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Wirtschaft: Freispruch für früheren WestLB-Chef Sengera

Das Landgericht Düsseldorf stellt massive Pflichtverletzungen fest, aber keine Straftaten

Düsseldorf - Der frühere Vorstandschef der Westdeutschen Landesbank, Jürgen Sengera, geht trotz erheblicher Verfehlungen straffrei aus. Das Landgericht Düsseldorf sprach den Banker am Donnerstag vom Vorwurf der Untreue in einem besonders schweren Fall frei.

Die Vorsitzende Richterin Brigitte Koppenhöfer warf ihm in ihrer Urteilsbegründung allerdings massive Pflichtverletzungen bei der Vergabe eines Milliardenkredits an den britischen Fernsehverleiher Boxclever vor. Die Staatsanwaltschaft will in die Revision gehen.

Sengera habe den Schaden nicht vorsätzlich angerichtet und sich deswegen auch nicht strafbar gemacht, befand die Richterin. Der Angeklagte habe aber die Pflichten eines ordentlichen Bankleiters verletzt und „objektiv den Tatbestand der Untreue erfüllt“. „Bei sorgfältiger Prüfung wäre der Kredit nicht genehmigt worden“, sagte Koppenhöfer.

Die WestLB hatte für die Fusion der Geräteverleiher Thorn und Granada zum neuen Unternehmen Boxclever insgesamt 1,35 Milliarden Euro verliehen. Als Boxclever vor vier Jahren Insolvenz anmeldete, verursachte dies bei der Bank einen Schaden von fast 500 Millionen Euro.

Die WestLB habe sich von den Kreditnehmern unter enormen Zeitdruck setzen lassen, kritisierte das Gericht. Sengera habe es unterlassen, die notwendigen Informationen für die Kreditgewährung einzuholen. Er habe den Aufsichtsrat falsch informiert. Sengeras Verteidiger sagte: „Das Strafrecht ist nicht dazu da, wirtschaftliches Scheitern zu verurteilen, sondern persönliche Schuld.“ dpa

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