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Die Logos der Banken Credit Suisse und UBS.

© picture alliance/KEYSTONE/Michael Buholzer

Update

UBS übernimmt Credit Suisse: Bankaktien an Europas Börsen brechen ein

Es ist die bedeutendste Bankenfusion in Europa seit der Finanzkrise vor 15 Jahren. Die Schweizerische Nationalbank unterstützt die Übernahme mit Liquiditätshilfen.

| Update:

Die Übernahme der Credit Suisse durch die Großbank USB in der Schweiz hat bei den Anlegerinnen und Anlegern in Europa offenbar nicht für Vertrauen in die Banken gesorgt. Bei Öffnung der Börsen am Montagmorgen stürzten die Aktien von Banken in Deutschland und Frankreich ab. Der Kurs der Deutschen Bank etwa brach um fast zehn Prozent ein, der der Commerzbank um über sieben Prozent.

Sowohl der Milliardendeal in der Schweiz als auch die Maßnahmen mehrerer Notenbanken zur Liquiditätsversorgung des Finanzsystems konnten gegen die Ängste vor einer Bankenkrise nur wenig ausrichten. Allerdings hielten sich die Verluste in Grenzen, nachdem es in der vergangenen Woche deutlich bergab gegangen war. Die Stimmung für Banken bleibt angeschlagen, Anleger zogen sich weiter zurück. Der Euro reagierte am Montagmorgen zunächst kaum.

Es sei ein „historischer, trauriger und herausfordernder Tag“ gewesen. Mit diesen Worten beschrieb der Präsident des Verwaltungsrats der Credit Suisse, Axel Lehmann, das Ende im dramatischen Ringen um die Zukunft des schwer angeschlagenen Schweizer Bankhauses.

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Nach einem mehrtägigen Verhandlungsmarathon stand die Lösung fest, die der Schweizer Bundespräsident Alain Berset am Sonntagabend erleichtert als „solide“ feierte: Die Zukunft der Credit Suisse ist entschieden. Die Schweizer Großbank UBS übernimmt in einer Rettungsaktion die schwer angeschlagene Rivalin für drei Milliarden Franken. Zusätzlich steht sie für Verluste von bis zu fünf Milliarden Franken gerade.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) unterstützt die Übernahme mit einer Liquiditätshilfe von 100 Milliarden Franken (rund 101 Mrd Euro) an beide Banken.

Größte Bankenübernahme seit der Finanzkrise

Eine Übernahme der zweitgrößten Schweizer Bank Credit Suisse durch UBS ist die bedeutendste Bankenfusion in Europa seit der Finanzkrise vor 15 Jahren. Vorausgegangen war ein das ganze Wochenende dauernder Verhandlungsmarathon, an dem die Beteiligten der beiden Banken sowie Spitzenvertreter von Politik und Aufsichtsbehörden teilgenommen hatten.

Um allfällige Risiken für die UBS zu reduzieren, spreche der Bund der UBS zudem eine Garantie im Umfang von 9 Milliarden Franken zur Übernahme von potenziellen Verlusten aus, heißt es weiter. Mit den getroffenen Maßnahmen werde sichergestellt, dass die SNB der Credit Suisse im Bedarfsfall umfassend Liquidität zur Verfügung stellen kann.

Gegen den ersten Anlauf am Nachmittag hatte sich das Management der Credit Suisse um CEO Ulrich Körner noch wehren können. Die Beteiligten standen jedoch unter hohem Druck, bis zur Eröffnung der asiatischen Börsen eine Lösung zu finden. Zuletzt hoben die Kunden der Credit Suisse täglich zehn Milliarden Franken von ihren Konten ab, wie das „Handelsblatt“ berichtete.

Eine Pressekonferenz zur Credit Suisse nach dem UBS-Übernahmeangebot in Bern, Schweiz.
Eine Pressekonferenz zur Credit Suisse nach dem UBS-Übernahmeangebot in Bern, Schweiz.

© Foto: REUTERS/Denis Balibouse

Die beiden Banken waren von der Politik und den Aufsichtsbehörden zum Zusammenschluss gedrängt worden. Der Schweizerische Bundesrat hatte am Wochenende mehrere Sitzungen zur Situation der CS abgehalten.

Das Aktienpaket zwischen den beiden größten Schweizer Banken sollte laut „Financial Times“ noch am Sonntagabend unterzeichnet werden. Der Preis werde nur einen Bruchteil des Schlusskurses der Credit Suisse vom Freitag betragen, so dass die Aktionäre von Credit Suisse praktisch leer ausgingen, hieß es.

USA und EZB begrüßen Bankenfusion in der Schweiz

US-Notenbankchef Jerome Powell und US-Finanzministerin Janet Yellen haben die Fusion der beiden Schweizer Großbanken Credit Suisse und UBS begrüßt. „Wir begrüßen die heutigen Ankündigungen der Schweizer Behörden zur Unterstützung der Finanzstabilität“, teilte das US-Finanzministerium am Sonntagabend mit.

Man stehe zudem in engem Kontakt mit den internationalen Partnern, um deren Umsetzung zu unterstützen. Gleichzeitig äußerten sich Powell und Yellen zu den eigenen Banken: „Die Kapital- und Liquiditätspositionen des US-Bankensystems sind stark, und das US-Finanzsystem ist widerstandsfähig.“

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Maßnahmen begrüßt. EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte am Sonntagabend, sie begrüße das rasche Handeln und die Entscheidungen der Schweizer Behörden. „Sie sind entscheidend für die Wiederherstellung geordneter Marktbedingungen und die Gewährleistung der Finanzstabilität.“

Der Bankensektor des Euroraums ist laut Lagarde ebenfalls widerstandsfähig und verfüge über eine starke Kapital- und Liquiditätsausstattung. „In jedem Fall ist unser politisches Instrumentarium voll ausgestattet, um das Finanzsystem des Euroraums bei Bedarf mit Liquidität zu versorgen und die reibungslose Übertragung der Geldpolitik zu gewährleisten“, betonte Lagarde. 

Die Credit Suisse war nach einer Reihe früherer Skandale zuletzt weiter unter Druck geraten - unter anderem durch die Schließung der beiden US-Banken Silicon Valley Bank und Signature Bank, die den Finanzsektor beunruhigt hatten.

Äußerungen des größten Anteilseigners der Credit Suisse, der Saudi National Bank aus Saudi-Arabien, die Investitionen in die zweitgrößte Schweizer Bank nicht erhöhen zu wollen, schickten den Kurs dann auf Talfahrt. (dpa, AFP, Reuters)

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