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Feldbetten, Schlafsäcke, Isomatten: Neben freiwilligen Helfern werden nach wie vor Sach- und Geldspenden benötigt.

© Christian Charisius/dpa

Freiwillige für Flüchtlinge: Selber anpacken, Geld spenden, Steuern sparen: richtig helfen!

Viele Deutsche wollen Flüchtlingen helfen. Doch das ist meist schwerer als gedacht. Hier gibt es eine Anleitung damit die Hilfe auch dort ankommt, wo sie gebraucht wird.

Zwischen 800.000 und einer Million Menschen werden voraussichtlich in diesem Jahr nach Deutschland fliehen, rund 744.000 Schutzsuchende leben bereits hier, jeden Tag kommen neue hinzu. Viele Menschen in Deutschland wollen helfen, sie spenden Geld, Kleidung oder Spielzeug; sie stellen Wohnungen zur Verfügung, geben Deutschunterricht oder helfen bei Behördengängen. Es gibt etliche Wege, etwas zu tun – viele wissen jedoch nicht, wie.

WO MAN HELFEN KANN
Oft beginnt es schon bei der Frage, wo man sich überhaupt melden kann, wenn man helfen möchte. Am sichersten ist es, sich bei einer Einrichtung in unmittelbarer Nähe zu melden und sich dort vermitteln zu lassen. In Berlin kann man sich an die Wohlfahrtsverbände oder die zahllosen Bürgerinitiativen wenden. So betreibt beispielsweise die Arbeiterwohlfahrt in Mitte alle Erstaufnahmeeinrichtungen in Berlin; neben privaten Unternehmen organisieren auch die Johanniter, der ASB und die Malteser Sammelunterkünfte.
In der Stadt haben sich zudem etliche Bürgerinitiativen gegründet, meist sehr lokal. So etwa die Vereine „Hellersdorf Hilft“, „Willkommen in Reinickendorf“ oder das „Willkommensnetzwerk Pankow“. Der Verein „Multitude“ gibt Sprachkurse in vielen Berliner Flüchtlingseinrichtungen, der „Mittelhof“ – ein Nachbarschaftsheim in Zehlendorf – bietet Fahrradwerkstätten für Flüchtlinge an. Es gibt also zahlreiche Möglichkeiten. Am besten melden sich Interessierte direkt bei den Initiativen. Eine Liste vieler Initiativen und Vereine hat der Berliner Flüchtlingsrat auf seiner Homepage gesammelt. Auf Tagesschau.de findet man eine interaktive Deutschlandkarte, auf der man sehen kann, wo sich überall Menschen für Flüchtlinge einsetzen. Zudem finden Sie auf Tagesspiegel.de eine Übersicht über Berliner Projekte.

GELD SPENDEN
Für Geldspenden gibt es unzählige Möglichkeiten. In Berlin kann man sich etwa an den Flüchtlingsrat wenden oder an Initiativen, die in der Nachbarschaft liegen. Und an viele andere mehr. Die Stiftung Warentest hat zusammen mit dem Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) einen umfangreichen Ratgeber veröffentlicht. Darin findet sich auch eine Liste von seriösen Vereinen. Neben dem Deutschen Roten Kreuz, der Heilsarmee oder der Caritas findet man dort auch Bankdaten und Verwendungszweck-Stichwörter von internationalen Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen oder der Flüchtlingshilfe der Vereinten Nationen. Das DZI hat einen interaktiven Spendenratgeber, aufgefächert nach Bereichen, die man unterstützen möchte und Ländern, in denen man Spendenhilfe leisten möchte.
Wer Geld spenden will, sollte darauf achten, dass der Empfänger als gemeinnützig anerkannt ist. Die Spende lässt sich dann nämlich später von der Steuer absetzen. Außerdem sei es bei Geldspenden am sinnvollsten, auf eine Zweckbindung zu verzichten, rät die Stiftung, um der empfangenden Hilfsorganisation nicht die Flexibilität zu nehmen.
Eine Spende ist aber nicht immer Geld, sondern manchmal eben auch Zeit – etwa für den ehrenamtlichen Einsatz. Am effektivsten ist es, konkreten Hilfs- und Spendenaufrufen am Wohnort zu folgen, so vermeidet man fehlgeleitete Hilfe. Dasselbe gilt auch für Sachspenden.

