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Weniger wert. Überkapazitäten auf dem Markt zwingen die Gasag zur Neubewertung der Gasspeicher. Unser Archivbild zeigt einen alten Speicher in Charlottenburg.

© picture-alliance/ dpa/dpaweb

Gasag: Neue Lieferverträge, hohe Wertberichtigung

Nach einem erfolgreichen Geschäftsjahr kündigt der Berliner Versorger stabile Gaspreise an. Die Kundenabwanderung scheint gestoppt - nur ein Sondereffekt trübt die Bilanz.

Stefan Grützmacher hat aufgeräumt. Gut sechs Monate nach seinem Amtsantritt als Vorstandschef der Gasag konnte der Rheinländer am Freitag bereits von „wesentlichen Weichenstellungen für die Zukunft des Unternehmens“ berichten – zusammen mit seinen Vorgängern Olaf Czernomoriez und Andreas Prohl, die heute für das Kaufmännische sowie Technik und Vertrieb zuständig sind. Für die Gewinn- und Verlustrechnung des Geschäftsjahrs 2012 hatten die Aufräumarbeiten allerdings auch unangenehme Folgen, wie Grützmacher am Freitag bei der Vorlage der Bilanz erläuterte.

Auf seiner Haben-Seite findet sich ein stabiler operativer Gewinn der AG (33 Millionen Euro) und eine Preissenkung um gut drei Prozent zum Jahreswechsel, die die Kundenabwanderung stoppte. Prohl versicherte, dass vorerst keine weiteren „Preismaßnahmen“ geplant seien. Außerdem wurde 2012 die Gas-Beschaffung neu verhandelt, so dass es der Gasag nun erlaubt ist, echte Marktpreise zu bezahlen – und nicht mehr Preise, die wegen langfristiger Verträge an den (steigenden) Ölpreis gebunden sind.

Der Markt hat dem Unternehmen allerdings auch eine drastische Wertberichtigung eingebrockt: So musste der Wert des Berliner Gasspeichers um knapp 150 Millionen Euro nach unten korrigiert werden. Dieser Sondereffekt belastete das Ergebnis der Gruppe, zu der neben der AG alle Beteiligungen gehören: Aus einem Überschuss im Vorjahr (57 Millionen Euro) wurde ein Fehlbetrag von 46 Millionen Euro, bei Umsatzerlösen von 1,34 Milliarden Euro. Eine „einmalige Situation“, wie Finanzvorstand Czernomoriez betonte.

„Speicher werden nicht so gebraucht, wie man das früher angenommen hatte“, erklärte Grützmacher die Gründe für die Wertberichtigung. Gas stehe laufend ausreichend am Markt zur Verfügung und es seien zahlreiche Erdgasspeicher gebaut worden, die alle in den vergangenen Monaten in Betrieb gegangen seien. Überkapazitäten, die den Berliner Gasversorger zur Neubewertung seiner eigenen Anlagen zwangen. „Operativ können wir aber von einem guten Jahr für die Gasag sprechen“, sagte Grützmacher. Die Gasag Eigentümer Eon Ruhrgas (36,85 Prozent), Vattenfall und GDF Suez (jeweils 31,575 Prozent) können sich auf eine Dividende freuen. Der Vorstand schlägt eine Ausschüttung von 31 Millionen Euro vor.

Erfolgreich war die Gasag Ende 2012 beim Abschluss einer großen Finanzierungsrunde. Im Volumen von 300 Millionen Euro habe man mit den Banken neue Verträge ausgehandelt, sagte der Gasag- Chef. „Wir sind nun wieder solide finanziert.“ Dies sei wichtig für die Bewerbung der Gasag für den Ende 2013 auslaufenden Konzessionsvertrag des Landes Berlin zur Nutzung des Gasnetzes. Grützmacher rechnet sich beste Chancen aus, das Rennen der sechs Interessenten zu gewinnen: „Wir sehen uns in der Poleposition.“

Das Berliner Gasnetz sei das „Rückgrat“ der geschäftlichen Aktivitäten der Gasag, die seit 160 Jahren der Gasversorger der Stadt sei. Allein mit dem Verkauf von Gas könnte auch die Gasag aber nicht überleben. Deshalb arbeitet sie an einer neuen Konzernstrategie („Zukunft Gasag 2013“), die vom zweiten Halbjahr an umgesetzt werden soll. Details und Zahlen konnte Grützmacher noch nicht nennen. Die Kernpunkte sind aber definiert. Die Gasag will sich als der „Energiemanager“ für Berlin und Brandenburg profilieren, der „medienübergreifende Lösungen“ anbietet. So gebe es ein großes Potenzial bei der energetischen Sanierung von Neubauten sowie privaten und öffentlichen Gebäuden aus dem Bestand. „Wir wollen unseren Kunden künftig auch Strom anbieten“, kündigte Grützmacher an – als Stromhändler oder als Vermarkter eigener Blockheizkraftwerke oder Windräder.

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