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Wirtschaft: Für die einen ist es Risiko, für andere die große Chance

DÜSSELDORF .Wer nichts wagt, der nichts gewinnt, sagt ein altes Sprichwort.

DÜSSELDORF .Wer nichts wagt, der nichts gewinnt, sagt ein altes Sprichwort.Doch wie riskant ein Investment wirklich ist, können weder Anleger noch Banker oder Finanzberater genau sagen.Schließlich hängt das Risiko einer Anlage nicht nur von objektiven Kriterien ab, sondern auch von der "subjektiven Risikowahrnehmung" der Kunden.Das schreiben Wissenschaftler der Universität Mannheim in einer Veröffentlichung unter dem Titel: "Wie Anleger unsichere Renditen einschätzen".Aufgabe der Anlageberater in der Finanzdienstleistungsbranche sei es sicherzustellen, daß Kunden das Risiko eines Investments möglichst realitätsnah wahrnehmen.Das betonen die Autoren der Studie, Niklas Siebenmorgen und Martin Weber.Außerdem könnten nur Kunden, die ihr wahres Portfoliorisiko kennen, langfristig optimale Anlageentscheidungen treffen.

Um die subjektive Risikowahrnehmung zu erforschen, haben die Wissenschaftler 240 Testpersonen befragt.Herausgekommen sind Ergebnisse, die drei interessante Phänomene zeigen.Erstens: Je nachdem, wie ein Anlageberater das Risiko einer Anlage darstellt, ob verbal oder in Grafiken, wird es von den Kunden unterschiedlich wahrgenommen.Zweitens: Es gibt Anlageformen, etwa ausländische Aktien, bei denen per se ein höheres Risiko vermutet wird, als objektiv gerechtfertigt ist.Drittens: In verschiedenen Kulturkreisen wird Risiko unterschiedlich wahrgenommen.

Werden Anleger im Beratungsgespräch lediglich verbal mit fundamentalen Informationen über Investitionsmöglichkeiten versorgt, dann neigen sie recht sorglos dazu, die Volatilität der Anlage "deutlich" zu unterschätzen.Gleiches gilt, wenn man die Kunden mit Grafiken konfrontiert, die die historischen Renditen der Wertpapiere zeigen.Realistisch haben die Testteilnehmer das Risiko von Aktien bewertet, wenn ihnen neben verbal mitgeteilten Informationen eine Verteilungskurve der Jahresrenditen vorgelegt wurde.Diese statistisch anspruchsvolle Darstellungsvariante des Risikos werde in der Praxis kaum verwendet.Erstaunliches hat auch die Analyse der subjektiven Risikowahrnehmung verschiedener Anlagealternativen zu Tage gebracht.So unterliegen Anleger dem Irrtum, daß der Kauf eines einzigen Aktienwertes weniger riskant ist als die Zusammenstellung eines Portfolios, das sich am Dax orientiert.Ebenso werde das Risiko von Wertpapierkäufen auf Kredit unterschätzt.Nicht zuletzt neigten deutsche Anleger zum "Home Bias"; das heißt, sie stufen deutsche Aktien als weniger riskant ein im Vergleich zu US-amerikanischen oder internationalen Papieren.Kunden, die diesem Home Bias aber nicht mehr unterliegen, seien gute Kandidaten für internationale Vermögensstrategien oder Fonds, an denen auch Banken verdienen könnten.

Auch kulturelle Unterschiede spielen bei der Risikowahrnehmung eine wichtige Rolle.So seien chinesische Studenten risikofreudiger als europäische oder amerikanische.Zur Begründung wird die "Kissenhypothese" herangezogen, nach der Chinesen eher davon ausgehen, sich im Verlustfall auf ihre Familien verlassen zu können.

BARBARA KUSSEL (HB)

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