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Wirtschaft: Gefährdete Werte: US-Konjunktur birgt Gefahren für Börsenliebling Porsche

Europäische Unternehmen müssen einer Studie der Dresdner Bank zufolge ein Ende der Euro-Talfahrt und die Konjunkturflaute in den USA fürchten. Am stärksten dürften jene Konzerne betroffen sein, die besonders vom weichen Euro und dem US-Boom profitiert haben.

Europäische Unternehmen müssen einer Studie der Dresdner Bank zufolge ein Ende der Euro-Talfahrt und die Konjunkturflaute in den USA fürchten. Am stärksten dürften jene Konzerne betroffen sein, die besonders vom weichen Euro und dem US-Boom profitiert haben. Aus einer Liste von mehr als 1000 Aktien haben die Anlagestrategen der Bank die möglicherweise gefährdeten Werte herausgefiltert. Darunter: Börsenlieblinge wie Porsche, Gucci, Volkswagen und SAP.

"Selbst wenn der Euro gar nicht steigt, sondern nur seine Talfahrt stoppt, hat das ernste Folgen für das Gewinnwachstum vieler europäischer Firmen", sagt David Owen, Volkswirt bei Dresdner Kleinwort Wasserstein in London. Sein dringender Rat: "Investoren sollten sich in Acht nehmen."

Beispiel SAP: Europas größter Software-Konzern hat laut Vorstand Henning Kagermann im vierten Quartal seinen Umsatz in den USA gegenüber dem Vorjahr um 23 Prozent gesteigert. Doch währungsbereinigt blieb davon weniger als die Hälfte, nämlich elf Prozent, übrig.

Die Warnliste der Dresdner-Experten mit besonders gefährdeten Aktien überrascht. Denn dort stehen Werte, die viele Analysten zurzeit sehr positiv beurteilen - darunter Porsche, Gucci und Cap Gemini. "Das Tückische an Währungseffekten ist, dass sie erst zeitverzögert auf die Bilanzen durchschlagen", erklärt Andrew Lapthorne, Mitverfasser der Studie. Das liege auch daran, dass viele Firmen mittelfristig gegen Währungsschwankungen abgesichert seien.

"Wir erwarten, dass viele Unternehmen auf unserer Liste sehr starke Jahresergebnisse melden, weil sie vom schwachen Euro und der starken US-Konjunktur profitiert haben", sagt Lapthorne. Negative Währungseffekte würden im Schnitt erst nach einem Jahr sichtbar. "Aber ich wäre nicht überrascht, wenn die Finanzmärkte diese Effekte früher vorwegnehmen, womöglich lange vor den meisten Analysten."

Christian Breitsprecher von der Deutschen Bank sieht derzeit keinen Grund, seine Kaufempfehlung für Porsche zurück zu nehmen. "Natürlich hängt viel vom US-Markt ab", sagt Breitsprecher, "aber ich glaube, dass der Start des neuen Modells Cayenne wichtiger ist als mögliche Währungseffekte." Auto-Analyst Nicolas Hirth von Morgan Stanley Dean Witter sieht dagegen durchaus Gefahren für Autohersteller. "Unsere Sorge ist aber weniger der US-Markt als die Gefahr, dass bei einem stärkeren Euro die asiatischen Autohersteller nach Europa drängen werden", sagt Hirth.

Der scharfe Einbruch des Wirtschaftswachstums in den USA bedroht exportorientierte Euro-Unternehmen zusätzlich - ganz unabhängig vom Wechselkurs. Schätzungen zufolge wird die US-Wirtschaft in diesem Jahr kaum die Hälfte der starken Wachstumsrate im Jahr 2000 erreichen. Europäische Exporteure sind gleich doppelt betroffen: Zum einen dürfte die Kauflust der US-Kunden abflauen. Gleichzeitig könnte ein härterer Euro die eigenen Produkte im Dollar-Raum verteuern.

Diese Effekte sind im übrigen nicht auf die USA beschränkt: So fürchten viele Volkswirte eine Rezession in Japan, die auf die gesamte asiatische Region übergreifen könnte. Die europäische Gemeinschaftswährung ist in jüngster Zeit gegenüber dem japanischen Yen noch stärker geklettert als gegenüber dem Dollar. Japanische Exporteure haben unter dem starken Yen stark gelitten. Sie warten auf eine Chance, die Europäer auf ihrem Heimatmarkt verstärkt anzugreifen.

tmo

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