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Vorsicht Stromschlag!

© Inga Nielsen - Fotolia

Gefährlicher Kabelsalat: Wie sich Verbraucher vor gefälschtem Zubehör schützen können

Ladegeräte, Akkus oder Netzteile: Wer gefälschtes Zubehör im Netz erwirbt, lebt riskant. Doch zu den teuren Originalen gibt es durchaus erschwingliche - und legale - Alternativen.

Der Preis scheint unschlagbar: Ein „Original Apple“- USB-Kabel wird bei Amazon von einem Händler für 7,99 Euro angeboten. Das Schnäppchen lassen sich viele Kunden nicht entgehen, denn beim Hersteller zahlt man für das gleiche Produkt knapp 20 Euro. Doch in den Bewertungen zeigt sich, dass einige Käufer alles andere als zufrieden sind: Das Kabel sei ganz offensichtlich nicht von Apple hergestellt, sondern „ein billiger China-Import“, schreibt ein Nutzer. Er habe beim Anschließen an den Computer die Meldung erhalten, dass das Kabel nicht von Apple zertifiziert sei und möglicherweise nicht korrekt lade. Auch andere Käufer beobachteten, dass sich das Kabel nicht mit ihrem iPhone oder iPad verbinden lässt. Sie fühlen sich getäuscht.

Tatsächlich findet sich bei Amazon Marketplace, Ebay und anderen Online-Händlern zuhauf gefälschtes Zubehör für Elektronik-Produkte renommierter Marken – immer als „Original“ deklariert. Dazu gehören Ladegeräte für Smartphones, Netzteile und Akkus. Oft sind die Unterschiede zwischen dem von den Händlern angebotenen Preis und dem des Herstellers enorm. Den Käufern wird dabei zum Teil weisgemacht, sie könnten mehr als 70 Prozent sparen. „Hier wird eine bekannte Marke ausgenutzt, um gefälschte Ware zu verkaufen“, erklärt Michael Plüschke, Rechtsanwalt aus Berlin und auf Markenrecht spezialisiert.

Die Rechtslage

Wer ein offensichtlich gefälschtes Teil erworben hat, kann dieses theoretisch zurückschicken und eine Rückerstattung seines Geldes verlangen. Doch weil die Verkäufer oft im Ausland sitzen, ist das meist ein aussichtsloses Unterfangen. „Wurden die Produkte etwa direkt aus China verschickt, bleibt der Käufer wohl auf dem Verlust sitzen“, sagt Plüschke. Wurde das Produkt per Lastschrift bezahlt, könne man diese selbstverständlich auch zurückziehen — aber in den seltensten Fällen würden die Händler diese Zahlungsmethode anbieten. Zudem können Käufer die Polizei informieren, sagt Andrea Frank, Rechtsexpertin von der Verbraucherzentrale Berlin. „Treten vermehrt Fälle dieser Art auf, wächst der Druck auf die Behörden, tätig zu werden.“

Die Gefahren

Ein Elektro-Plagiat zu erwerben, ist unterdessen aber nicht nur ärgerlich. Der Gebrauch ist unter Umständen sogar lebensgefährlich. Das größte Risiko liegt dabei laut Frank in der Brandgefahr. Das zeigte sich auch bei einem Test der Fachzeitschrift Computer Bild im vergangenen Jahr. „Wir haben beim Test gefälschter Ladegeräte festgestellt, dass der Abstand zwischen 230-Volt-Leitung und dem Metall der USB-Buchse zu klein war. Da droht ein Stromschlag“, sagt Christian Just, Ressortleiter Telekommunikation bei Computer Bild. Tatsächlich gab es im vergangenen Jahr in China einen Todesfall, nachdem eine Frau bei der Benutzung eines gefälschten Ladegeräts einen Stromschlag erlitt. Es häuften sich Berichte von Kurzschlüssen und Stichflammen, die von gefälschten Ladegeräten verursacht wurden. Und auch von gefälschten Akkus gehen Risiken aus. „Jeder Lithium-Ionen-Akku kann rein chemisch gesehen in Flammen aufgehen. Wenn er nicht richtig verbaut ist und man ihn überlädt, ist durchaus ein Kurzschluss möglich“, sagt Just.

Abgesehen davon funktionieren die gefälschten Produkte oft nicht so, wie sie sollen. Akkus haben teilweise eine geringe Laufzeit, Ladekabel sind nicht kompatibel oder laden das Gerät nicht. Andere erlauben keine PC-Synchronisation, wie der Test der Experten von Computer Bild gezeigt hat. Zwei der geprüften Ladegeräte erzeugten störende Funksignale und strahlten in die Stromleitung ab. Das führt laut Testergebnis möglicherweise dazu, dass Stromleitungsnetzwerke nicht mehr funktionieren, ohne dass der Nutzer ahnt warum.

Die Folgen

Verursacht gefälschtes Zubehör Schäden, wäre grundsätzlich der Hersteller des fehlerhaften Produktes in der Haftung. Doch deshalb vor Gericht zu ziehen, lohnt sich nach Meinung von Rechtsanwalt Plüschke kaum.

„Selbst in Deutschland hat es wenig Sinn, bei einem Streitwert von unter 1000 Euro einen Rechtsstreit anzufangen.“ Wer etwa ein Verfahren in China anstrengen wolle, sei schnell mit 10 000 Euro dabei. „Es ist Teil dieser Geschäftsmethode, sich ins Ausland zu setzen und darauf zu spekulieren, dass zivilrechtliche Ansprüche nicht ohne Weiteres durchsetzbar sind. Auch die strafrechtliche Verfolgung findet da schnell ihre buchstäblichen Grenzen“, sagt Rechtsexpertin Frank.

Die Alternative

Will man diesen Ärger umgehen, aber trotzdem nicht die hohen Preise der Hersteller für Samsung-Akkus oder iPhoneLadegeräte zahlen, sollte man sich nach preisgünstigen Nachbauten umsehen. Diese werden nicht als „Original“ deklariert, sondern gehen offen damit um, dass sie nur kompatibel zu bestimmten Produkten sind. Sie werden von Händlern aus Deutschland oder der EU vertrieben. „Diese sind nicht unbedingt schlechter und man kann den Verkäufer in Regress nehmen, wenn etwas nicht in Ordnung ist“, sagt Rechtsanwalt Plüschke. Zwar könne es auch hier passieren, dass ein Akku nicht die versprochene Kapazität habe, das komme aber in letzter Zeit seltener vor. Auch Technik-Experte Just gibt für Elektro-Zubehör lieber etwas mehr Geld aus, seitdem er um die Gefahren der Billig-Klone weiß. „Der Kauf einer Alternative bei einem großen europäischen Hersteller ist immer noch günstiger als das Original, aber dafür auch sicherer als nachgemachte Produkte aus Asien.“

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