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Wirtschaft: Für Gap ist Berlin "kein Risiko"

US-Textilfilialist eröffnet am Tauentzien / Gespräch mit Firmenchef William S.Fisher Berlin (chi).

US-Textilfilialist eröffnet am Tauentzien / Gespräch mit Firmenchef William S.Fisher

Berlin (chi).Noch bis zur letzten Minute waren die Handwerker im Einsatz: An diesem Freitag eröffnet der amerikanische Textilfilialist "Gap" in der Tauentzienstraße gegenüber von Europa-Center und Gedächtniskirche auf 1200 Quadratmetern seinen ersten Laden in Berlin - und damit innerhalb eines Jahres schon den fünften in Deutschland, nach Düsseldorf, Köln, Oberhausen und Stuttgart.Trotz der schwierigen Konjunkturlage, vor allem im Einzelhandel, empfindet William S.Fisher, Präsident von Gap International, diese zügige Expansion aber keineswegs als riskant.Für das Unternehmen, das seine Läden anders als viele Konkurrenten selbst mietet und betreibt, habe die Krise auch gute Seiten: "Die Immobilienpreise sind günstig, wir können uns gute Standorte suchen", sagte Fisher im Gespräch mit dem Tagesspiegel.Wie günstig der Preis am Tauentzien war, wollte er nicht sagen."Entscheidend war der Standort" - schließlich betrachte man das Engagement als langfristig. Das war nicht immer der Fall.1987 hatte Gap als eine der ersten Filialen in Europa einen Laden in Essen eröffnet - und bald geschlossen."Das war nicht der richtige Standort und nicht die richtige Zeit", sagt Fisher heute.Mittlerweile hat Gap gut 200 Filialen außerhalb der USA, davon 77 in Großbritannien, wo der Konzern im Durchschnitt 7 Läden pro Jahr eröffnete, 15 in Frankreich, vier in Japan und die restlichen in Kanada.In Deutschland, sagt Fisher, habe man nun München, Hamburg und Frankfurt (Main) im Visier, auch in Berlin könnte es bald eine weitere Filiale geben, "aber sicher nicht in diesem Jahr". Der Aufstieg von Gap zu einer der größten Textilketten weltweit ist bislang eine jener klassischen "Erfolgsgeschichten".1969 eröffnete der Bauunternehmer Donald Fisher gemeinsam mit seiner Frau einen kleinen Jeans- und Plattenladen in San Francisco.Heute erwirtschaftet der Konzern mit seinen Zweigen Gap, Gap Kids, babyGap, Banana Republic und Old Navy und mehr als 1800 Filialen weltweit einen Umsatz von 5,3 Mrd.Dollar 1996, umgerechnet rund 8,2 Mrd.DM, der Netto-Gewinn lag bei 453 Mill.Dollar.Als Grund für den Erfolg nennt Fisher die Mischung aus "guter Qualität, günstigem Preis/Leistungsverhältnis und Service".Deshalb sei Gap auch nie auf die Franchise-Schiene ausgewichen.Die Läden werden in Eigenregie geführt, die Mitarbeiter sind Angestellte der Firma, die angelernt und laufend geschult werden - so auch die 44 Beschäftigten in Berlin.Freundlichkeit und Kompetenz ist oberstes Prinzip. Ein weiteres Erfolgsrezept des Konzerns ist laut Fisher die vertikale Organisation.Zwar fertigt Gap nicht selbst, sondern vergibt an ausgewählte Betriebe, auch in Europa.Doch vom Design über die Produktion bis zu Filialen-Gestaltung und Verkauf wird alles von Gap-Mitarbeitern kontrolliert."Dadurch sind wir flexibel und können schnell reagieren." Alle 6 bis 8 Wochen kommen neue Kollektionen in die Läden, die breite Palette der Basis-Artikel bleibt.Durch die direkte Kontrolle des Verkaufs kann der Konzern aber auch auf die "kulturellen" Besonderheiten an den einzelnen Standorten eingehen.Die Kollektionen sind, abgesehen von den Grundartikeln, nicht überall gleich, auch die Größen werden "angepaßt" - und ebenso die Preise, die in Deutschland in der Regel etwas höher liegen als in den USA.Dennoch, meint Fisher, zeige der Vergleich der einzelnen Märkte, daß "die Gemeinsamkeiten in unserem Geschäft größer sind als die Unterschiede". Das Thema Lohn- und Lohnnebenkosten in Deutschland entlockt dem Firmenchef nur ein Lächeln."Wir brauchen gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter", sagt er.Sie seien schließlich auch dafür verantwortlich, daß in jedem Land so etwas wie eine "Gap-Kultur" entstehe.Der Konzern, der im Kern noch immer ein Familienbetrieb ist - sie hält 40 Prozent der Aktien, die Söhne des Firmengründers, Robert und William, sind in führenden Positionen tätig - hat deshalb seine Mitarbeiter auch am Gewinn beteiligt.Sie sind überwiegend Aktionäre des Konzerns, die Offerte steht auch den Mitarbeitern in Deutschland offen.

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