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Wirtschaft: Gebt Ihnen Cheese-Steak!

Jetzt haben die USA 100prozentige Strafzölle für europäische Agrarprodukte wie Gänseleberpastete und Himbeermarmelade eingeführt. Die Entscheidung, die vor zwei Wochen getroffen wurde, ist die jüngste Salve im großen transatlantischen Handelskonflikt.

Jetzt haben die USA 100prozentige Strafzölle für europäische Agrarprodukte wie Gänseleberpastete und Himbeermarmelade eingeführt. Die Entscheidung, die vor zwei Wochen getroffen wurde, ist die jüngste Salve im großen transatlantischen Handelskonflikt. Der französische Landwirtschaftsminister Jean Glavany nahm sogleich das gottgegebene Recht der Franzosen, letzte Instanz für kulinarische Angelegenheiten zu sein, in Anspruch: Er wetterte, das amerikanische Essen sei "das Schlechteste der Welt". Sicher hat Herr Glavany noch nie einen Chicago Hot Dog probiert. In der Tat stellt sich in diesem Zusammenhang die interessante Frage: Warum haben die meisten Franzosen noch nie einen amerikanischen Hot Dog versucht? Vielleicht, weil in der Europäischen Union (EU) im letzten Jahrzehnt ein Importverbot für hormonbehandeltes Rindfleisch bestand, das die leckeren Windy City Wiener ausschließt?Das Einfuhrverbot ist auch die Ursache für andere kulinarische Lücken - zum Beispiel dafür, dass man in ganz Europa kein anständiges Philadelphia Cheese-Steak bekommt. Ganz entgegen der Meinung von Menschen wie Herrn Glavany liegt der Grund für das Importverbot allerdings nicht darin, dass die europäischen Verbraucher das US-amerikanische Rindfleisch nicht mögen oder es ungesund ist. Die amerikanische Food and Drug Administration (FDA), die US-Nahrungsmittel- und Medikamentenbehörde, ist vielmehr beispiellos in ihrem Eifer, durch Regularien darüber zu entscheiden, was Amerikaner essen dürfen. In der Verabreichung von Wachstumshormonen, die im Organismus ohnehin vorhanden sind, sieht die FDA aber keine Gefahr für die Gesundheit der Verbraucher. Das erklärt, warum Amerika glaubt, das europäische Geschrei um Wachstumshormone sei lediglich blanker Protektionismus.Die EU behauptet, dass das Importverbot auf wissenschaftlichen Studien beruhe, denen zufolge hormonbehandeltes Rindfleisch Krebs verursachen könnte. Dieser Annahme widerspricht freilich nicht nur die FDA, sondern auch die Welthandelsorganisation (WTO). Diese befand im vergangenen Jahr, dass die Haltung der EU wissenschaftlich nicht fundiert sei und ordnete eine Aufhebung des Importverbots an. Nachdem die EU das ablehnte, gestattete die WTO den USA und Kanada vor zwei Wochen, als Vergeltung Strafzölle in Höhe von 124 Mill. Dollar auf EU-Produkte zu erheben.Kaum ein Staat hat nicht schon einmal gegen die WTO-Regelungen verstoßen. Aber wer die Welthandelsorganisation als Streitschlichtungsorgan im Fall von Handelskonflikten akzeptiert, der muss sich auch deren Entscheidung beugen. Andernfalls kehrt der Welthandel zurück zum blanken Protektionismus Europa scheint diese Gefahr nicht zu erkennen.In den letzten sechs Jahren hat die WTO auch fünfmal entschieden, dass die EU-Bananenmarktordnung gegen den Freihandels-Grundsatz der WTO verstößt. Auch hier haben sich die USA durch Strafzölle auf europäische Güter wie Bettwäsche und Kaffeemaschinen in Höhe von 191 Mill. Dollar revanchiert - vergebens. Prompt drohten einige europäische Erzeuger damit, gen Brüssel zu ziehen und "Entschädigung" zu fordern. Das ist doch wirklich großartig für die europäischen Verbraucher, oder? Bereits jetzt müssen sie die Kosten für die Abschottung der europäischen Landwirtschaft tragen - zum einen durch die Preise in den Supermärkten und zum anderen durch die Steuern, die die gewaltigen EU-Agrarsubventionen erfordern. Und jetzt werden sie auch noch um mehr Geld für mehr Subventionen gebeten. Wird es nicht langsam Zeit, diesen sinnlosen Handelskrieg zu beenden?

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