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Wirtschaft: Fusionsgerüchte nun auch bei der Deutschen Bank

FRANKFURT (MAIN) (ro).Nach der Dresdner Bank ist nun auch die Deutsche Bank im Gespräch für die mögliche Übernahme einer US-Bank.

FRANKFURT (MAIN) (ro).Nach der Dresdner Bank ist nun auch die Deutsche Bank im Gespräch für die mögliche Übernahme einer US-Bank.Eine Bestätigung für angebliche Gespräche zwischen der Deutschen Bank und der US-Investmentbank J.P.Morgan über eine Übernahme oder eine Fusion gab es am Freitag in Frankfurt offiziell aber nicht."Kein Kommentar", hieß es bei der Deutschen Bank.Analysten nahmen das nicht neue Gerücht, das am Morgen auf dem Börsenparkett die Runde machte, gelassen auf.Auch wenn ein solches Zusammengehen zumindest für die Deutsche Bank Sinn machen würde."Die Deutsche Bank muß ihre Position in den USA stärken, wenn sie zu den Top-Investmentbanken gehören will", sagt Dieter Hein, Banken-Analyst bei der Commerzbank.Der Aufbau einer eigenen schlagkräftigen Einheit würde lange dauern.

Auch Dresdner-Bank-Vorstand Bernhard Walter hatte in den vergangenen Wochen stets betont, die Bank wolle sich in den Vereinigten Staaten deutlich verstärken.Nach Treffen mit Vorstandschefs anderer US-Häuser konzentriert sich die Dresdner nun auf eines der größten US-Brokerhäuser, die Paine Webber Group Inc, New York.(wir berichteten).Mit einer Übernahme oder einer Fusion mit einer US-Investmentbank könnte auch das größte deutsche Geldhaus, die Deutsche Bank, das Problem einer Präsenz in den USA schneller lösen.Auch deshalb sei an dem Gerücht etwas dran, glaubt Hein.Wenn es allerdings so weit kommen sollte, erwartet der Bankenkenner eher eine Fusion als eine Übernahme.Ein Kauf wäre eine teure Angelegenheit.Beobachter schätzen den Wert von J.P.Morgan auf etwa 30 Mrd.Dollar.Zum Vergleich: Bei der bislang teuersten Akquisition hat die Deutsche Bank 1989 für Morgan Grenfell knapp drei Mrd.DM auf den Tisch gelegt.

Auch die Dresdner Bank müßte indessen tief in die Tasche greifen, um Paine Webber vollständig zu übernehmen.Das Brokerhaus wird derzeit an der Börse mit einer Marktkapitalisierung von 6,45 Mrd.Dollar gehandelt.

Im Fall der Deutschen Bank rechnen die Analysten nicht mit einer schnellen Nachricht über eine Fusion oder einen Kauf.So auch Norbert Barth von der BHF Bank.Aber natürlich sei die Bankenlandschaft weiter in Bewegung und die Deutsche Bank habe sich die Option zur Übernahme von Konkurrenten immer offen gehalten.Derzeit allerdings konzentriere sich das Geldhaus auf die Stärkung der Position in Europa.Vor einer möglichen Fusion mit J.P.Morgan seien, so Barth, noch viele Fragen zu klären.Dazu gehört auch, daß die Aktie der Deutschen Bank, im Gegensatz zu Daimler, nicht an der Wall Street notiert ist und daß sie ihre Bilanz nicht nach den US-Vorschriften aufstellt.Zum anderen müsse J.P.Morgan natürlich zu einer Fusion bereit sein.Da gebe es bislang keine Signale.

Klar ist, daß die Deutsche Bank mit ihren Ergebnissen im Investment-Bereich noch nicht zufrieden ist, auch wenn sie sich, wie Vorstandssprecher Rolf Breuer unlängst bei der Vorlage des Halbjahresberichtes betonte, hervorragend entwickelt hätte und die Investmentsparte ein "wesentlicher, profitabler Teil der Deutschen Bank" sei."Nach lediglich drei Jahren des Aufbaus sind die Fundamente für eine erfolgreiche Zukunft gelegt".Damit zahle sich die vom Vorstand im Frühjahr eingeleitete radikale Umstrukturierung bereits aus.

Im Blick auf die weitere Verbesserung der Position verweist der Vorstandssprecher immer wieder darauf, daß man vor allem aus eigener Kraft vorankommen wolle."Wir brauchen nicht zu fusionieren, wir schaffen es auch alleine." Allerdings hat Breuer bei anderen Gelegenheiten betont, daß man bei günstigen Kauf- oder Fusionsgelegenheiten auch zugreifen werde.Die Bank wolle sich auf Europa konzentrieren nach dem Motto "Zuerst Europa, aber nicht nur Europa".Die USA blieben ein wichtiger Markt.

Mit J.P.Morgan würde die Deutsche Bank in jedem Fall einen großen Schritt nach vorne tun.Das US-Unternehmen zählt zu den weltweit wichtigsten Investmentbanken und belegte 1997 nach eigenen Angaben mit Blick auf die Betreuung von Übernahmen und Fusionen weltweit den siebten Platz.In den USA war es Rang neun, in Europa Rang vier und in Deutschland Rang eins.Damit liegt J.P.Morgan weit vor der Deutschen Bank, die es selbst bei der Betreuung von Fusionen in Deutschland nur auf den sechsten Platz brachte.

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