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Frostige Zeiten müssen derzeit die Bahn-Kunden angesichts der Probleme durch den Winter ertragen. In der Bilanz des Staatskonzerns herrscht dagegen eitel Sonnenschein.

© dpa

Fünfjahresplan: Bahn will Gewinn aus Schienennetz verdoppeln

34.000 Kilometer Gleise betreut die Bahn-Sparte DB Netz. In fünf Jahren soll das Schienennetz der größte Gewinnbringer der Bahn sein. Momentan fällt es aber vor allem durch eingefrorene Weichen auf.

Berlin - Die Deutsche Bahn plant für die kommenden Jahre einen deutlichen Gewinnanstieg und will 2012 die Folgen der tiefen Wirtschaftskrise hinter sich gelassen haben. Das geht nach Informationen des Tagesspiegels aus der neuen Mittelfristplanung hervor, die der Aufsichtsrat des Staatsunternehmens am Mittwoch in Berlin absegnete. Dabei soll die Sparte DB Netz, die auch die Gleisanlagen der S-Bahn Berlin betreibt, bis 2015 doppelt so viel verdienen wie noch 2010 und dann ein Drittel zum Gesamtertrag der Bahn beisteuern.

Übernächstes Jahr soll der Gewinn des Konzerns bei 2,7 Milliarden Euro liegen und dann die bisherige Rekordmarke von 2008 übertreffen, die bei 2,5 Milliarden lag. 2015, im letzten Jahr des neuen Fünfjahresplans, soll das Plus dann bei 3,5 Milliarden Euro liegen. Die 500 Millionen Euro, die der Bund als Dividende reklamiert, kann die Bahn demnach problemlos leisten. Generell geht der Schienenkonzern davon aus, dass sich die Verkehrsleistung im Personenverkehr leicht und im Güterverkehr deutlich – um fast ein Viertel – erhöht. Diesen Optimismus teilen nicht alle. „Da gibt es auch pessimistischere Prognosen“, hieß es im Umfeld des Aufsichtsrats.

Ein wichtiges Thema war auch die Lage bei der S-Bahn Berlin. Einigkeit habe darüber geherrscht, dass „die Zusammenarbeit zwischen der Sparte Netz und der S-Bahn nicht optimal läuft“, wie es in Kreisen des Aufsichtsrats hieß. Eingefrorene Weichen hatten zuletzt verhindert, dass die Züge so regelmäßig wie vorgeschrieben gewartet werden können, dadurch kam es in Berlin zu massenhaften Ausfällen und Verspätungen. Man sei sich bewusst, dass gerade in der Hauptstadt mit der hohen Aufmerksamkeit von Medien und Politik ein solch „hoch unerfreulicher“ Zustand dem Unternehmen schade. Zudem beeinträchtige die ständige Kritik die Motivation der Beschäftigten. Die zuständigen Manager sollen das Problem nun rasch in den Griff bekommen.

Das 34 000 Kilometer lange Gleisnetz sowie die fast 6000 Bahnhöfe des Unternehmens sollen sich gleichwohl bis 2015 zum stärksten Gewinnbringer entwickeln. Vorgesehen ist ein Anstieg von gut 600 Millionen Euro 2010 auf 1,2 Milliarden im Jahr 2015. Die zweitstärkste Säule, der weltweite Güter-Landverkehr von Schenker, folgt abgeschlagen mit rund 800 Millionen. Die starke Rolle von DB Netz werde aber mitnichten aus einem starken Sparkurs gespeist, sondern vor allem aus dem Verkauf von Bahnhöfen und Grundstücken, hieß es im Aufsichtsrat weiter. „Hier waren wir in den letzten Jahren angesichts der Krise kaum aktiv.“

Darüber hinaus beschloss das Gremium den Verkauf der deutschen Arriva-Gesellschaft an ein Konsortium aus der italienischen Staatsbahn Ferrovie dello Stato und dem luxemburgischen Finanzinvestor Cube Infrastructure. Damit steigt erstmals Italien in den deutschen Bus- und Schienen-Regionalverkehr ein. Die Bahn muss den Arriva-Ableger auf Druck der EU-Kommission verkaufen, weil sie schon jetzt hierzulande auf 80 Prozent Marktanteil kommt. Im August hatte sie den britischen Konzern für 2,8 Milliarden Euro gekauft. Gut zehn Bieter hatten um die deutsche Arriva gebuhlt. Der Preis sei das ausschlaggebende Kriterium gewesen, sagte Bahn-Chef Rüdiger Grube. 2009 kam Arriva mit 3100 Beschäftigten auf 460 Millionen Euro Umsatz. Der Transaktion muss nun noch die EU-Kommission zustimmen.

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