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In die Welt für kleines Geld. Reisen per Bus sind weniger komfortabel als mit dem Zug, dafür aber preiswerter. Die neuen Anbieter wollen zudem mit Service punkten. Foto: dapd

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Wirtschaft: Freie Fahrt für freie Busse

Das Monopol der Bahn für Fernreisen fällt – die Konkurrenz bringt sich mit Kampfpreisen in Stellung.

Berlin - Die jungen Herren haben Großes vor. „Zufrieden und glücklich“ wolle man die neuen Kunden machen, mit bester Qualität und 1a-Service, verkünden sie siegesgewiss. Es gelte, einen „Wow-Effekt“ bei den Leuten auszulösen, auf dass sie ihren Freunden und Verwandten von ihrem Erlebnis berichten. Alles dank bester Qualität und natürlich fairer Preise, immerhin um 60 bis 70 Prozent will man den Marktführer unterbieten. Und umweltfreundlich sei man noch dazu.

Torben Greve und sein Partner Panya Putsathit wissen, wie man die Trommel rührt, um auf sich aufmerksam zu machen. Sie haben an diesem Dienstag die Humboldt-Box im Herzen der Stadt gemietet, um von ihren Plänen zu berichten. Dabei geht es nur um Busfahrten, keine besonders aufregende Dienstleistung also. Speziell ist sie trotzdem: Fernreisen per Bus sind seit Jahrzehnten hierzulande streng reguliert, wo die Bahn fährt, haben Busse nichts zu suchen. Ab Januar wird sich das ändern: Der Bundesrat hat vor wenigen Tagen eine Liberalisierung des Marktes beschlossen, Union und FDP hatten sie auf den Weg gebracht. Jetzt bringen sich im bislang eher mittelständisch geprägten Gewerbe bundesweit die Anbieter in Stellung. Für Reisende bedeutet das frischen Wind und sinkende Preise.

„Wir wollen das bekannteste und beliebteste deutsche Fernbusunternehmen werden“, sagen Greve und Putsathit. Meinfernbus.de haben sie ihre Firma genannt. In Süddeutschland betreiben sie bereits zwei Linien, ab Dezember, also schon vor der Freigabe des Busverkehrs, sollen es acht Strecken sein. Darunter ist auch eine Verbindung vom Berliner Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) über Suhl, Heilbronn und Karlsruhe nach Freiburg. Wer früh bucht, bekommt die einfache Fahrt bereits für 18 Euro, maximal soll sie knapp 60 Euro kosten. Zwar ist man rund zehn Stunden unterwegs, doch an Bord gibt es Internet, und sogar das Fahrrad kann man mitnehmen. „Wir wollen die Städte, die nur noch schlecht per Bahn angebunden sind, mit den großen Metropolen verbinden“, kündigte Greve an. Weitere Expansion ist geplant, die grünen Busse sollen mehrmals am Tag verkehren. Als Zielgruppe haben die Jungmanager Studenten und Rentner ausgemacht, die bislang das Auto nutzen, aber auch Familien und Leute, die das Umsteigen bei Bahnfahrten umständlich finden.

Doch Meinfernbus.de ist nicht das einzige Unternehmen, das große Pläne hat. Das britische Verkehrsunternehmen National Express will ebenfalls an die Spitze. „Wir sind Nummer eins in England und in Spanien, unser Anspruch ist, das auch in Deutschland zu werden“, sagte Deutschland-Chef Roderick Donker van Heel dem Tagesspiegel. Auch er plant ein flächendeckendes Netz mit mindestens fünf Linien. Details zu Starttermin und Preisen will er noch nicht preisgeben, aber: „Berlin als Metropole wird womöglich unsere wichtigste Destination.“

Auch die Deutsche Touring strebt nach Höherem. Als Teil des Bus-Netzwerks Eurolines wolle das Unternehmen seine 40 internationalen Linien für den innerdeutschen Verkehr öffnen, sagte Geschäftsführer Frank Zehle dieser Zeitung. Darunter sind auch mehrere Verbindungen von und nach Berlin – etwa über Braunschweig und Hannover nach Bielefeld und Köln, über Dresden nach Prag oder ins Baltikum. Preislich will die Deutsche Touring eher im unteren Segment angreifen. „Denkbar sind Stufen von fünf, neun, 15 Euro und so weiter. Da die Busse ohnehin fahren, sind wir da relativ schmerzunempfindlich“, befand Zehle. Die verfügbaren Plätze seien allerdings begrenzt, da die Busse ja eigentlich auf internationalen Verbindungen unterwegs seien.

Alles wird davon abhängen, wie die Bahn reagiert. Sie ist mit Berlin Linienbus derzeit mit etwa 30 Zielen der größte Anbieter, da auf der Strecke in die Hauptstadt durch die deutsche Teilung schon lange Busverkehr erlaubt ist. Ein Ausbau sei nicht geplant, man beobachte den Markt und werde „entsprechend reagieren“, sagte ein Sprecher. Genau deshalb ist die Konkurrenz in Sorge. „Wir hoffen, dass Berlin Linienbus als Tochterfirma der Bahn nicht mit unfairen Preisen kommt“, sagt Donker van Heel von National Express. „Das ist unsere einzige Angst.“

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