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Wirtschaft: Fusion: Pharmakonzern Novartis steigt bei Roche ein

Die Überraschung ist geglückt, der Schweizer Pharmakonzern Novartis AG steigt beim Basler Nachbarn und Konkurrenten Roche Holding AG ein. Novartis übernimmt 20 Prozent der Inhaberaktien von Roche zum Stückpreis von 151 Schweizer Franken.

Die Überraschung ist geglückt, der Schweizer Pharmakonzern Novartis AG steigt beim Basler Nachbarn und Konkurrenten Roche Holding AG ein. Novartis übernimmt 20 Prozent der Inhaberaktien von Roche zum Stückpreis von 151 Schweizer Franken. Unter den europäischen Pharmaunternehmen belegt Novartis Rang vier, Roche ist Nummer fünf. Würden die beiden Nachbarn fusionieren, entstünde der weltweit drittgrößte Pharmakonzern mit einem Umsatz von 20 Milliarden Dollar. Für die Beteiligung zahlt Novartis 4,83 Milliarden Schweizer Franken (3,1 Milliarden Euro). Dafür bekommt Novartis jedoch nur 3,7 Prozent am Roche-Kapital. Verkäufer des Pakets ist die BZ Gruppe Holding AG, hinter der der Schweizer Bankier Martin Ebner steht.

Zehn Jahre hatte Ebner vergeblich versucht, die Familienfestung Roche zu schleifen. Sein Ziel: Dem Basler Pharmakonzern sollte dank einer modernen Kapitalstruktur eine bessere Wettbewerbsposition auf dem Weltpharmamarkt eröffnet werden. Denn im Gegensatz zum Nachbarn Novartis und allen großen internationalen Wettbewerbern kann Roche Übernahmen nicht mit eigenen Aktien bezahlen. Der Grund: Das Kapital der Roche Holding AG besteht nach dem vor wenigen Tagen erfolgten Split eins zu 100 aus 160 Millionen Inhaberaktien (Nennwert ein Franken) und gut 702,5 Millionen stimm- und nennwertlosen Genussscheinen. Bei einer Übernahme durch die Emission weiterer Aktien würde der Pool der Gründerfamilien seine Stimmenmehrheit verlieren. Es gibt jedoch keine Anzeichen dafür, dass die Familien Hoffmann und Oeri bereit sind, ihren beherrschen Einfluss auf Roche Preis zu geben.

Der langjährige Verwaltungsratspräsident Fritz Gerber, Sprecher des Familienpools und weiterhin Verwaltungsratsmitglied, erklärte, eine Änderung der Aktienstruktur sei nicht vorgesehen. Am Willen der Mehrheitsaktionäre, die Unabhängigkeit von Roche zu bewahren, ändert sich also mit dem Einstieg von Novartis vorläufig nichts. Dennoch sprach Novartis-Chef Daniel Vasella von einer "langfristigen finanziellen Investition von strategischer Natur".

Der Wechsel des Aktienpakets von der BZ Gruppe zu Novartis kommt zu einem für Roche ungünstigen Zeitpunkt. Im Gegensatz zu den Basler Nachbarn muss sich Franz Humer, Roche-Verwaltungsratspräsident und -Konzernchef, mit einem unter dem Marktdurchschnitt liegenden Pharmawachstum auseinander setzen. Vor allem in den USA soll es Absatzprobleme geben. Unterschlagen wird bei der Bewertung des Konzerns andererseits häufig, dass Roche neben der erfolgreichen Pharmasparte bei Diagnostika wie auch bei Vitaminen Weltmarktführer ist. Insbesondere die Diagnostika haben sich nach der Integration von Boehringer Mannheim gut entwickelt. Roche-Chef Humer sieht im Novartis-Einstieg kurzfristig keine Auswirkungen auf Roche. Eine Übernahme könne er sich kurz- und mittelfristig nicht vorstellen. Ein punktuelle Zusammenarbeit wollen beide Seiten aber nicht ausschließen.

ef

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