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© dpa

Führungswechsel: Vassiliadis löst Schmoldt bei Chemie-Gewerkschaft ab

Perfekter Generationswechsel an der Spitze der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE): Mit gut 97 Prozent wählten die Delegierten des Gewerkschaftskongresses den 45-jährigen Vassiliadis zum Nachfolger des 64-jährigen Schmoldt.

Michael Vassiliadis, der neue Vorsitzende der 690.000 Mitglieder starken IG BCE, hielt sich am Dienstag in Hannover zurück. Er reklamierte Verantwortung für Zukunftsthemen (Klimaschutz, Demografie, Sozialstaat) und propagierte Bekanntes („Wir müssen als Gewerkschaften raus aus der Defensive“); doch die erste Grundsatzrede Vassiliadis’ steht erst am heutigen Mittwoch auf dem Programm.

Der gestrige Tag gehörte Hubertus Schmoldt, der die Chemiegewerkschaft seit 1995 geführt hatte und dabei zu einem der einflussreichsten Gewerkschafter wurde. „Es ging ihm immer um Arbeitsplätze, wenn er anrief“, sagt der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) über den „angesehenen Gesprächspartner“ Schmoldt. Der, seit 1966 SPD-Mitglied, hat sich zwar immer um gute Kontakte zur Union bemüht. Doch kein zweiter Gewerkschafter hielt der SPD und ihrem Kanzler Gerhard Schröder so die Treue wie Schmoldt. Im Spätsommer 2004, Montagsdemos gegen Hartz IV machten die rot-grüne Regierung nervös, verteidigte Schmoldt seinen Kumpel Gerd gegen Angriffe der IG Metall und von Verdi. Ein Briefwechsel mit IG-Metall-Chef Jürgen Peters offenbarte die Zerrissenheit im Gewerkschaftslager. Schröder revanchiert sich ein Jahr später für die Unterstützung, indem er ein Buch („eminent wichtig“) über Schmoldt vorstellte.

Zum Abschied des verdienten Strippenziehers kam am Dienstagnachmittag Bundespräsident Horst Köhler nach Hannover. „Ich bin froh, dass es Gewerkschaftsführer wie Sie gibt. Sie machen die soziale Marktwirtschaft auch heute und morgen stark.“ Köhler stellte die kooperative Politik Schmoldts heraus, das Bemühen um differenzierte Flächentarifverträge. Tatsächlich hat die IG BCE in den vergangenen Jahren einige Neuerungen eingeführt. So kann das Tarifentgelt bei der Einstellung von Berufsanfängern um fünf Prozent reduziert werden, bei Arbeitslosen sogar um zehn Prozent. Die Höhe von Urlaubs- und Weihnachtsgeld kann schwanken, wenn es der Firma schlecht geht. Das gefällt dem Bundespräsidenten, der sich die Fortsetzung des sachorientierten Stils der Sozialpartnerschaft auch von Vassiliadis wünscht. Die Chancen sind gut – denn Schmoldt hat seinen Nachfolger selbst ausgebildet.

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