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Wirtschaft: Fusion geplant: Jack Welch will keine Zugeständnisse machen

Der Streit um die Übernahme von Honeywell International durch General Electric (GE) hat sich am Wochenende auf die politische Ebene verlagert und dadurch weiter verschärft. US-Präsident George W.

Der Streit um die Übernahme von Honeywell International durch General Electric (GE) hat sich am Wochenende auf die politische Ebene verlagert und dadurch weiter verschärft. US-Präsident George W. Bush äußerte sich "besorgt" über das drohende Veto durch die Europäische Kommission gegen den Zusammenschluss der beiden amerikanischen Unternehmen. Sein Handelsminister Don Evans forderte die Wettbewerbshüter in Brüssel auf, ihre ablehnende Haltung noch einmal zu überdenken. GE hat die Übernahme bereits abgeschrieben. "Wir sind weit entfernt von der EU-Kommission und planen unsere Zukunft ohne Honeywell", sagte der designierte Konzernchef Jeffrey Immelt.

Ein nochmaliges Verhandeln schloss Immelt am Wochenende konsequent aus: "Wir haben unser letztes Angebot vorgelegt, wir werden nicht mehr verhandeln." Die Wettbewerbshüter um Kommissar Mario Monti wollen am 12. Juli entscheiden, ob sie grünes Licht für eine Megafusion der beiden US-Unternehmen geben. Der Mischkonzern GE hatte vor, Honeywell für 41,7 Milliarden Dollar zu übernehmen. Die Kartellwächter monierten allerdings, dass die beiden Unternehmen dann den Markt für Flugzeugtriebwerke beherrschen würden und hatten deshalb weitgehende Zugeständnisse verlangt.

Größter Zankapfel im Wettbewerbspoker war die Tochter GE Capital Aviation Services (Gecas). Die EU befürchtete, dass Flugzeugbauer künftig gezwungen werden könnten, Honeywell-Produkte zu kaufen, um nicht Gefahr zu laufen, das Leasing-Unternehmen von GE als renommierten Großkunden zu verlieren. Gecas ist der größte Flugzeugbesteller der Welt. Monti beharrte deshalb auf der Ausgliederung der Leasing-Tochter aus dem GE-Verbund. Das wollte GE-Chef Jack Welch nicht akzeptieren.

Deshalb kommt jetzt wieder United Technologies (UTC) als möglicher Käufer von Honeywell ins Gespräch. Dem US-Mischkonzern gehören bereits die Flugzeugausrüster Pratt & Whitney (Triebwerke), Sikorsky (Hubschrauber) und Hamilton Sundstrand (Komponenten). Den Löwenanteil seiner Umsätze erwirtschaftet UTC allerdings mit dem größten US-Heizungs- und Klimaanlagenproduzenten Carrier sowie dem weltgrößten Aufzug- und Rolltreppenbauer Otis. Insgesamt wies der Konzern aus Hartford im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von 26,6 Milliarden Dollar einen Gewinn von 1,8 Milliarden Dollar aus.

Einem Bericht der "New York Post" zufolge würde UTC im zweiten Anlauf rund 35 Milliarden Dollar für Honeywell bieten. Das letzte Gebot hatte noch bei 40 Milliarden Dollar gelegen, ehe GE dazwischen sprang und die Übernahmeschlacht in letzter Minute mit einem höheren Preis für sich entschied. Ein Kauf durch UTC käme allerdings eher einer Fusion unter gleichberechtigten Partnern als einer Übernahme wie im Falle GE gleich. Bei ersten Verhandlungen hatten sich beide Partner darauf verständigt, künftig unter dem bekannteren Namen Honeywell auftreten zu wollen. UTC-Chef George David war dafür als neuer Vorstandsvorsitzender vorgesehen.

George W. Bush verkniff sich nur mühsam seinen Ärger über die voraussichtliche Ablehnung der Fusion von General Electric und Honeywell durch die Brüsseler EU-Kommission. "Ich bin doch sehr besorgt", sagte der amerikanische Präsident auf seiner Europa-Reise in Warschau: "Unsere Regierung hat die Fusion genehmigt, Kanada hat sie genehmigt. Nur die Europäer wollen sie verhindern." Wenn die EU-Kommission erstmals eine von den amerikanischen Kartellbehörden bereits abgesegnete Fusion ablehnen sollte, würden sich vor allem im Kongress neue Ressentiments gegen den alten Kontinent breit machen. Ein von Brüssel verursachtes Scheitern des Zusammenschlusses würde die einflussreiche Fraktion der Protektionisten im Kongress stärken uns weiter wachsen lassen.

tor, zz, hus

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