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Fusion: Die Welt soll zum Mega-Tüv

Der Tüv Rheinland und Tüv Süd wollen fusionieren. Der neue Konzern will expandieren und Jobs schaffen. Die Kosten sollen laut Angaben sinken, Autofahrer würden aber nicht profitieren.

Düsseldorf - Nach ihrer für dieses Jahr geplanten Fusion wollen die Prüfunternehmen Tüv Rheinland und Tüv Süd den Weltmarkt erobern. „Wir wollen unsere Chancen nutzen und gemeinsam zu einem, wenn nicht sogar zu dem international führenden Unternehmen in diesem Bereich werden“, sagte der Vorstandsvorsitzende von Tüv-Rheinland, Bruno Braun, am Mittwoch in Düsseldorf.

Braun erläuterte gemeinsam mit Tüv- Süd-Chef Axel Stepken Details das bereits am Dienstag angekündigten Fusionsvorhabens, bei dem ein Konzern mit 25 000 Mitarbeitern und einem Umsatz von gut 2,2 Milliarden Euro entstehen soll. Das Unternehmen mit Sitz in München, dessen Name noch nicht feststeht, würde international zunächst auf Rang zwei rangieren. Größte Firma in der Branche ist derzeit die Schweizer SGS mit zuletzt knapp 2,4 Milliarden Euro Umsatz. Auf Platz drei liegt Veritas aus Frankreich mit knapp zwei Milliarden Euro.

„Unser zukünftiges Wachstum wird sich hauptsächlich außerhalb Deutschlands abspielen“, sagte Braun, der den neuen Konzern bis Ende 2009 führen und dann an Stepken übergeben will. Die Ingenieure sollen sich weltweit auf das Prüfen, Testen und Zertifizieren von Industrieanlagen, Produkten und das Ausbilden von Personal konzentrieren. „Im Zuge der Globalisierung steigt weltweit der Bedarf nach solchen Dienstleistungen“, sagte Braun. Der internationale Markt habe ein Volumen von 25 Milliarden Euro. Schon jetzt sind die beiden Unternehmen in 62 Ländern vertreten.

Besonders im weltweiten Geschäft mit Zertifizierungen erwarten die Tüv-Konzerne hohe Wachstumsraten. Anbieter in Schwellen- und Entwicklungsländern legen immer größeren Wert darauf, nachzuweisen, dass sie internationale Standards einhalten. Dazu haben auch Debatten wie jüngst um die Qualität von Spielzeug aus China beigetragen. Im Inland geraten die Tüv-Konzerne dagegen stärker unter Druck. Ihre letzten Monopole sind Anfang 2008 weggefallen.

Dennoch solle die Fusion auch im Inland nicht zu Stellenabbau führen, betonte Braun. „Wir gehen davon aus, dass es nicht nur genug Arbeit für alle gibt, sondern wir auch weiterhin im In- und Ausland qualifizierte Mitarbeiter suchen und neue Arbeitsplätze schaffen“, sagte Stepken, ohne Zahlen zu nennen. Eigentümer des Unternehmens sollen wie bisher die Technischen Überwachungsvereine, hinter denen Tüv-Industriekunden stehen, und eine neue Stiftung sein.

Der Antrag beim Kartellamt werde bis Mitte des Monats gestellt, sagte Braun und zeigte sich optimistisch, grünes Licht zu bekommen. Eine Kartellamtssprecherin sagte, ihre Behörde habe den Prüf-Markt bereits 2007 untersucht, als Tüv Süd und Tüv Nord eine Fusion planten. Zu Ergebnissen wollte sie sich jedoch nicht äußern. Das neue Verfahren werde ein bis vier Monate dauern.

Für Autofahrer, die ihren Wagen zur Hauptuntersuchung bringen, ändert sich nach Ansicht des ADAC kaum etwas. „Sollten sich Einsparungen ergeben, kommen die beim Autofahrer vermutlich nicht an“, erwartet ein Verbandssprecher. Das Unternehmen werde das Geld eher in die Expansion stecken. Mit dem Bereich „Mobilität“, zu dem die Hauptuntersuchungen gehören, erzielen Tüv Rheinland und Tüv Süd etwa ein Drittel ihrer Umsätze.

Nils-Viktor Sorge

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