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Wirtschaft: Gasprom will weltgrößter Energiekonzern werden

Gasförderer kauft russischen Ölproduzenten Sibneft für 13 Milliarden Dollar/Kreml stärkt seine Macht

Moskau - Mit der Übernahme des fünftgrößten russischen Ölförderers Sibneft will Gasprom mittelfristig zum weltweit führenden Energiemulti werden. Zugleich verstärkt der russische Staat damit seinen Zugriff auf die Energiebranche. Gasprom-Chef Alexej Miller sagte am Mittwoch, erklärtes Ziel sei es, weltgrößter Energielieferant zu werden.

Zuvor hatten Gasprom und Millhouse Capital, die dem Gouverneur und FC Chelsea-Eigner Roman Abramowitsch zugerechnete Holding-Gesellschaft, bekannt gegeben, dass der mehrheitlich staatlich kontrollierte Gaskonzern die bisher von der Holding gehaltenen 72,7 Prozent der Sibneft-Aktien übernehme. Der Preis der bisher größten Übernahme in der russischen Geschichte betrage 13,1 Milliarden Dollar. Davon werden zwölf Milliarden durch einen Kredit von einem westlichen Bankenkonsortium unter Führung von ABN Amro und Dresdner Kleinwort Wasserstein zur Verfügung gestellt werden.

Gasprom hat sich zudem parallel drei Prozent der Sibneft-Aktien über seine Gasprom-Bank an der Börse gesichert. Damit will der Konzern nach Ansicht von Analysten ausschließen, dass der Rivale Rosneft noch Einfluss auf Sibneft bekommt. Rosneft bekäme 20 Prozent der Sibneft-Anteile, die bisher dem Ölkonzern Jukos gehören, wenn sich der Staatsölkonzern – wie erwartet – per Gericht auch den Rest von Jukos einverleibte. Rosneft hatte im Zuge einer umstrittenen Zwangsversteigerung im vergangenen Dezember bereits die wichtigste Jukos-Fördertochter, Jukganskneftegaz, übernommen und klagt derzeit weiter gegen Jukos.

Rosneft hatte sich parallel um den Sibneft-Kauf bemüht. Zuvor war eine von Russlands Präsident Wladimir Putin angekündigte Fusion von Gasprom und Rosneft am Widerstand der Führung des Staatsölkonzerns gescheitert. Seither gelten beide Unternehmen als verfeindet. Gasprom wird vom liberalen Chef von Putins Präsidialverwaltung, Dmitrij Medwedjew, als Aufsichtsratschef kontrolliert. Rosneft wird dagegen von Kreml-Vizeverwaltungschef Igor Setschin, einem erklärten Hardliner, geführt. Rosneft will nach Angaben von Vorstandschef Sergej Bogdantschikow bis spätestens 2015 mit einem Marktanteil von 27 Prozent Branchenführer in Russland werden. Die vollständige Übernahme von Jukos würde die Firma schon jetzt zum größten Ölförderer Russlands machen.

Gasprom vervierfacht durch die Sibneft-Übernahme seine Ölproduktion auf 1,2 Millionen Barrel (je 159 Liter) am Tag. Rosneft fördert bisher 1,5 Millionen Barrel Rohöl täglich. Der Staat hat somit seine Kontrolle über die Ölbranche von sieben Prozent der Förderung Ende 2003 auf jetzt 30 Prozent ausgeweitet. „Der Staat wird auf absehbare Zeit den russischen Energiesektor beherrschen“, meint Chris Weafer von der Moskauer Alfa-Bank.

Als weitere Expansionsmöglichkeiten für Gasprom gelten der bislang viertgrößte russische Ölförderer Surgutneftegas sowie Übernahmen im Ausland, die von Konzernchef Miller schon angedacht wurden.

Mathias Brüggmann (HB)

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