gesamten Haustrunks packen sich, der großen Dichte von Brauereien wegen, die Bier-Experten in Bayern in den Keller. Und dort ist bekanntlich im Herbst Landtagswahl. brö

Subventionsland Deutschland – in dieser Serie berichtet der Tagesspiegel über die milliardenschweren finanziellen Wohltaten des Staates für Bürger und Wirtschaft. Morgen: Grüne Subventionen – was sich der Staat den Umweltschutz kosten lässt.

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