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Die Marke Lufthansa soll weiter für Qualität stehen. Doch das Billigangebot will Konzernchef Spohr deutlich ausbauen.

© Reuters

Fünf Sterne und billig: Die Lufthansa versucht den Spagat

2015 soll für die Lufthansa besser werden als das abgelaufene Jahr. Konzernchef Carsten Spohr setzt dabei auf Premium und Low Budget: Die Konkurrenz sitzt ihm im Nacken. Und nicht nur die.

Carsten Spohr ist nach knapp einem Jahr an der Spitze der Lufthansa sicher, dass fast alle Beschäftigten verstanden haben. Zum Beispiel, dass Europas größte Fluggesellschaft aus „alten Denkmustern ausbrechen muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben“. Der Vorstandschef zeigte sich am Donnerstag auch überzeugt, dass er sich mit den Piloten einigen wird. „Die Zukunft der Lufthansa und der Piloten sind untrennbar verbunden. Es gibt für beide Seiten keinen anderen Ausweg als eine Einigung.“

Die Lage der Lufthansa soll sich zwar 2015 verbessern, der Umsatz von 30 auf 32 Milliarden steigen und der Betriebsgewinn von 954 Millionen auf 1,5 Milliarden Euro klettern, bedingt unter anderem durch den günstigen Ölpreis. Allerdings hat Finanzchefin Simone Menne mögliche weitere Streikkosten nicht berücksichtigt. 2014 hatten sie sich auf 232 Millionen Euro summiert.

Easyjet und Ryanair machen Druck

Auch der schwache Euro könnte das Ergebnis drücken. Vor allem aber machen der zunehmende Wettbewerbsdruck durch die Billigflieger Easyjet und Ryanair sowie die Airlines vom arabischen Golf der Lufthansa zu schaffen. Trotzdem könnte es nach Ansicht von Menne für eine Dividende reichen. Für 2014 fällt sie wegen des Verlustes nach deutscher Rechnungslegung von mehr als 700 Millionen Euro aus. 2015 werde es, so Menne, wohl wieder einen Gewinn geben.

Bei den wieder aufgenommenen Gesprächen mit den Piloten wird sich Spohr nicht auf faule Kompromisse einlassen. „Es geht um eine grundsätzliche Weichenstellung für Lufthansa. Es kann nicht mit 50 Jahre alten Privilegien weitergehen“, sagte er mit Blick auf die derzeit gültigen Regelungen zur Übergangsversorgung für die 5000 Piloten. Die stemmen sich auch gegen den Sparkurs bei Eurowings, mit dem Lufthansa auf der Langstrecke gegen Billigflieger antreten wird.

Perspektiven für die Lufthansa könne man sich „nicht erstreiken, die muss man sich erhandeln“, sagte Spohr. Er setzt auf Erfahrungen bei der Tochter Austrian Airlines. Dort sei ein Tarifvertrag mit den Piloten geschlossen worden, durch den die Personalkosten nachhaltig um bis zu 15 Prozent gesenkt und die Produktivität um fünf Prozent gesteigert würden.

Die Schuldenlast nimmt zu

Neben dem Ausbau des Billigsegments über Eurowings mit Punkt-zu-Punkt-Verbindungen in Europa setzt Spohr auf Topqualität im Passagierverkehr der Lufthansa. Bis 2025 würden 272 neue Jets zum Listenpreis von 38 Milliarden Euro in Dienst gestellt, in allen Klassen im Flugzeug gebe es erhebliche Verbesserungen. „Wir arbeiten hart daran, die erste Five-Star-Airline des Westens zu werden.“

Allerdings muss Spohr dabei auch auf die Finanzlage Rücksicht nehmen. Die freien Mittel der Lufthansa sanken 2014 um 1,3 Milliarden Euro. Zum Jahresende klaffte sogar ein Loch von 300 Millionen Euro in der Kasse. Die Nettoschulden verdoppelten sich 2014 auf gut 3,4 Milliarden Euro. Die Investitionen werden 2016 und 2017 auf jeweils rund 2,5 Milliarden Euro begrenzt. 2015 sollen es 2,9 Milliarden Euro sein.

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