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Wirtschaft: Gasag baut in Berlin 1000 Arbeitsplätze ab

BERLIN (dw).Die Gasag will in den kommenden vier Jahren 1000 Arbeitsplätze abbauen und damit die Beschäftigtenzahl nahezu halbieren.

BERLIN (dw).Die Gasag will in den kommenden vier Jahren 1000 Arbeitsplätze abbauen und damit die Beschäftigtenzahl nahezu halbieren.Gewerkschaften und Betriebsrat stimmten dem "Fitneßprogramm für den Wettbewerb" am Freitag im Grundsatz zu.Betriebsbedingte Kündigungen sollen vermieden werden.Dennoch müssen sich die Beschäftigten auf große Veränderungen einstellen: Eine ganze Reihe von Konzernbereichen wird ausgelagert, mindestens 750 Mitarbeiter sollen sich in einem "Beschäftigungs-Center" fortbilden oder umschulen lassen.

Die Gewerkschaften sahen keine Alternative, als der radikalen Umstrukturierung des Berliner Gasversorgers zuzustimmen."Wir hatten die Wahl: Entweder die Gasag an die Wand fahren zu sehen - oder noch die Kurve zu kriegen", beschrieb Hartmut Friedrich von der Deutschen Angestellten Gewerkschaft (DAG) die Gewissensnot: "Dies ist kein Jubeltag für die Arbeitnehmer." Uwe Scharf, Stellvertretender Vorsitzender der ÖTV Berlin und des Gasag-Aufsichtsrates erklärte: "Ich gehe davon aus, daß betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden können." Jetzt gehe es darum, die Grundsatzentscheidung durch einen neuen Tarifvertrag im Detail zu regeln: "Die Mühen der Ebene liegen noch vor uns", mahnte er.

Durch den Stellenabbau hofft die Gasag, 100 Mill.DM einsparen zu können.Nötig wird der Umbau des vor einem Jahr privatisierten Unternehmens durch die Konkurrenz auf dem Energiemarkt: Nach dem neuen Energierecht werden die Gebietsmonopole aufgelöst, müssen sich die Versorger dem Wettbewerb stellen.Die neuen Haupt-Aktionäre Bewag und Gaz de France hatten erste Pläne zum Gasag-Umbau bereits im vergangenen Oktober vorgelegt.

"Wir müssen schneller und flexibler am Markt sein", erklärte Gasag-Chef Rudolf Schulten.Die "schwerfällige und bürokratische" Gasag müsse die Monopol-Mentalität hinter sich lassen und sich künftig "ganz auf die Bedürfnisse des Kunden ausrichten." Die Verbraucher seien damit "die eigentlichen Profiteure der Umstrukturierung".Der Gasag-Chef und Personalvorstand Jörg Rommerskirchen dankten dem Betriebsrat und den Gewerkschaften, daß die schmerzhaften aber notwendigen Entscheidungen am "Runden Tisch" in harter, aber fairer Verhandlung und "ohne Durchstechereien" erreicht werden konnten.Die konstruktive Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretern sei ein "ausgesprochen ermutigendes Zeichen für andere Privatisierungsfälle."

Im Detail sehen die Pläne vor, die Zahl der Arbeitsplätze von heute 2415 auf 1400 im Jahre 2003 zu reduzieren.Nach früheren Plänen sollte die Stellenzahl lediglich auf 2100 sinken.Künftig sollen 1150 im Kerngeschäft und 250 in neuen Geschäftsfeldern tätig sein.Schulten kündigte das Outsourcing des Abrechnungsbereiches mit 400 Mitarbeitern noch in diesem Jahr an.Langfristig müsse hier die Zahl der Mitarbeiter halbiert werden.Die Gasag werde alle Möglichkeiten des sozialverträglichen Abbaus nutzen: Vom Vorruhestand über Teilzeit- und Altersteilzeit bis hin zu Abfindungen.Auch Informationstechnik und Service-Bereich würden demnächst verselbständigt.Personalvorstand Rommerskirchen versicherte, daß die Rückkehr einer vom Konkurs bedrohten Gasag-Tochter ins Stammhaus jederzeit möglich - und mit den Gewerkschaften auch fest vereinbart sei.

Anderen Arbeitnehmern werde die Möglichkeit geboten, sich in einem "Beschäftigungs-Center" fortbilden oder umschulen zu lassen: für neue Tätigkeiten innerhalb oder außerhalb der Gasag.Noch in diesem Jahr sollen rund 100 Mitarbeiter mitmachen, insgesamt sollen es rund 750 werden."Vom Umbau der Gasag ist jeder Bereich betroffen", stellte Schulten klar: "auch die administrative Verwaltung."

Die Umstrukturierung wird das Geschäftsergebnis zunächst belasten.Im Jahresabschluß 1998 - der am 22 März präsentiert wird - wurden 20 Mill.DM für den Umbau zurückgestellt.Der Jahresfehlbetrag der Gasag wird sich dadurch auf rund 90 Mill.DM erhöhen.1999 würden weitere Rückstellungen von mindestens 60 Mill.DM nötig, kündigte Schulten an.Er bleibe aber dabei, daß die Gasag ab dem Jahre 2000 schwarze Zahlen schreiben könne.

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