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Anhand von über 1000 Kriterien bestimmen Experten den Wert eines Diamanten.

© REUTERS

Geldanlage: Diamanten für immer

Anleger kaufen aus Angst vor Inflation Edelsteine. Der Markt ist kompliziert. Worauf Verbraucher achten sollten.

Von Carla Neuhaus

Was macht ein Prinz, der Geld braucht? Er greift in die Schmuckschatulle. Aufgrund eines finanziellen Engpasses hat Georg Friedrich Prinz von Preußen aus dem Hause Hohenzollern in diesem Jahr den Diamanten „Beau Sancy“ versteigern lassen. Ein anonymer Bieter am Telefon erhielt den Zuschlag – für 7,5 Millionen Euro. Er oder sie zahlte damit das Fünffache des geschätzten Wertes.

Ähnlich wie Gold und Immobilien sind Diamanten bei Anlegern beliebt, die sich vor der Inflation fürchten. Das hat die Preise in den vergangenen Jahren nach oben getrieben. So berichtet ein Berliner Diamantenhändler, für einen weißen Einkaräter, den er noch vor fünf Jahren für etwa 4000 Euro verkauft habe, würden heute bereits 6000 Euro bezahlt.

Auch wenn die Preise im vergangenen halben Jahr wieder etwas nachgegeben haben: Die Unternehmensberatung Bain & Company prognostiziert, dass die Nachfrage nach Diamanten bis 2020 jährlich um sechs Prozent steigen wird. Die Experten begründen das vor allem mit dem wachsenden Wohlstand in Indien und China. Denn der gehe einher mit einer stärkeren Nachfrage nach Schmuck und damit auch nach Edelsteinen – allen voran Diamanten. Gleichzeitig soll das Angebot der wertvollen Steine nach Angaben der Unternehmensberatung in den kommenden Jahren nur um 2,8 Prozent im Jahr zulegen. Diese Verknappung könnte die Preise für Diamanten auf dem Weltmarkt weiter nach oben treiben.

Dabei ist der Wert eines Edelsteins schwer zu bestimmen. Anders als etwa für Gold oder Rohöl gibt es für Diamanten keine Notierung: Sie werden nicht an der Börse gehandelt, und so etwas wie einen Preis pro Karat gibt es auch nicht. Stattdessen bewerten Experten anhand von rund 1000 Kriterien die Qualität eines Steins, woraus Händler dann einen Preis ableiten.

Wichtig dabei sind vor allem das Gewicht (Karat), die Reinheit des Steins, die Farbe und der Schliff. Experten raten zu Steinen mit mindestens einem Karat – also einem Gewicht von mindestens 0,2 Gramm. Und: Die Steine sollten keine Rohdiamanten, sondern bereits geschliffen sein. „Zu empfehlen ist vor allem der Brillant“, sagt Christian Klein von Ph. Hahn Söhne, der nach eigenen Angaben ältesten Diamantenschleiferei Deutschlands. Der Brillant ist der Schliff, der am bekanntesten und am meisten verbreitet ist. Deshalb finden Anleger für solche Steine später schneller einen Käufer, als wenn sie beispielsweise einen wählen, der in Herzform geschliffen ist. Zudem sollte der Diamant lupenrein sein: Das heißt, ein Fachmann darf keine Kristalle oder Hohlräume mehr erkennen, wenn er den Stein zehnfach vergrößert. Auch rät Experte Klein, klassisch weiße Diamanten und keine farbigen zu kaufen. „Braune oder gelbe Diamanten kommen häufiger vor und sind weniger wert als weiße“, sagt Klein. Rote, grüne oder blaue Diamanten seien zwar sehr selten, aber es gebe auch weniger Menschen, die sich für sie interessierten.

Wichtig ist, dass die Käufer zum Stein ein Zertifikat bekommen. Das ist eine Art Pass, in dem alle wichtigen Merkmale des Diamanten und die Bewertung durch einen Experten notiert sind. Dabei sollte die Schliffform beispielsweise als „very good“ oder „excellent“ angegeben sein. Neben dem Inhalt des Zertifikats ist aber mindestens genauso wichtig, wer es ausgestellt hat. Das Problem: „Die Anleger können nur sehr schwer einschätzen, wie seriös das Institut ist, das das Zertifikat ausgegeben hat“, sagt Edda Castello von der Verbraucherzentrale Hamburg. Immer wieder bescheinigen unseriöse Institute auch minderwertigen Steinen eine gute Qualität. International anerkannt sind zum Beispiel die Zertifikate des Gemological Institut of America (GIA) und des Hoge Raad Voor Diamant (HRD) aus Antwerpen.

Ein weiteres Problem ist, dass Laien nicht überprüfen können, ob das Zertifikat wirklich auch zu dem Stein gehört, den sie erwerben wollen. Immer wieder soll es vorkommen, dass Steine unter der Ladentheke durch Attrappen oder weniger wertvolle Exemplare ausgetauscht werden. Um das zu verhindern, wird bei seriösen Instituten die Nummer des Zertifikats in den Stein eingraviert – und zwar so klein, dass sie mit bloßem Auge nicht erkennbar ist – oder der Stein wird samt Zertifikat eingeschweißt. Eine hundertprozentige Sicherheit ist allerdings auch das nicht. „Es kann natürlich auch ein weniger wertvoller Stein mit dem guten Zertifikat eingeschweißt worden sein“, sagt Klein.

Weil der Kauf eine Vertrauenssache sei, rät der Diamantenexperte davon ab, Steine im Internet zu kaufen – „selbst wenn es ein vermeintliches Schnäppchen ist“. Beim Internet-Auktionshaus Ebay sollen zum Beispiel hin und wieder wertvolle Steine angepriesen werden. Wer dann aber Interesse zeigt, bekommt einen Stein von schlechterer Qualität angeboten. Verbraucherschützer warnen zudem vor Briefkastenfirmen, die Diamanten mit Rückkaufgarantie anbieten. Diese Firmen versprechen, man könne ihnen den Stein nach einem Jahr wieder verkaufen und bekomme einen im Vorfeld festgelegten Gewinn. Der Haken: Will der Verbraucher seinen Stein nach den zwölf Monaten wirklich zurückgeben, gibt es die Firma meist schon gar nicht mehr.

Auch ist es kaum möglich, mit  Diamanten auf kurzfristige Preisschwankungen zu spekulieren. „Wer als Verbraucher einen Diamanten kauft, zahlt darauf 19 Prozent Mehrwertsteuer“, sagt Klein, „die bekommt er aber nicht zurück, wenn er den Stein später wieder verkauft.“ Das heißt: Wer heute einen Diamanten mit der Absicht erwirbt, ihn später mit Gewinn wieder zu verkaufen, braucht eine Wertsteigerung von mehr als 19 Prozent. Verbraucherschützer raten zudem, nicht zu viel Geld in Edelsteinen anzulegen: „Bei Diamanten ist es wie beim Gold“, sagt Castello. „Es gibt keine Zinsen und die Preise können schnell wieder fallen.“ Deshalb seien Diamanten als Geldanlage vor allem etwas für diejenigen, „die ihre Schäfchen schon im Trockenen haben“. Wie bei Gold, Kunst oder Antiquitäten raten Verbraucherschützer auch bei Edelsteinen, maximal fünf bis zehn Prozent in Diamanten zu investieren.

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