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Wirtschaft: Frischer Wind in den Galeries Lafayette

Es gibt Fragen, die Patrice Wagner, dem neuen Mann an der Spitze der Galeries Lafayette in der Friedrichstraße, in diesen Tagen so oft gestellt wurden, daß die Antworten darauf schon sehr schnell kommen.Zum Beispiel die Frage nach seinem Alter.

Es gibt Fragen, die Patrice Wagner, dem neuen Mann an der Spitze der Galeries Lafayette in der Friedrichstraße, in diesen Tagen so oft gestellt wurden, daß die Antworten darauf schon sehr schnell kommen.Zum Beispiel die Frage nach seinem Alter."Ich bin jung genug, um alles auf den Kopf zu stellen, und alt genug, die guten Seiten der Tradition zu schätzen", kontert der 30jährige all jenen, die sich unter einem Kaufhaus-Manager einen älteren Herrn mit langjähriger Berufserfahrung vorstellen - in der Art seines Vorgängers Joseph Stoffer eben.Mag sein, daß dies von Kaufhaus-Managern erwartet werde, doch die Galeries Lafayette in Berlin seien eben auch kein Kaufhaus im klassischen Sinn, sagt Wagner - um damit gleich Vorurteil Nummer zwei aus dem Weg zu räumen: Lafayette sei von Anfang an nicht als Großkaufhaus konzipiert worden, eher schon als Modekaufhaus mit Gourmet-Abteilung."Wir können und wollen nicht das KaDeWe des Ostens sein." Angesichts einer Verkaufsfläche von 8000 Quadratmetern, gerade einmal soviel wie die Traditionsadresse im Westteil der Stadt auf einer Etage bietet, wäre das auch das falsche Rezept.Wenn die Galeries in Berlin ein Erfolg werden sollen, dann müssen sie ein eigenes Profil entwickeln, etwas Besonderes bieten: Für Wagner heißt das, "französischen Esprit verbreiten".

Dabei kann man ihm kaum mangelnde Erfahrung vorwerfen.Den Job hat Wagner von der Pike auf gelernt.Nach dem Handelsstudium in Toulouse heuerte der gebürtige Südfranzose bei einer der ersten deutschen Adressen an, bei Breuninger in Stuttgart - als Schuhverkäufer.Deutsch sprach er damals "ein wenisch" - schließlich ist seine Mutter Deutsche -, inzwischen beherrscht er die Sprache fließend.Aber auch beim Schuheverkaufen bewies er offensichtlich Talent: In nur sieben Jahren avancierte der Franzose zum ersten Geschäftsführer des Breuninger-Hauses in Karlsruhe.Und das, fügt er schmunzelnd hinzu, sei mit 10 000 Quadratmetern sogar etwas größer als das Lafayette in der Friedrichstraße.

Der Kontakt zu Lafayette war "Zufall", erzählt er, das Angebot, das Haus in Berlin zu führen, "eine reizvolle Herausforderung".Womit er auch schon bei Vorurteil Nummer drei gelandet ist: Der Mutterkonzern, versichert Wagner, habe nicht die Absicht, die Dependance in Berlin aufzugeben, "sonst würde man nicht soviel investieren".Mit einer breiteren Auswahl, einigen baulichen Veränderungen, einer neuen Organisationsstruktur, an der die Unternehmensberatung Roland Berger in den letzten Monaten gebastelt hat, sowie der von Wagner vorgegebenen Devise "das freundlichste Kaufhaus Berlins" zu werden, soll das Haus bis zum Oktober frisch durchstarten - pünktlich auch zur Eröffnung des Potsdamer Platzes.Das werde die Mitte Berlins endlich beleben."Wir werden einige Kunden verlieren, aber viele neue hinzugewinnen", zeigt er sich überzeugt.Vielleicht, so hofft er, bleibe dann mehr Zeit für seine Familie, die erst im Sommer von Karlsruhe nach Berlin ziehen wird.Vielleicht kommt er dann auch zum Lesen.Das Buch liegt schon bereit.Titel: "Das Märchen vom König Kunde".

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