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Wirtschaft: Freizügig geht es besser

Ifo-Institut hält Zustrom von Arbeitskräften für gut

Berlin - Ab dem 1. Mai ist es so weit: Dann gilt die Arbeitnehmerfreizügigkeit auch für Länder wie Estland, Lettland, Litauen, Polen, die Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn. Die Bürger dieser Staaten dürfen dann in jedem Mitgliedstaat arbeiten – auch in Deutschland.

Befürchtungen, die Zuwanderer könnten Deutschen den Job streitig machen, hält Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn für unbegründet. Im Gegenteil: Der Zustrom qualifizierter Arbeitskräfte werde der deutschen Wirtschaft helfen, sagte Sinn am Montag in München. „Ich glaube, das ist gut so.“ Mittel- und langfristig werde dies das Wirtschaftswachstum erheblich stärken. Das Beispiel von Großbritannien, das die Freizügigkeit schon länger habe, zeige, dass nicht nur Hilfsarbeiter kämen, sondern qualifizierte Kräfte.

„Die Arbeitnehmerfreizügigkeit ist ein Grund zur Freude“, betonte auch der polnische Botschafter in Deutschland, Marek Prawda, am Montag in Berlin. Die Botschaft rechnet damit, dass in den nächsten vier Jahren insgesamt bis zu 300 000 Polen nach Deutschland kommen werden. „Polen braucht seine Fachkräfte aber auch selbst“, sagte der Gesandte Botschaftsrat Jacek Robak. So bekämen etwa polnische Baufirmen immer mehr lukrative Aufträge im eigenen Land. Zudem sei die Lohnschere in den vergangenen zehn Jahren erheblich kleiner geworden. „Die Menschen emigrieren, wenn die Grenzen geschlossen sind und nicht, wenn sie geöffnet sind“, meint Botschafter Prawda.

Die Botschaft zog auch eine Bilanz der deutsch-polnischen Wirtschaftsbeziehungen. Im vergangenen Jahr exportierte Polen Waren im Wert von rund 28,5 Milliarden Euro nach Deutschland – insbesondere Maschinen, Elektrogeräte, Autos und Autoteile. 2011 sollen die Exporte nochmal um 20 Prozent zulegen. Deutschland ist Polens wichtigster Handelpartner, mehr als ein Viertel der polnischen Waren und Dienstleistungen gehen in die Bundesrepublik. Den meisten Handel treiben die Polen mit Nordrhein-Westfalen. Berlin liegt trotz der geografischen Nähe auf den hinteren Rängen. jmi/dpa

Was die Arbeitnehmerfreizügigkeit für den Pflegebereich bedeutet, lesen Sie auf Seite 17

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