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Fusion in Frankreich: Eon und RWE unter Zugzwang

In Frankreich entsteht ein neuer Energieriese: Die deutschen Konzerne müssen sich auf die wachsende Konkurrenz einstellen.

Paris/Düsseldorf - Die neuen Partner schwelgen in Superlativen: Die Fusion ihrer Unternehmen habe eine „globale Dimension“, der neue Konzern werde zu den weltweit größten Strom- und Gasversorgern gehören, erklärten die Chefs von Suez, Gerard Mestrallet, und Gaz de France (GDF), Jean-François Cirelli, am Montag stolz in Paris.

Am Vorabend hatten die Verwaltungsräte beider Konzerne den Zusammenschluss, der bereits vor eineinhalb Jahren angekündigt worden war, endlich auf den Weg gebracht.

Analysten begrüßten den Schritt. Die Investmentbank Merrill Lynch zum Beispiel sprach von einer „starken industriellen Logik“. Denn mit Suez und GDF vermählt sich Europas größter Gasanbieter mit Europas fünftgrößtem Stromkonzern. Sie können nun aus einer Hand Kunden mit Strom- und Gasangeboten umwerben. Bislang beliefert GDF in Frankreich zwar über 7,5 Millionen Kunden mit Gas, hat aber keinen Strom im Angebot. Bei Suez ist es umgekehrt. Der Konzern verfügt mit der belgischen Electrabel zwar über sieben Kernkraftwerke, hat aber in Frankreich eine zu kleine Kundenbasis.

Zunächst dürfte Frankreichs Stromriese EDF die neue Konkurrenz zu spüren bekommen. Wenn, wie von der EU-Kommission gewünscht, bald der Wettbewerb um Frankreichs Haushalte in Schwung kommt, steht EDF ein ernst zu nehmender Wettbewerber gegenüber. EDF bietet zwar auch Gas an, verfügt aber im Unterschied zu GDF/Suez über keine nennenswerten Lager- und Transportkapazitäten – von eigenen Gasfeldern ganz zu schweigen.

Unter Druck stehen auch die deutschen Konzerne Eon und RWE, die noch nicht zum Zuge gekommen sind. Eon-Chef Wulf Bernotat hat nach der gescheiterten Übernahme des spanischen Konkurrenten Endesa vorerst Abstand von einer Großübernahme genommen. Endesa war letztlich von der italienischen Enel gekauft worden, die ihre kleine spanische Tochter Viesgo und einige Aktivitäten in Italien und Frankreich dafür Eon überließ – als Dank für den freiwilligen Rückzug.

RWE-Chef Harry Roels hat sich mit Hinweis auf die hohen Kaufpreise schon früh aus dem Fusionswettlauf zurückgezogen. Die Zurückhaltung hat RWE allerdings in eine unbequeme Lage gebracht. Weil der Konzern durch geschickte Verkäufe von Randaktivitäten über eine gut gefüllte Kasse verfügt, gilt er als eines der wenigen Unternehmen aus der ersten Reihe, die noch für eine Übernahme zu haben wären. Enel soll entsprechende Pläne geprüft, sich dann aber für Endesa entschieden haben. Hartnäckig halten sich nun Gerüchte, EDF sei an RWE interessiert.

Nach Einschätzung von Michael Hegel von der Privatbank Sal. Oppenheim ist der Wettlauf noch nicht beendet: „Der Zusammenschluss von GDF und Suez setzt die unter Handlungsdruck, die noch nicht aktiv waren.“ ali/juf (HB)

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