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Wirtschaft: Gebremste Aufwärtsentwicklung: Das deutsche Handwerk leidet

Grassierende Tierseuchen, eine verfestigte Baukrise und die anhaltende Talfahrt in Ostdeutschland bremsen 2001 die Aufwärtsentwicklung des heimischen Handwerks. Dramatische Umsatzeinbrüche von derzeit 40 Prozent müssen im Zuge der Rinderseuche BSE die deutschen Fleischer verkraften, sagte der Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Hanns-Eberhard Schleyer, im Vorfeld der Internationalen Handwerksmesse in München.

Grassierende Tierseuchen, eine verfestigte Baukrise und die anhaltende Talfahrt in Ostdeutschland bremsen 2001 die Aufwärtsentwicklung des heimischen Handwerks. Dramatische Umsatzeinbrüche von derzeit 40 Prozent müssen im Zuge der Rinderseuche BSE die deutschen Fleischer verkraften, sagte der Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Hanns-Eberhard Schleyer, im Vorfeld der Internationalen Handwerksmesse in München.

Erschwerend für die Branche kämen Belastungen durch Tierkörperbeseitigung und BSE-Tests hinzu. Die darauf entfallenden Kosten könne die Branche angesichts der Umsatzeinbrüche nur an die Verbraucher weitergeben, "falls die überhaupt noch Fleisch essen", meinte Schleyer. Inklusive der beabsichtigten Neuorientierung der Landwirtschaft könne das die Fleischpreise hier zu Lande um 50 Prozent verteuern. Indessen rechnen Branchenkenner wegen der Maul- und Klauenseuche mit einer weiteren Kaufzurückhaltung bei Fleischprodukten. Gütesiegel für Fleisch- und Wurstwaren oder etikettierte Herkunftsnachweise können laut Schleyer erst mittelfristig für eine neue Vertrauensbasis und wieder bessere Geschäfte im Fleischerhandwerk sorgen.

Düster seien die Perspektiven für das Handwerk vor allem durch den Bau, für den sich die Lage erst in der zweiten Jahreshälfte 2001 und das auch nur im Westen Deutschlands leicht verbessern könnte. Für den ostdeutschen Bau werde auch dieses Jahr keine Trendwende bringen, sagte Schleyer. Schon 2000 seien bei ostdeutschen Baufirmen 40 000 bis 50 000 Arbeitsplätze gestrichen worden - ein Großteil der im vergangenen Jahr von 160 000 Stellen bei Handwerksbetrieben. Zum Stellenschwund habe auch ein Einbruch im Kfz-Handwerk beigetragen.

Im Jahr 2001 komme der Stellenabbau im heimischen Handwerk bei rund sechs Millionen Beschäftigten zum Stillstand, hofft Schleyer. Zugleich sprach er von boomender Schwarzarbeit und einem hohen Fachkräftemangel. Allein für Bayern betrage der Personalmangel im Handwerk 40 000 bis 60 000 Fachkräfte. Die Bekämpfung der Schwarzarbeit sei Aufgabe der Politik und nicht des ZDH. Die rot-grüne Bundesregierung ist aus Schleyers Sicht mitschuldig am verhaltenen Aufschwung im Handwerk. So sorge die Reform des Betriebsverfassungsgesetzes mit der damit verbundnen Schaffung neuer Betriebsräte bei den Zünften für eine Kostenbelastung von bundesweit 4,4 Milliarden Mark. Auch beim Recht auf Teilzeitarbeit, der Steuerreform, den Bestimmungen zur befristeten Beschäftigung oder der Ökosteuer habe sich Bundesregierung zu Lasten von Mittelstand und Handwerk an den Bedürfnissen der Großindustrie orientiert. Positiv wertete Schleyer das Anziehen des privaten Verbrauchs. Viele Handwerksgruppen, vor allem die industriellen Zulieferbereiche, hätten schon im Vorjahr von Exporten profitiert. Angesichts der belastenden Faktoren würden die Umsätze im heimischen Handwerk aber nur um 1,5 Prozent auf gut eine Billion Mark und damit erneut weniger als die gesamtwirtschaftlichen Zuwachsraten zulegen, sagte Schleyer.

Die Handwerksmesse findet vom 8. bis 14. März in München statt. Erwartet werden 200 000 Besucher und 2000 Aussteller.

tmh

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