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Wirtschaft: Fusionsgerüchte treiben Kurse deutscher Finanztitel Erneut Spekulationen um Verschmelzung von Großbanken

(dr). Für die Börsianer waren die Meldungen ein gefundenes Fressen.

(dr). Für die Börsianer waren die Meldungen ein gefundenes Fressen. Nach Berichten über ein Treffen der Chefs der führenden deutschen Privatbanken, Josef Ackermann (Deutsche Bank), Dieter Rampl (HypoVereinsbank), Klaus-Peter Müller (Commerzbank) und Herbert Walter (Dresdner Bank), kochten die Gerüchte über eine bevorstehende Großfusion wieder hoch. Und die Kurse kletterten. Insbesondere die Hypo-Vereinsbank-Aktien verbesserten sich um mehr als fünf Prozent, Commerzbank-Papiere stiegen um über vier Prozent, und Deutsche-Bank-Aktien legten um drei Prozent zu.

Doch die Banken wiegelten ab. Auch aus dem Hause von Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD), der eine Fusion angeregt haben soll, hieß es nur: „Grober Unsinn“. Eichel soll auf eine Megafusion gedrängt haben, um Übernahmen aus dem Ausland abzuwehren, zudem sorge sich der Minister um eine ausreichende Versorgung des Mittelstands mit Krediten und den Erhalt von Arbeitsplätzen. In Frankfurter Bankenkreisen hieß es lediglich, die Vertreter der großen Institute träfen sich alle paar Wochen, „und dann kommen auch diese Gerüchte wieder hoch“. „Die müssen erst einmal ihre Aufgaben im jeweils eigenen Hause erledigen“, so ein Branchenbeobachter auf dem Börsenparkett.

Zu viele Filialen

Und Aufgaben gibt es genug zu erledigen. In Deutschland gibt es trotz Filialschließungen immer noch zu viele Bankstellen, urteilen Betriebswirte. Unter anderem deshalb sei die Ertragslage der deutschen Banken im internationalen Vergleich schlecht. Dies zeigt sich auch in der Marktkapitalisierung. Die Zahl, errechnet aus der Zahl der Aktien mal dem Aktienkurs, liegt bei der Commerzbank bei rund 6,5 Milliarden Euro, bei der Hypo-Vereinsbank bei etwa acht Milliarden Euro. Selbst die Deutsche Bank gilt in Branchenkreisen mit einer Marktkapitalisierung von gut 32,3 Milliarden Euro immer noch als relativ billig. Zum Vergleich: Die britische Großbank HSBC bringt es auf etwa 131 Milliarden Euro, für die schweizerische UBS errechnen sich rund 58 Milliarden Euro.

Alexander Plenk, Analyst bei der Bankgesellschaft Berlin, glaubt derzeit dennoch nicht an eine Megafusion. „Eine Megafusion würde das Hauptproblem der deutschen Banken, die zu schwache Ertragslage, nicht lösen“, so Plenk. Auch Helmut Hipper, Fondsmanager bei Union Investment, rechnet nicht mit einer Megafusion. Zwar könnten Zusammenschlüsse zwischen deutschen Geldinstituten durchaus Sinn machen, weil dadurch Kosten gespart werden könnten. Auf der anderen Seite kosten Fusionen viel Geld, da beispielsweise Computersysteme miteinander vernetzt werden müssten oder Personal entlassen werde, argumentierte er. Nach seiner Einschätzung dürfte es in Zukunft vor allem verstärkt Kooperationen zwischen Banken in einzelnen Bereichen geben.

Einer der Gründe für das schlechte Abschneiden der deutschen Großbanken: Zusammengerechnet bringen sie es bei den Privatkunden nur auf einen Marktanteil von etwa 20 Prozent. Rund 50 Prozent aller Girokonten verwalten nach wie vor die öffentlich-rechtlichen Sparkassen und die Landesbanken.

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