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Wirtschaft: „Früher waren wir wirklich nicht sexy“

Die oberste Verbraucherschützerin Edda Müller über die heikle Aufgabe, Konsumenten zu beraten

Edda Müller

ist Vorstand

des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (VZBV).

Foto: dpa

Frau Müller,warum ist Verbraucherschutz so langweilig?

Weil er zu stark ins Alltagsleben der Menschen eingreift. Jeder Mensch ist den ganzen Tag lang Verbraucher egal, ob er sonst Konzernchef, Politiker oder Busfahrer ist. Und niemand hat Lust, sich jedes Mal, wenn er etwas kaufen möchte, intensiv Gedanken zu machen. Aber was meinen Sie, wie sexy Verbraucherschutz wird, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist und jemand einen schlechten Kaufvertrag unterschrieben hat.

Wie sieht ein Verbraucherschützer aus?

Die Zeiten haben sich geändert. Früher waren Verbraucherschutz-Karrieren wirklich nicht so sexy. Wer bei einem Verbraucherverband angefangen hat, ist dort in aller Regel auch geblieben. Wechsel hat es kaum gegeben. Das lag auch an der Neigung der Verbraucherschützer, die Welt in Freund und Feind aufzuteilen. Viele Verbrauchervertreter hatten Berührungsängste gegenüber der Wirtschaft . Anfangs hatten wir auch echte Schwierigkeiten, interessante Leute für Führungspositionen zu finden.

Und heute?

Die Dinge haben sich gewandelt, nicht zuletzt durch die Gründung unseres Bundesverbandes. Heute bekommen wir auch Bewerbungen von Leuten aus der Wirtschaft. Warum sollte denn nicht jemand ein paar Jahre lang im Verbraucherschutz arbeiten und dann Karriere in der Wirtschaft machen?

Wirbt Ihnen die Wirtschaft gute Leute ab?

Ja, durchaus. Jedoch ist es derzeit eher umgekehrt. Gerade unsere neuen Kolleginnen und Kollegen kommen aus sehr unterschiedlichen Bereichen, aus Politik, Verbänden, NGOs oder eben aus der Wirtschaft. Die haben sich bewusst für den Schritt in die Verbraucherarbeit entschieden.

Muss wirklich jeder Konsument gleichermaßen geschützt werden?

Die Floskel vom mündigen Verbraucher ist eine Ausrede der Wirtschaft, die für ihre Produkte Werbung machen will und nicht unbedingt ein Interesse an sachlicher Verbraucheraufklärung hat. Aber wir können nicht jedes egoistische Verhalten von Verbrauchern schützen. Menschen, die immer das Billigste kaufen wollen, ohne sich darum zu kümmern, wie solche Angebote zu Stande kommen, können sich dann nicht bei uns über schlechte Qualität beklagen.

Wollen Sie die Verbraucher erziehen?

Das gehört auch zu unserer Arbeit. Aber wir würden einem Verbraucher, der ein gebrauchtes tonnenschweres Auto kaufen will, niemals sagen, er solle lieber Fahrrad fahren, weil das ökologischer ist.

Wie informiert geht die Verbraucherin Edda Müller shoppen? Lesen Sie erst die Test-Berichte, bevor Sie in den Laden gehen?

Bei höherwertigen Produkten wie PCs oder Laptops schon, bei Dingen des täglichen Bedarfs nicht. Bei Lebensmitteln gehe ich nach dem Geschmack. Allerdings würde ich niemals Erdbeeren im Winter kaufen oder Wein, der aus Australien importiert werden muss. Oder Eier aus Käfighaltung.

Bei Aldi kaufen Sie wohl nicht ein?

Nein, ich lasse mich gern von Fachpersonal beraten. Außerdem bin ich Single. Vorratshaltung lohnt sich für mich nicht.

Die Fragen stellte Heike Jahberg.

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