SACHEN SPENDEN
Was muss man berücksichtigen, wenn man Decken, Kleider oder Spielzeug spenden möchte? Achten Sie darauf, was wirklich benötigt wird, heißt es beim DZI. Sachspenden helfen nur, wenn „die richtigen Gegenstände zum rechten Zeitpunkt am geeigneten Ort abgegeben“ werden. Auch hier vermitteln lokale Initiativen. Für Berlin gilt: Sehen Sie im Zweifel auf der Liste des Flüchtlingsrats nach, welche Vereine in Ihrem Kiez arbeiten und fragen Sie vorher, was gebraucht wird – bevor Sie packen.

STEUERN SPAREN
Kann man Geldspenden von der Steuer absetzen? Die Antwort lautet: Ja, wenn man sich an die Vorgaben hält. Für größere Zuwendungen brauchen Sie eine Spendenbescheinigung für das Finanzamt. Für Spenden unter 200 Euro an öffentliche Einrichtungen reicht als Spendenbescheinigung ein Kontoauszug. Gehen die Spenden an gemeinnützige Vereine oder sind sie höher als 200 Euro, braucht das Finanzamt zusätzlich eine Bestätigung über die Freistellung der Körperschaftsteuer des Empfängers, außerdem eine Bestätigung, dass es sich um eine Spende handelt.

GELD VERDIENEN
Darf ich für meine ehrenamtliche Tätigkeit Geld verdienen? Auch hier ist die Antwort: Ja. Viele Ehrenämtler dürfen 2400 Euro pro Jahr ohne Abzug von Steuern dazuverdienen. Das gilt vor allem für betreuende Tätigkeiten. Für administrative Aufgaben, etwa in Vereinen, gibt es meist eine Pauschale von 720 Euro, ohne dass Steuern und Sozialabgaben anfallen. In welche Kategorie das ausgeübte Ehrenamt fällt, sollten Helfer direkt beim Träger nachfragen. Eine Einschränkung gibt es jedoch: Fahrtkosten in Zusammenhang mit Ehrenämtern können in keinem Fall abgesetzt werden.

VERSICHERUNG

Wer hilft, schwer trägt, Betten aufbaut oder andere körperliche Arbeit erledigt, läuft immer auch Gefahr, sich zu verletzen. Ist man als Ehrenamtlicher versichert? Wer ehrenamtlich im Auftrag von Bund, Ländern, Städten oder Gemeinden tätig ist, ist automatisch gesetzlich unfallversichert. Das gilt, so das DZI, etwa für Ehrenamtliche in den Flüchtlingsunterkünften, Helfern bei Behördengängen und Arztbesuchen oder Sprachlehrer. Verunglückt ein Ehrenamtlicher, sollte der Unfall dem Träger gemeldet werden, für den der Helfer tätig ist – also etwa der Gemeinde, dem Verein oder dem Wohlfahrtsverband. Auch wer keinen Schaden erleidet, sondern einen anrichtet, ist versichert. Es gibt eine Sammel-Haftpflichtversicherung für Ehrenamtliche. So lange diese nicht grob fahrlässig handeln, übernimmt diese Versicherung Schäden, die der Helfer anrichtet. Ehrenamtliche sollten sich jedoch vorher beim Träger informieren, wie sie haftpflichtversichert sind.

FREI VOM JOB?
Kann ich mich von meinem Chef für mein Ehrenamt freistellen lassen? Einen gesetzlichen Anspruch haben Arbeitnehmer nicht. Ein Ehrenamt wird in der Freizeit ausgeübt. Einen Versuch beim Arbeitgeber sollten Helfer jedoch trotzdem wagen: Häufig fördern Firmen das gemeinnützige Engagement ihrer Mitarbeiter.

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