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Wirtschaft: Freiflüge, Milchpulver und Blechhütten

Nach der Flut in Asien schicken Unternehmen nicht nur Geld und Waren, sondern wollen sich auch langfristig engagieren

Die Hilfsbereitschaft der deutschen Wirtschaft für die Opfer in Südasien ist groß. Vor allem in der Krisenregion vertretene Unternehmen engagieren sich direkt vor Ort: Eigene Produkte werden gespendet, Know-How weitergegeben, Fahrzeuge eingesetzt, Mitarbeiter freigestellt. „Wir Unternehmer wollen den Flutopfern nachhaltig helfen“, sagte BDI-Präsident Jürgen R. Thumann. Vor allem solle den Menschen beim Aufbau neuer Existenzen geholfen werden. Deutsche Unternehmen sind in der Asien-Pazifik-Region stark vertreten: Sechs Milliarden Euro Investitionssumme, 200 000 Beschäftigte.

CHEMIE

Von Bayer in Leverkusen flogen Medikamente, vor allem Antibiotika, mit „Ärzte ohne Grenzen“ in die Krisenregion; Mitarbeiter in Indien, Indonesien und Thailand sammelten Kleider und spendeten ein Tagesgehalt. Die 500 000 Euro Soforthilfe will die Zentrale aufstocken, sagte ein Sprecher. BASF hat zusätzlich zu einer Spende von einer Million Euro dem Technischen Hilfswerk zwei Trinkwasseraufbereitungsanlagen gespendet. Mitarbeiter in Pakistan und Bangladesch verschicken zudem hygienische Hilfsmittel wie Mundschutz. Der Berliner Pharma-Konzern Schering hat sich dagegen noch nicht zu konkreter Hilfe entschlossen; geplant ist je ein Projekt in Thailand und Indonesien. Medikamente stünden nach Firmenangaben theoretisch bereit. Allerdings fertigt Schering keine Antibiotika, Einwegspritzen oder Bandagen. Anders Altana : Das Unternehmen stellt Notfallpakete mit Kopfschmerztabletten und Vitaminprodukten zusammen.

LOGISTIK

DHL , die Logistiktochter der Deutschen Post, brachte mit sieben Flügen rund 130 Tonnen Hilfsgüter in das Katastrophengebiet. Insgesamt half DHL im Gegenwert von 350 000 Euro. Wie andere Unternehmen auch – etwa BASF, Siemens, Cisco und die Bahn – animiert die Post zudem ihre Mitarbeiter zum Spenden, indem sie die Summen der Spenden verdoppelt. In den vergangenen Tagen gaben Post-Mitarbeiter 42 000 Euro. Um die Not zu lindern, kooperieren auch Firmen. So arbeitet die Post mit dem Internetauktionshaus Ebay zusammen: Jeder kann Waren als Paket verpackt in Post-Filialen abgeben. Diese werden unentgeltlich gesammelt, ausgepackt, sortiert und dann über Ebay im Internet versteigert. Der Erlös geht an die Aktion „Ein Herz für Kinder“. Um die Hilfsgüter transportieren zu können, spendet MAN im Wert von 300 000 Euro zwei Busse für den Personentransport sowie zwei Sattelzüge. Sie stehen bereits bei der Tochtergesellschaft in Malaysia. In Indonesien prüfen einheimische MAN-Mitarbeiter langfristige Projekte. Auch die Autobauer BMW und Volkswagen wollen sich langfristig und projektbezogen engagieren. Daimler-Chrysler stellt Lastwagen aus thailändischer Produktion bereit.

KONSUMGÜTER

Nest lé setzt in Sri Lanka Milchsammelwagen für die Trinkwasserversorgung ein, verteilt in Indien im Wert von 120 000 Schweizer Franken Lebensmittel wie haltbare Milch und Instant-Nudeln, liefert in Indonesien Malzfertiggetränke und Milchpulver im Wert von 200 000 Schweizer Franken sowie 450 000 Liter in Flaschen abgefülltes Wasser. Mit Fahrzeugen von Nestlé Malaysia werden Obdachlose versorgt und arbeiten Rettungsteams. Auch bei Henkel wird die Hilfe vor Ort organisiert. So soll gesichert werden, dass beispielsweise Waschmittel, Zahnpasta und Kleidung nur dorthin gebracht werden, wo sie fehlen. Außerdem will der Konzern neue Boote und Netze für indonesische Fischer kaufen.

STAHL

Thyssen-Krupp verzichtet nach eigenen Angaben auf eine Barspende, will dafür in Indien und Thailand je ein Dorf wiederaufbauen. In Khao Lak sollen Steinhäuser entstehen, für Madras sind von einem indischen Tochterunternehmen gefertigte Blechhütten geplant. Außerdem will der Konzern an beiden Orten je ein Waisenhaus errichten und die psychologische Betreuung der Kinder finanzieren.

INFORMATIONSTECHNIK

Die Koordination der Hilfe gehört zu den größten Problemen. IBM hat ein firmeneigenes Krisenteam in die Region geschickt, das mit Hilfsorganisationen und Behörden zusammenarbeitet. In den USA haben 40 Mitarbeiter über Silvester 1000 Laptops mit einer Software zur Erkennung von Fingerabdrücken ausgerüstet. So können Vermisste leichter identifiziert werden. Dazu müssen die Daten aber gebündelt, ausgetauscht und abgeglichen werden. Dabei hilft Netzwerk-Hersteller Cisco , der gleich nach der Katastrophe zwei thailändische Techniker losschickte, die drahtlose Datenverbindungen aufbauen halfen. Und Ericsson schickte Krisenmanager samt Handys und einem Container für ein provisorisches Telefonnetz nach Indonesien.

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