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Frühjahrsgutachten: Nach Preisschocks: Hoffnung für Verbraucher

Die Wirtschaftsinstitute trauen Deutschland trotz der weltweiten Finanzkrise, des starken Euro und der hohen Preise 2008 und 2009 ein robustes Wachstum zu. Den Verbrauchern prophezeien die Forscher in ihrem Frühjahrsgutachten bessere Zeiten.

"Die deutschen Unternehmen behaupten sich hervorragend auf den Weltmärkten", sagte Prof. Joachim Scheide (Kiel) bei der Vorlage des Frühjahrsgutachtens der führenden Ökonomen. Die Bundesregierung müsse aber unbedingt auf Reformkurs bleiben.

Ein Milliardenprogramm zur Stützung der Konjunktur sei ebenso falsch wie bundesweite Mindestlöhne. Für die Verbraucher gebe es nach den Preisschocks bei Heizöl, Benzin oder Lebensmitteln Hoffnung: Spätestens im nächsten Jahr könnte die Teuerungswelle deutlich nachlassen, glauben die Institute. Deshalb dürften die Gewerkschaften bei den bevorstehenden Tarifrunden den Bogen nicht überspannen.

Forscher: Aufschwung komm bei den Bürgern an

Die im Moment explodierenden Verbraucherpreise seien kein Grund für hohe Lohnforderungen. "Drei Prozent ist nicht das, was zur Verteilung ansteht", sagte Scheide. Die Inflation werde im Gesamtjahr bei 2,6 Prozent, im nächsten Jahr nur noch bei 1,8 Prozent liegen. Im März war die Teuerungsrate auf 3,1 Prozent geklettert. Beim Wachstum erwarten die Experten in diesem Jahr ein Plus von 1,8 Prozent, im nächsten Jahr von 1,4 Prozent.

Die Forscher wiesen den Eindruck zurück, der Aufschwung komme bei vielen Bürgern nicht an. Durch die jüngsten Tarifabschlüsse hätten viele Beschäftigte netto wieder mehr Geld im Portemonnaie. Auch seien in drei Jahren mehr als 1,5 Millionen Menschen aus der Arbeitslosigkeit herausgeholt worden. 2008 werde die Arbeitslosenzahl um 560 000 auf 3,2 Millionen sinken. 2009 würden dann weniger als drei Millionen Deutsche arbeitslos sein - das gab es zuletzt 1992.

Die Mehrheit der Institute lehnt Mindestlöhne klar ab. Gesetzliche Lohnuntergrenzen könnten viele Arbeitsplätze vernichten. Das Argument von SPD, Gewerkschaften und Linke, von einem niedrigen Stundenlohn könne man nicht leben, greife zu kurz, sagte Scheide. Der Staat helfe Betroffenen mit Hartz IV oder dem Arbeitslosengeld II. Professor Udo Ludwig vom Institut für Wirtschaftsforschung (Halle) sagte dagegen, ein niedriger Mindestlohn könne sinnvoll sein.

Ende der Finanzkrise noch nicht abzusehen

Die weltweite Finanzmarktkrise ist nach Ansicht der Institute noch lange nicht ausgestanden. "Es ist kaum abzusehen, wie weit die Immobilienpreise und Aktienkurse noch fallen und wann sie ihren Tiefpunkt erreichen werden", sagte Klaus-Jürgen Gern (Kiel). Die deutsche Wirtschaft und die Banken hätten die Probleme bislang aber gut weggesteckt. Die Gefahr einer Rezession sei gering - anders als in den USA.

Die Bundesregierung legt in der nächsten Woche ihre neue Prognose vor. Bislang geht sie für 2008 von einem Wachstum von 1,7 Prozent aus. Die Frühjahrs- und Herbstgutachten der Institute werden seit 1950 im Auftrag der Regierung vorgelegt. Neuerdings sind auch ausländische Ökonomen beteiligt. Das aktuelle Frühjahrsgutachten wurde von den acht Instituten IfW (Kiel), Ifo (München), IWH (Halle), RWI (Essen), IMK (Düsseldorf), KOF (Zürich), Wifo und IHS (beide Wien) erstellt. (imo/dpa)

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