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Führungswechsel: Escada-Boss gefeuert

Der Chef des Luxusmodekonzerns Escada, Frank Rheinboldt, hat einen monatelangen Machtkampf mit dem russischen Großaktionär Rustam Aksenenko verloren. Sein Nachfolger wird Aksenenkos Vertrauter Loubier.

München - Escada werde sich von Rheinboldt trennen, teilte das Unternehmen nach einer Aufsichtsratssitzung mit. Sein Nachfolger wird zum 1. Juni der langjährige Louis Vuitton-Manager Jean-Marc Loubier, der bereits im Escada-Aufsichtsrat sitzt und als Vertrauter Aksenenkos gilt. Den Wechsel an der Führungsspitze habe der Aufsichtsrat vor dem Hintergrund unterschiedlicher Auffassungen über die künftige Strategie und Geschäftspolitik des Unternehmens einstimmig beschlossen, hieß es.

Rheinboldt stand seit Monaten unter Druck, weil Aksenenko das Reformtempo bei Escada nicht ausreichte. Über seine Finanzgesellschaft Finartis hält der Multi-Millionär rund 25 Prozent der Aktien an dem größten deutschen Damenmodekonzern. Während Rheinboldt die Marke behutsam von ihrem "Goldknopf-Image" aus den 80er Jahren befreien wollte, hatte Aksenenko hinter den Kulissen seit langem auf rasche Erfolge gedrängt und bemängelt, dass es bislang nicht gelungen sei, Escada zur weltweit führenden Marke für Damenmode zu machen. Zudem vernachlässige das Management das lukrative Geschäft mit Accessoires.

Rückendeckung für Aksenenko im Aufsichtsrat

Nach einem Umsatzrückgang im ersten Quartal äußerte er im Frühjahr erstmals auch öffentlich Kritik an der Geschäftsentwicklung. Seitdem war immer wieder auch über eine Ablösung Rheinboldts spekuliert worden. Auf der Hauptversammlung des Konzerns vor zwei Wochen hatte Rheinboldt zwar noch gesagt, es gebe wieder einen konstruktiven Dialog. Allerdings konnte Aksenenko seine Position im Aufsichtsrat durch die Neubesetzung mehrerer Posten stärken. Unter anderem wurde auch sein Anwalt Jean-Christophe Hocke in das Gremium gewählt.

Unter dem neuen Chef Loubier wird Escada nach Einschätzung von Branchenkennern unter anderem das Geschäft mit Accessoires wie Taschen und Gürteln ausbauen. Auch ein Verkauf der Tochter Primera mit den Marken Apriori und Biba könnte auf die Agenda kommen. Loubier hatte zuletzt 16 Jahre lang in leitenden Positionen im LVMH-Konzern (Moët-Hennessy/Louis Vuitton) gearbeitet. Von 1990 bis 2000 war er Executive Vice President bei Louis Vuitton, danach bis Anfang 2006 Chef von Celine. (tso/dpa)

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