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Fusion: NYSE und Euronext bilden weltgrößte Börse

Die New Yorker NYSE und die europäische Vierländerbörse Euronext schließen sich zur größten Börse der Welt zusammen. Für die Deutsche Börse AG, die Euronext ebenfalls kaufen möchte, ist dies ein herber Schlag.

New York - Aus der als "Fusion Gleicher" deklarierten Transaktion entsteht die NYSE Euronext. Die beiden Unternehmen bilden den ersten großen transatlantischen Börsenbetreiber. Für die Deutsche Börse AG, die Euronext ebenfalls kaufen möchte, war dies ein herber Schlag. Sie dürfte es nach der Unterzeichnung des Zusammenschluss-Abkommens zwischen NYSE und Euronext viel schwerer haben, die Euronext-Aktionäre doch noch für ihre Offerte zu gewinnen. Im Zuge der Zehn-Milliarden-Dollar-Transaktion sollen die NYSE-Aktionäre ihre Aktien im Verhältnis von eins zu eins in Aktien der neuen NYSE Euronext umtauschen. Die Aktien der NYSE hatten vor der Ankündigung um 4,43 Prozent auf 62,45 Dollar zugelegt und waren damit insgesamt fast zehn Milliarden Dollar wert.

Die Aktionäre der Euronext NV sollen jede ihrer Aktien in 0,98 Aktien der NYSE Euronext umtauschen können und zusätzlich 21,32 Euro in bar erhalten. Euronext werde auch seine vorher angekündigte außerordentliche Ausschüttung von drei Euro je Aktie vornehmen, hieß es. Obwohl der Zusammenschluss als Fusion Gleicher deklariert wurde, sieht die Wall Street die Transaktion als Kauf der Euronext durch die NYSE an. Chef der NYSE Euronext wird der derzeitige NYSE-Chef John Thain. Euronext-Chef Jean-François Théodore wird sein Stellvertreter und Leiter des internationalen Geschäfts. Die NYSE wird elf der 20 Verwaltungsratsmitglieder stellen.

Aktionäre müssen noch zustimmen

Die NYSE- und die Euronext-Aktionäre müssen die Transaktion jeweils erst billigen. Das gilt auch für die Aufsichtsbehörden auf beiden Seiten des Atlantik. Danach soll das Umtauschangebot für die Aktionäre der Euronext innerhalb von sechs Monaten über die Bühne gehen. Die beiden Firmen sehen keine kartellrechtlichen Probleme.

NYSE Euronext wird als amerikanische Holdinggesellschaft mit US-Sitz in New York operieren. Das internationale Geschäft wird von europäischen Zentralen in Paris und Amsterdam geführt. Die NYSE Euronext kontrolliert Börsen in New York, Paris, Amsterdam, Brüssel, Lissabon und wird auch lukrative Derivative-Produkte an dem zu Euronext gehörenden Londoner Terminmarkt Liffe handeln.

Die neue NYSE Euronext wird einen Börsenwert von insgesamt rund 15 Milliarden Euro (20 Mrd. Dollar) haben. Es werden dort täglich Wertpapiere und andere Kontrakte im Gesamtwert von 80 Milliarden Euro gehandelt werden. Die Aktien der an der NYSE Euronext notierten Unternehmen haben einen Gesamtwert von 21 Billionen Euro. Es werden durch den Zusammenschluss Ersparnisse von 295 Millionen Euro erwartet, wobei die technische Infrastruktur 195 Millionen Euro beisteuern soll. Die Aufsichtsbehörden in den jeweiligen Märkten würden die Regulierung der jeweiligen Märkte übernehmen.

Vergeblicher Versuch der Deutschen Börse

Die Deutsche Börse hatte trotz des sich abzeichnenden Erfolgs der US-Konkurrenz bis zuletzt versucht, die Euronext-Aktionäre für ihr eigenes Fusionsangebot zu gewinnen. Zuletzt schlug sie Euronext sogar unter bestimmten Umständen den Chefposten in einem gemeinsamen Unternehmen vor. Die Deutsche Börse bot Euronext-Aktionären in einer "Fusion unter Partnern" 76,60 Euro in bar und Aktien des neuen Unternehmens. Euronext favorisierte jedoch schon länger das NYSE-Angebot. Gegen eine innereuropäische Lösung standen vor allem die Interessen Pariser Marktteilnehmer sowie Wettbewerbsbedenken.

Für Freitag wurde eine gemeinsame Pressekonferenz in Paris angekündigt. Für den Fall eines Scheiterns bei Euronext erwägt die Deutsche Börse, die Betreibergesellschaft des Frankfurter Handelsplatzes, Wachstum durch andere Zukäufe. Als eine Möglichkeit wurden Zusammenschlüsse mit deutschen Regionalbörsen genannt.

Bei der London Stock Exchange, bei deren Übernahme die Deutsche Börse früher gescheitert war, ist inzwischen die US-Technologiebörse NASDAQ mit 25,1 Prozent eingestiegen. Damit bilden sich zwei große transatlantische Börsenverbünde. (tso/dpa)

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