zum Hauptinhalt
Der Konsum ist derzeit die stärkste Stütze der Konjunktur.

© dpa

Geht dem Aufschwung die Luft aus?: Stimmung in der Wirtschaft erneut schlechter

Nach dem starken Hoch im ersten Jahresquartal legt die deutsche Wirtschaft nun einen gemächlicheren Gang ein. Die Krise in der Ukraine dämpft die eigentlich gute Stimmung in den deutschen Chefetagen weiter leicht.

Die Stimmung der deutschen Wirtschaft hat sich weiter eingetrübt. Der wichtige Ifo-Geschäftsklimaindex ging im Juni auch angesichts der Lage in der Ukraine und im Irak auf den tiefsten Wert seit Dezember zurück, wie das Ifo Institut am Dienstag mitteilte. Dennoch hält sich das Stimmungsbarometer nach dem zweiten Rückgang in Folge weiter auf hohem Niveau. Vor allem die Erwartungen an die kommenden Monate trübten sich im Juni deutlich ein. „Die deutsche Wirtschaft befürchtet mögliche Auswirkungen der Krisen in der Ukraine und im Irak“, kommentierte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Für die Bewertung der aktuellen Lage scheinen die beiden Krisenherde aber keine Bedeutung zu haben - sie blieb im Juni auf dem hohen Stand vom Mai. Insgesamt ging der Index von 110,4 auf 109,7 Punkte zurück. Vor einem Jahr lag der Wert bei 105,9 Punkten. Volkswirte hatten mit einem kleineren Dämpfer gerechnet. Sorgen machen sich die meisten Ökonomen trotz des Rückgangs aber nicht. Und auch die Entwicklungen in Osteuropa und dem Irak dürfe man nicht überbewerten. „Natürlich denkt man sofort an die Ukraine-Krise oder den Vormarsch islamistischer Verbände im Irak, um den erneuten Rückgang des Ifo-Geschäftsklimas zu erklären. Letztlich sind das Spekulationen“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.

Die deutsche Wirtschaft sei viel zu sehr von der Weltkonjunktur abhängig, um von diesen Krisen gebeutelt zu werden. Nach dem guten Jahresauftakt, gehe es nun etwas weniger dynamisch aufwärts. „Die Unternehmen stellen sich zurecht auf eine langsamere Gangart ein. Das sehr starke erste Quartal lässt sich so schnell nicht wiederholen“, sagte Ifo-Konjunkturexperte Jörg Zeuner. Er rechnet aber dennoch mit zwei Prozent Wachstum in diesem Jahr. „2015 wird es allerdings schwer, dieses Tempo zu halten. Die Partner in Europa brauchen mehr Schwung. Alle warten dafür auf den Konsumenten und die Investitionen.“ Keinen Grund zur Sorge sieht auch der Chefvolkswirt der VP-Bank, Thomas Gitzel. „Nach dem fulminanten Wachstum im ersten Quartal dürfte die deutsche Wirtschaft in den kommenden Quartalen einen gemächlicheren Gang einschlagen“, sagte er. Im internationalen Vergleich bleibe die deutsche Wirtschaft aber äußerst robust.
Seit März 2010 hält sich der Index bereits über der psychologisch wichtigen Marke von 100 Punkten. Zuletzt hatte der wichtige Frühindikator im Mai ebenfalls einen geringen Rückgang verbucht.
Davor gab es im April 2014 überraschend ein leichtes Plus. Volkswirte sprechen erst nach drei Änderungen in Folge von einer möglichen Trendwende. Der Ifo-Index wird monatlich durch die Befragung von bundesweit rund 7000 Unternehmen ermittelt. dpa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false