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Funpreneur-Wettbewerb: Geschäftsidee: Kannste knicken

Mit fünf Euro sollten Studenten eine Geschäftsidee entwickeln: Die Sieger präsentierten einen Stadtplan - mit einer scheinbar profanen Idee.

Berlin - Wenn die Deutschen eine Lieblingszahl wählen müssten, wäre das wohl die Nummer sicher. Das gilt in der Arbeitswelt, bei Geldanlagen und traditionell auch bei der Neigung, ein Unternehmen zu gründen. Laut der Studie Global Entrepreneur Monitor liegt Deutschland bei der Zahl der Gründungen und der Gründungsneigung im Vergleich von 18 Industrieländern auf dem vorletzten Platz. Mittlerweile gibt es diverse Förderprogramme und Wettbewerbe, mit der Politik und Unternehmensverbände den Trend umkehren wollen.

In Berlin fand nun zum achten Mal der sogenannte Funpreneur-Wettbewerb statt, dahinter steckt ein Kunstwort aus Fun (Spaß) und Entrepreneur (Unternehmer). Veranstaltet wurde dieser von Profund, der Gründungsfördergesellschaft der Freien Universität. Studentengruppen konnten sich dabei bis Mitte April bewerben, erhielten fünf Euro Startkapital und fünf Wochen Zeit, eine Geschäftsidee zu entwickeln und diese möglichst weit zu treiben. Dazu gab es Tipps von Profis. Eigenes Geld, um Investitionen zu tätigen, durften die Teilnehmer nicht dazuschießen. Wer aber Sponsoren fand, durfte deren Startkapital verwenden.

30 Mannschaften mit je zwei bis vier Studenten beteiligten sich ernsthaft an dem Wettbewerb, darunter viele BWL-Studenten, aber auch Informatiker, angehende Juristen und Geisteswissenschaftler. Und man darf wohl bei aller Wertschätzung sagen: Keines der Teams hat das Rad neu erfunden.

Unter den zehn Mannschaften, die ihre Konzepte am Donnerstagabend im Ludwig-Erhard-Haus der Berliner IHK der Jury vorstellen durften, war etwa eine, die sich zum Ziel gesetzt hatte, das Kabelwirrwarr auf dem Schreibtisch zu ordnen. Die Studenten hinter der Neufirma Happy Wires wollen Rohre verkaufen, um den Salat darin zu verstecken. Eine andere Gruppe kam auf die Idee, Restaurants zu ermöglichen, ihre Speise- und Getränkekarten kostenlos zu gestalten und zu drucken – finanziert durch Werbung darauf. Man könnte sagen: Wenn es diese Ideen wirklich noch nirgends auf der Welt gäge, wären sie so schlicht wie genial.

Allerdings soll der Funpreneur-Wettbewerb nicht nur den Erfindergeist wecken, sondern auch die Sinne schärfen für Hürden, die sich bei Finanzierung, der Entwicklung und im Vertrieb ergeben. Denn was hilft es, mit langen chemischen Formeln den ersten Schnaps zu erfinden, der keinen Kater macht, wenn man absolut keinen Schimmer hat, wie er in die Flasche komme soll – geschweige denn ins Regal des KaDeWe?

Genau das ist dem Siegerteam gelungen, mit einer scheinbar profanen Idee: Vier BWL-Studenten der FU präsentierten der Jury einen Stadtplan. Dieser enthält 20 postkartengroße Kartons, von einer Spirale zusammengehalten. Der Plan lässt sich knicken und enthält Fragen zu Sehenswürdigkeiten. Eine lautet: Wie oft werden die Flaggen auf dem Reichstag ausgetauscht? (Viermal im Jahr).

Anna Kendeva, Marcel Kaiser, Ingo Kugler und Christoph Ohm, alle im vierten Semester, tauften ihre Firma Pocket Sight. Als Zielgruppe hatten sie zunächst „junge Leute“ im Blick. Nachdem sie mit 600 Euro Sponsorengeld 250 Exemplare des Stadtplans gedruckt hatten, stellten sie fest, dass vor allem Familien mit Kindern zugriffen. Dann überzeugten sie das Kulturkaufhaus Dussmann und eben auch das KaDeWe, den Plan ins Sortiment zu nehmen. Künftig wollen sie auch Firmen anbieten, den Stadtplan mit Logo versehen als Geschenk für Kunden zu bestellen (mehr Informationen gibt es unter: www.pocket-sight.de).

„Jedenfalls teilen wir die 1200 Euro Prämie jetzt nicht auf, sondern machen weiter. Wir sind sehr stolz“, sagte Marcel Kaiser am Tag nach dem Sieg. Eine zweite Auflage sei schon in Planung. Sicher ist sicher.

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