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Wirtschaft: Ganswindt kommt frei – für ein paar Tage Beschuldigter in Siemens-Affäre sagte erneut aus

München - Der inhaftierte frühere Siemens-Manager Thomas Ganswindt kann die Feiertage zu Hause verbringen. Wie das „Handelsblatt“ aus Justizkreisen erfuhr, darf Ganswindt, bis Ende September Mitglied des Siemens-Zentralvorstands, die Justizvollzugsanstalt Landsberg vor Weihnachten verlassen.

München - Der inhaftierte frühere Siemens-Manager Thomas Ganswindt kann die Feiertage zu Hause verbringen. Wie das „Handelsblatt“ aus Justizkreisen erfuhr, darf Ganswindt, bis Ende September Mitglied des Siemens-Zentralvorstands, die Justizvollzugsanstalt Landsberg vor Weihnachten verlassen. Ein Haftverschonungsbeschluss liegt demnach bereits vor. Bislang ist Ganswindt der ranghöchste Beschuldigte im Korruptionsverfahren bei Siemens. Gestern erschien es lange fraglich, ob er aus der Untersuchungshaft entlassen wird. Die Staatsanwaltschaft hatte eine für Donnerstag angekündigte Erklärung überraschend auf den heutigen Freitag verschoben.

Ganswindts Anwälte hatten auf eine Reaktion der Ermittler gehofft. Denn der Manager hatte tags zuvor umfangreich ausgesagt. Bereits kurz nach seiner Inhaftierung vor anderthalb Wochen hatte er eingeräumt, seit Dezember 2004 von illegalen Provisionszahlungen in der Kommunikationssparte Com erfahren zu haben. Im Haftbefehl hatte ihm die Staatsanwaltschaft vorgeworfen, zwar nicht das ganze System gekannt zu haben. Doch habe er seine „schützende Hand“ über die korrupten Strukturen im Bereich gehalten. Die Staatsanwaltschaft wirft etwa zwölf aktiven und ehemaligen Siemens-Managern von Com vor, ein System schwarzer Kassen eingerichtet und dorthin mindestens 200 Millionen Euro geschleust zu haben.

Anwälte von Beschuldigten versuchen, den Vorwurf der Untreue zu widerlegen. „Die Tatsache, dass auch im abgelaufenen Geschäftsjahr Millionen für dubiose Beraterverträge geflossen sind, widerlegt die These, dass sich eine Bande zusammengeschlossen hat, um dem Konzern zu schaden“, sagte der Anwalt des Beschuldigten Reinhard S., Wolfgang Kreuzer, dem Tagesspiegel. Reinhard S., ehemaliger kaufmännischer Angestellter bei Com, gilt als Schlüsselfigur in der Affäre. Er soll das Schmiergeldsystem zeitweise verwaltet haben. Ende 2004 schied er aus dem Konzern aus.

„Wenn sich jetzt herausstellt, dass das System auch nach dem Ausscheiden von S. weitergegangen ist, stürzt die Bandentheorie von Herrn von Pierer zusammen“, sagte Kreuzer. „Dann muss das ganze System von oben angeordnet gewesen sein.“ Der frühere Vorstands- und jetzige Siemens-Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer hatte gesagt, eine Bande von Mitarbeitern habe sich zusammengetan, um alle Sicherungen von Siemens zu durchbrechen. cha (HB)/nic

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