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Wirtschaft: Gefahren für den Immobilienmarkt

BERLIN (chi).Manchmal werden Fragen falsch gestellt.

BERLIN (chi).Manchmal werden Fragen falsch gestellt.Beispielsweise von der Deutschen Bank.Sie hatte am Dienstag abend zu einer Vortragsveranstaltung mit dem Thema "Start des Euro - Neuorientierung der Immobilienmärkte in Europa" geladen und handelte sich damit gleich Kritik aus den eigenen Reihen ein.Er "wundere" sich, sagte Gastredner Norbert Walter, Chefvolkswirt des Instituts, "daß die Euro-Debatte so geführt wird, als ob die Welt rundum stillstünde".Dabei zeige die aktuelle Achterbahnfahrt der Aktien- und Devisenmärkte, daß "Veränderungen, die früher Jahrzehnte brauchten, heute in Sekundenbruchteilen ablaufen".

So gesehen müßte der Euro-Einfluß auf die Immobilienmärkte eigentlich längst zu spüren sein.Euroland sei schließlich schon da, erinnerte der Professor, "genauer gesagt, seit Mai 1998".Doch hektische Immobilieninvestments über die Grenzen hinweg sind bislang bekanntlich ebenso ausgeblieben wie die mancherorts erwartete Flucht in Sachwerte.Und zumindest letzteres ist vorerst auch kaum zu befürchten.Inflationstendenzen zeichnen sich schließlich nicht ab, und die Aussichten, daß der Euro sich als stabile, harte Währung profiliert, könnten nach Meinung Walters kaum besser sein."Der Euro wird eher zu Aufwertung, denn zur Abwertung tendieren", ist er überzeugt.Fazit: Die Zinsen bleiben niedrig.Das zumindest sind gute Nachrichten für die Bau- und Immobilienbranche.

Die Probleme und Gefahren ortet Walter denn auch anderswo.Solange die Baubranche in Deutschland mit Überkapazitäten und Preisverfall zu kämpfen habe, würden auch niedrige Zinsen wenig helfen.Eine rasche Entspannung sei zudem kaum zu erwarten, warnte der Professor.Die Einkommen würden sich in nächster Zeit kaum nennenswert erhöhen, und Investoren dürften sich vorerst wohl eher in Ländern engagieren, die höhere Renditen versprechen als der deutsche Markt.Nicht zuletzt aber lauere noch immer der Dauerbrenner Steuerreform in den Kulissen.Sollten die Wahlen eine rot-grüne Koalition hervorbringen, die Deutschland einen hohen Spitzensteuersatz und die Wiedereinführung der Vermögensteuer beschert, wird die Kapitalflucht kaum aufzuhalten sein, warnt Walter.Doch ebenso hegt er Zweifel, daß eine große Koalition alle Steuer-Hoffnungen erfüllen wird."Enttäuschungen sind nicht auszuschließen." Doch vielleicht kommen die Veränderungen auch ganz anders.In Sekundenschnelle - siehe oben.

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