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Wirtschaft: Fürs Dampferdeck geschaffen

Die Stahlrohrklassiker des niederländischen Designers Willem H. Gispen werden wieder aufgelegt

Mart Stam, Marcel Breuer und Le Corbusier sind als Klassiker des modernen Möbels bekannt, doch wer ist W. H. Gispen? In den Niederlanden gilt Willem H. Gispen (1890 1981) als einer der ganz Großen des Möbeldesigns. Unter dem Label „dutch originals“ wird er nun mit anderen niederländischen Designklassikern wie Wim Rietveld auf dem deutschen Markt bekannt gemacht.

Gispen zeigte nach dem Abitur in Rotterdam großes Interesse für die „Arts and Crafts“-Bewegung in England. Dies begeisterte ihn so sehr, dass er sich in Rotterdam 1913 an der Akademie für Bildende Kunst und technische Wissenschaften einschrieb. Bereits nach drei Jahren übernahm er mit geliehenem Geld eine Schmiede und begann 1929 als erster mit der serienmäßigen Produktion von Stahlrohrmöbeln in den Niederlanden. Form und Funktionalität brachte Willem H. Gispen in eine Balance, seine eleganten Stühle wirken zeitlos schön.

Der Gispen 412 ist inzwischen ein Klassiker. Der Entwurf für diesen eleganten frei schwingenden Sessel aus verchromtem Stahlrohr stammt von 1934. 15 Jahre später legte Gispen den Sessel mit einer gepolsterten Rückenlehne wieder auf. Zwei senkrecht verlaufende Nähte betonen die Form des bequemen Rückenteils. Liebe zum Detail zeigt sich in der Armlehne. Sie hat eine Auflage aus schwarzem Bakelit, die am hinteren Ende mit einer leichten Kurve nach oben zeigt. Beschwingt wirkt auch ein anderer Klassiker, der jetzt erst wieder aufgelegt wurde und den Hauch von großer weiter Welt vermittelt. Der Gispen 404 war als Deckchair für die prächtigen Kreuzfahrtschiffe der Holland-Amerika-Linie in den dreißiger Jahren entworfen worden. Auch dieser Stuhl weist die charakteristische leicht geschwungene Bakelitarmlehne auf. Die Sitzfläche gibt es in zwei Varianten, einmal als Kunst-Peddigrohrgeflecht, das auf das Gestell gespannt ist oder als elastischen Träger aus Stahlspiralfedern mit einem bahnenweise gesteppten Liegekissen. Auf den Schiffen war dieser elegante Stuhl mit seinen weit nach hinten geschwungenen Beinen und seiner bequemen Rückenlehne sowohl innen als auch auf Deck zu benutzen.

Willem H. Gispen war ein rastloser Mann. Als er erst Anfang der siebziger Jahre seine Karriere als Möbeldesigner beendete, schrieb sich noch im Alter von 79 Jahren an der Kunstakademie in Den Haag für ein Studium der Grafischen Künste ein. R.B.

Weitere Informationen im Internet:

www.dutchoriginals.nl

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