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Führungs-Krise: Siemens-Personalkarussell wirft den Nächsten ab

Die Siemens-Krise hat nach von Pierer und Kleinfeld ihr nächstes Opfer gefordert: Kommunikationschef Gönczöl verlässte den Konzern. Über weitere Personalien in der Führungsspitze wird heftig spekuliert.

Das Aufräumen bei Siemens geht weiter. Nach dem Rücktritt von Siemens-Chef Klaus Kleinfeld tauscht der Elektrokonzern Siemens nun auch seinen Kommunikationschef aus. Der Leiter der weltweiten Kommunikationsabteilung, Janos Gönczöl, verlasse Siemens Ende Mai "auf eigenen Wunsch", teilte die Siemens AG mit. Nachfolger werde Stephan Heimbach, der zuletzt die Abteilung Corporate Messages/Corporate Affairs leitete. "Die Gestaltung der Kommunikation in dieser turbulenten, durch viele Gerüchte und Spekulationen geprägten Zeit war nicht immer einfach", erklärte Gönczöl. "Mit diesem Schritt erhoffe ich mir, dass auch die Kommunikation wieder in ein ruhigeres Fahrwasser gelangt." Die Personalspekulationen um den Vorstandsumbau dauern unterdessen an.

Nach einem Bericht der "Financial Times Deutschland" ist der Arbeitsdirektor der Stahlunternehmen Saarstahl und Dillinger Hütte, Karlheinz Blessing, Favorit für die Nachfolge von Siemens- Personalvorstand Jürgen Radomski, dessen Vertrag Ende dieses Jahres auslaufe und nicht verlängert werden solle. Blessing ist seit 1974 SPD-Mitglied und saß mehrere Jahre im Vorstand der IG Metall. Von 1991 bis 1993 war er Bundesgeschäftsführer der Sozialdemokraten. Erstmals solle damit ein Mitglied der Gewerkschaft in den Siemens- Vorstand einziehen, hieß es in dem Bericht.

Siemens hatte das Ausscheiden Radomskis bisher nicht offiziell bestätigt. Auch am Montag wollte sich das Unternehmen weder zu dem FTD-Bericht noch den Spekulationen um mögliche Nachfolgekandidaten für Siemens-Chef Klaus Kleinfeld äußern. Personelle Entscheidungen seien Sache des Aufsichtsrates, sagte ein Unternehmenssprecher.

Gönczöl erst seit Oktober 2005 im Amt

Kleinfeld hatte nach Widerstand im Aufsichtsrat gegen seine Vertragsverlängerung seinen Rückzug angekündigt. Zum Weggang des Kommunikationschefs erklärte er: "In diesen Zeiten muss insbesondere die Kommunikation enorme Herausforderungen meistern." Gönczöl hatte den Posten erst Anfang Oktober 2005 übernommen.

Die Suche nach einem Nachfolger für den Vorstandschef läuft unterdessen weiter auf Hochtouren. Medienberichten zufolge will Cromme dem Kontrollgremium eine Liste mit mehreren Kandidaten präsentieren. Als Top-Favorit bei Cromme gilt einem "Spiegel"-Bericht zufolge nach wie vor Linde-Chef Wolfgang Reitzle, der allerdings zunächst einmal abgelehnt hatte. Wenige Tage vor Kleinfeld hatte nach der Affäre um schwarze Kassen im Ausland sowie um dubiose Zahlungen an den Gründer der Arbeitnehmervereinigung AUB, Wilhelm Schelsky, auch der frühere Siemens-Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer seinen Rücktritt bekannt gegeben.

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