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Wirtschaft: Früherer Siemens-Vorstandsvorsitzender Kaske gestorben

MÜNCHEN .Karlheinz Kaske ist tot.

MÜNCHEN .Karlheinz Kaske ist tot.Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Siemens AG, Berlin/München, ist vergangenen Sonntag im Alter von 70 Jahren einer langjährigen Krankheit erlegen.

Sein stiller Tod steht im Einklang mit seinem Leben und beruflichen Werdegang.Der Vorgänger des amtierenden Siemens-Chefs Heinrich von Pierer agierte stets ruhig und unspektakulär.Gleichwohl brachten die 15 Jahre, die er an der Spitze des Elektrokonzerns stand, eine Reihe wichtiger Grundsatzentscheidungen.So begann Siemens unter Kaske das Image des "schläfrigen Riesen" abzustreifen.Als Vorstandschef schuf der gebürtige Essener mit Milliardeninvestionen endgültig einen Weltkonzern.Zu wichtigen Zukäufen in den USA gesellten sich ein richtungsweisender Regierungsvertrag mit der Volksrepublik China über eine Kooperation im Siemens-Kerngeschäft Elektrotechnik sowie in Großbritannien die Übernahme der Plessey Company.In Deutschland schluckten die Münchner unter der Führung des gelernten Physikers den Computerhersteller Nixdorf AG und bauten nach dem Fall der Mauer das Geschäft in den neuen Bundesländern auf.

Darüberhinaus initiierte der menschlich als zurückhaltend bis introvertiert geltende Manager beim Elektroriesen vor allem auch das sogenannte "Megaprojekt".Dadurch schafften die Bayern in einer kostspieligen Aufholjagd den strategisch bedeutsamen Anschluß an die weltweit führenden Chip- und Halbleiterkonzerne.Lange wurde dieser Kraftakt als zukunftsweisend gefeiert.Heute leidet die Chipsparte jedoch unter Milliardenverlusten und Preisverfällen.

Nach innen schaffte Kaske eine Neuorganisation, die das lange zentral gelenkte Unternehmen aufteilte und die Zahl der Geschäftsfelder von sieben auf 16 erhöhte, wodurch auch lokale Entscheidungskompetenz geschaffen wurde.Mit einer derzeit laufenden, neuen Umstrukturierung schreibt Siemens den von Kaske eingeleiteten Trend zu mehr Kunden- und Marktnähe fort.Unter dem Strich wuchs der Konzernumsatz in der Ära Kaske von 35 auf 79 Mrd.DM.Den Gewinn konnte Siemens dabei von einer halben auf knapp zwei Mrd.DM steigern und die Stellenzahl von 338 000 Mitarbeitern auf global 413 000 Frauen und Männer ausweiten.

Obwohl der passionierte Pfeifenraucher und Wanderer im Unternehmen damit seine Spuren hinterließ, war er im Vergleich zu heutigen Managern wie Daimler-Chef Jürgen Schrempp keine öffentliche Person.Das Rampenlicht blieb ihm stets fremd.Nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand 1982 wechselte der stille Pragmatiker trotz branchenweiter Anerkennung für seine unternehmerische Leistung nicht wie sonst oft üblich in den Aufsichtsrat des Konzerns, bei dem er 1950 seine Karriere begonnen hatte.Er blieb dem Unternehmen allerdings weiterhin als Berater verbunden.Wegen seiner gesundheitlichen Probleme mußte sich der 1982 zum "Manager des Jahres" gewählte Kaske zuletzt immer mehr ins Privatleben zurückziehen.

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