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Wirtschaft: Fujitsu-Siemens Computers: Wachtum um jeden Preis

Knapp ein Jahr nach seinem Amtsantritt als Chef von Fujitsu-Siemens Computers (FSC) sieht Paul Stodden die schwere Krise des Konzerns als abgeschlossen. "Wir haben uns stabilisiert, wir sind wieder profitabel und wir wachsen", sagte Stodden dem Handelsblatt.

Knapp ein Jahr nach seinem Amtsantritt als Chef von Fujitsu-Siemens Computers (FSC) sieht Paul Stodden die schwere Krise des Konzerns als abgeschlossen. "Wir haben uns stabilisiert, wir sind wieder profitabel und wir wachsen", sagte Stodden dem Handelsblatt. Für das laufende Geschäftsjahr 2001/02 (31. März) kündigte Stodden ein Umsatzplus von zwölf Prozent auf 6,6 Milliarden Euro und ein "durchgängig schwarzes Ergebnis" an. Die Umsatzrendite werde aber auch im Geschäftsjahr 2001/02 unter einem Prozent liegen, räumte Stodden ein. Einen Schub bringe der Verkauf von mobilen Computern und Servern.

Bereits im gerade beendeten Geschäftsjahr 2000/01 sei die Rückkehr in die Gewinnzone geglückt, berichtete Stodden. Im zweiten Halbjahr, also von Oktober 2000 bis März 2001, sei ein positives Ergebnis vor Steuern von 38 Millionen Euro erzielt worden. Das ist etwas mehr als Stodden noch auf der Cebit in Hannover prognostiziert hatte. Für das Gesamtjahr steht aber noch ein dickes Minus von 71 Millionen Euro zu Buche. Der Umsatz lag bei 5,92 Milliarden Euro in etwa auf Vorjahreshöhe.

FSC ist größter europäischer Computer-Hersteller, musste zuletzt aber Marktanteilsverluste hinnehmen. Nur die Europa-Tochter des US-Konzerns Compaq liegt vor FSC. FSC war Anfang Oktober 1999 als Gemeinschaftsunternehmen des Münchener Hightech-Konzerns Siemens und der japanischen Fujitsu-Gruppe an den Start gegangen. Es wurden große Ziele verkündet. Doch eine schwere Führungskrise sowie unerwartet hohe Verluste sorgten schnell für Turbulenzen bei Siemens und Fujitsu.

Die beiden Gründungschefs Winfried Hoffmann und Robert Hoog, die sich nicht auf einen gemeinsamen Kurs einigen konnten, mussten im Frühjahr 2000 ihre Posten räumen. Weitere führende Manager verließen seitdem Computer-Hersteller. Der langjährige Siemens-Manager Stodden wurde Anfang Juni als Sanierer für FSC verpflichtet. Seitdem hat er die Integration der Siemens- und der Fujitsu-Geschäfte vorangetrieben und die internen Abläufe massiv gestrafft. Zudem musste er die desolate Stimmung der rund 7000 Beschäftigten wieder nach oben bringen.

Auf Grund der Führungs-Querelen hatte FSC zuletzt intern und extern mit einem massiven Glaubwürdigkeitsverlust und einem Imageschaden zu kämpfen. "Wir haben bereits enormes Vertrauen zurück gewonnen", sagte Stodden jetzt rückblickend. Analysten sind aber noch skeptisch, ob die Trendwende bei FSC dauerhaft ist. Die langfristige Unterstützung der beiden Gesellschafter Siemens und Fujitsu sei sicher, sagte Stodden. "Die Gesellschafter wollen, dass das Unternehmen langfristig gedeiht." Es sei vereinbart worden, dass FSC deutlich schneller als der Markt wachsen soll.

Der Umsatz soll in den kommenden drei Jahren um 45 Prozent auf rund zehn Milliarden Euro in die Höhe gehen. Bis 2003 sollen dazu 750 Millionen Euro investiert werden. Damit wolle FSC seine Position als Nummer Zwei in Europa festigen. Das Unternehmen verabschiedet sich damit endgültig von der Ankündigung bei seiner Gründung 1999. Damals wollte FSC bis 2001 die Nummer Eins der Branche in Europa zu werden.

Der Expansionskurs wird aber zu Lasten der Gewinnentwicklung gehen. In der Phase der Umgestaltung halte er eine Umsatzrendite von etwa einem Prozent für ausreichend, sagte Stodden. Wettbewerber wie Dell erzielen dagegen schon heute deutlich höhere Renditen von teilweise zehn Prozent und darüber. Der Börsengang des Computer-Konzerns, der bei seiner Gründung von Siemens und Fujitsu ausdrücklich als Option ins Spiel gebracht wurde, stehe derzeit nicht an, sagte Stodden.

Für die weitere Marktentwicklung in Europa ist Stodden trotz der deutlichen Eintrübung der Konjunktur in den USA optimistisch. Viele Parameter würden darauf hinweisen, dass Europa in einer anderen Situation sei und nicht negativ von außen beeinflusst werde. "Es ist Mode geworden, die Krise in den USA nach Europa herüber zu reden", beklagte der Manager. So hatte unter anderem die Chefin von Hewlett-Packard, Carly Fiorina, größere Probleme für Europa prognostiziert. Stodden betonte, dass Geschäft mit großen Servern derzeit gut laufe. Das Massengeschäft mit Konsumenten-PCs gehe dagegen zurück. Künftig wolle sich FSC verstärkt auch auf mittelständische Kunden konzentrieren.

Die Produktionsstandorte in Deutschland seien auf absehbare Zeit gesichert, berichtete Stodden weiter. So sind am ehemaligen Siemens-Standort in Augsburg über 2000 Mitarbeiter beschäftigt. Das ehemalige Fujitsu-Werk im thüringischen Sömmerda habe derzeit 650 Mitarbeiter und könne bei Bedarf durch saisonale Arbeitskräfte auf 800 Beschäftigte erhöht werden. Zudem gibt es einen Standort in Paderborn (ehemals Siemens-Nixdorf), in dem der US-Konzern Flextronic für FSC in Auftragsproduktion tätig ist.

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