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Zahlenrabe. Das Spiel des Herstellers Exozet soll Kinder ab vier Jahren beim Rechnen unterstützen.

© promo

Gamescom: Mobile Spiele erobern Smartphones und Tablets

Mehr als 25 Millionen Menschen in Deutschland spielen Computerspiele - immer häufiger auf Smartphones und Tablets. Auf der Spielemesse Gamescom, die am Donnerstag in Köln beginnt, präsentieren auch 13 Firmen aus Berlin die aktuellen Trends.

Berlin - Karotten, Pflaumen oder Äpfel zählen, so lernen Kinder spielerisch die Welt der Zahlen kennen. Richtiges Obst ist dafür gar nicht nötig: Heute gibt es Karotten, Pflaumen oder Äpfel selbstverständlich digital, und gezählt wird per Fingerzeig auf dem Tabletcomputer oder Smartphone. Der Berliner Spieleentwickler Exozet hat den „Zahlenraben“ gerade für die traditionelle Spielzeugfirma Haba entwickelt und wird das Spiel nun unter anderen auf der Computerspielemesse Gamescom in Köln präsentieren.

Mehr als 25 Millionen Menschen in Deutschland spielen Computerspiele, hat der IT-Branchenverband Bitkom ermittelt. Somit haben sich die Spiele längst von einem Nischenphänomen zu einem populären Unterhaltungsmedium entwickelt. Ein Grund ist auch, dass zunehmend auf Smartphones gespielt wird, die man ja immer bei sich hat. Fast jeder zweite Spieler (44 Prozent) in Deutschland spielt inzwischen auf seinem Mobiltelefon.

Mobile Spiele sind einer der wichtigsten Trends auf der Gamescom. Eine maßgebliche Rolle auf der Messe werden aber auch die neuen Spielekonsolen von Microsoft und Sony spielen. In Köln werden die Xbox One und die Playstation 4 erstmals in Deutschland zu sehen sein. „Die Branche ist gespannt darauf, ob sich die nächste Generation der Spielekonsolen durchsetzt – oder ob andere smarte Geräte ihnen weiter Marktanteile abjagen“, sagt Michael Liebe vom Games.net Berlin-Brandenburg. Smarte Geräte, das sind Fernseher, Computer, Tablet oder Smartphone mit Internetanschluss. Sie haben in den vergangenen Jahren an Bedeutung stark zugenommen.

Weil viele Kunden auf die anstehenden Generationswechsel bei den Spielekonsolen gewartet haben, ist der Umsatz mit Computerspielen im ersten Halbjahr 2013 leicht zurückgegangen. Trotz des lauen Starts erwartet der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) für 2013 insgesamt aber einen Umsatzzuwachs um 3,5 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Deutschland sei der weltweit stabilste Markt, sagen die Experten.

Dabei haben die neuen Spieleformen online und mobil die Geschäftsmodelle deutlich verändert. Während Konsolenspiele bisher über den klassischen Handel verkauft wurden und pro Spiel etwa 50 Euro verlangt wurden, sind Online- und mobile Spiele in den meisten Fällen zunächst kostenlos – „free to play“. Einnahmen erzielen die Anbieter über den Verkauf virtueller Güter wie Zauberstäbe oder besondere Waffen. Spieler, die diese im Laufe des Spieles erwerben, kommen schneller voran oder steigen in höhere Level auf. Mit virtuellen Zusatzinhalten wurden nach Angaben des BIU allein im ersten Halbjahr dieses Jahres 93 Millionen Euro umgesetzt.

„Das Konzept des ,free to play’ wird es auch immer mehr bei den Konsolenspielen geben“, sagt Liebe von Games.net. Damit wollen die Hersteller auch die Kunden locken, die sich von Spielepreisen von 50 Euro und mehr abschrecken lassen. Ein weiterer wichtiger Trend sei die Vermarktung der Spiele über alle Plattformen. „Die Idee ist, dass man ein Spiel auf allen Endgeräten von der Konsole über PC und Tablet bis zum Smartphone und Smart-TV synchron spielen kann“, sagt Liebe.

Schaut man auf die Computerspielbranche, ist Hamburg in Deutschland immer noch Standort Nummer eins. „Hamburg hat einfach früher angefangen, diese Branche zu entwickeln“, sagt Liebe. Berlin sei aber breiter aufgestellt. Die digitale Spieleindustrie zählt in Berlin-Brandenburg nahezu 200 Unternehmen. Dazu gehören etablierte Spieleentwickler für PC und Konsole wie Yager oder Morgen Studios, aber auch Unternehmen wie Wooga oder Gameduell, die Online- und mobile Spiele entwickeln. Hinzu kommen Vermarkter wie Gamegenetics oder Hitfox. Auch internationale Größen wie Kabam oder Gameloft sind vertreten. „Schließlich gibt es eine Reihe von Ausbildungseinrichtungen wie die Games Academy und wichtige Veranstaltungen wie die Deutschen Gamestage oder Institutionen wie das Computerspielemuseum, die Berlin für die Gamerszene interessant machen“, sagt Liebe. Games.net Berlin-Brandenburg wiederum ist ein Netzwerk, das die Unternehmen bei der Vermarktung und Internationalisierung unterstützen will.

Auf der Gamescom werden 13 Unternehmen aus der Hauptstadtregion mit einem Gemeinschaftsstand vertreten sein. Dazu gehören auch Exozet und Gamegenetics. Sechs Monate hat es gedauert, bis Exozet mit dem „Zahlenraben“ fertig war, zehn Leute waren an dem Projekt beteiligt. Mindestens fünf werden jeden Tag auf der Gamescom vertreten sein, um dieses und andere Spiele potenziellen Geschäftspartnern vorzustellen.

Auch der Terminkalender von Gamegenetics-Gründer und Geschäftsführer Alexander Piutti ist ziemlich voll, er nimmt gleich elf seiner 50 Leute mit nach Köln. „Die Gamescom ist die wichtigste Gamesmesse in Europa“, sagt Piutti. „Eine gute Gelegenheit, um unsere Partner persönlich zu treffen.“ Gamegenetics vermarktet Spiele. 50 Milliarden Mal im Monat erscheint eine Spielewerbung auf einem Smartphone oder PC-Bildschirm irgendwo in der Welt. Damit ist Gamegenetics nach eigenen Angaben weltweit die Nummer eins unter den digitalen Spieledistributoren. Nur noch zehn bis 15 Prozent seines Umsatzes macht das Berliner Unternehmen in Deutschland. Die Gamescom ist aber auch berühmt für ihre Partys. Die des weißrussischen Unternehmens Wargaming seien besonders berühmt, erzählt Piutti. Vergangenes Jahr hätten die sogar echte Panzer aufgefahren. Weitere Details will er nicht verraten.

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