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„Sell in May and go away.“ Aktien verlieren in den Sommermonaten häufig an Wert.

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Geldanlagen: Entspannt am Strand

Aktien verlieren in den Sommermonaten oft an Wert. Deshalb gilt es, sein Depot auf die Ferien vorzubereiten. Der Tagesspiegel erklärt, wie Sie sorglos in den Urlaub fahren können.

Die Koffer sind gepackt, die Kollegen verabschiedet. Auch an die Abwesenheitsnotiz bei den E-Mails hat man dieses Mal gedacht. Dem geruhsamen Urlaub steht nun fast nichts mehr im Weg. Nur eine Sorge plagt den Anleger noch: Was macht eigentlich mein Geld, während ich in der Sonne liege? Zwar gibt es längst die technischen Mittel, um mittels Smartphone auch vom Strand aus die Kursstände zu prüfen und darauf zu reagieren, doch das könnte im Zweifel den Urlaubspartner verstimmen. Um das zu vermeiden, gilt es, auch das Depot richtig auf die Ferien vorzubereiten. Der Tagesspiegel erklärt, wie Sie sorglos in den Urlaub fahren können.

MEIDEN SIE DAS SOMMERLOCH

Der erste Tipp ist vermeintlich simpel und spiegelt sich wie so oft in einer gängigen und englischsprachigen Börsenweisheit wider: „Sell in May and go away“, also etwa: „Verkaufe im Mai und mach dich aus dem Staub.“ Zwar ist der Rat, ausgerechnet im Mai auszusteigen, wohl eher dem Reim geschuldet, aber der Hinweis auf saisonale Schwankungen an der Börse stimmt dennoch.

Zahlreiche Vermögensverwalter handeln nach dieser Maxime, denn Aktien verlieren in den Sommermonaten tatsächlich häufig an Wert. Finanzwissenschaftler erklären das mit einem typischen Börsenzyklus, der in vielen Jahren ähnlich ablaufe: Im Winter investieren besonders Fondsmanager mehr Kapital, im Frühjahr sorgen die Konzerne mit Bilanzen und Dividenden für Euphorie bei den Börsianern, die später wieder abklingt. Das hat indirekt auch mit der Urlaubszeit zu tun. Denn wenn weniger Händler im Büro sind, sinken die Börsenumsätze, und schlechte Nachrichten können sich schneller auf die Aktienkurse der Unternehmen auswirken. Auch in Deutschland lässt sich das Sommerloch belegen: So drehte der Dax in den vergangenen 22 Jahren im Durchschnitt ausschließlich in den Sommermonaten August und September ins Minus.

Anleger können davon profitieren, etwa mit speziellen Zertifikaten, die sich an einem Index wie dem Dax orientieren, aber automatisch eine achtwöchige Pause einlegen. ABN Amro oder die Royal Bank of Scotland etwa bieten solche Papiere an. Die Deutsche Börse hat sogar einen eigenen Index für den Dax ohne Sommerloch entwickelt.

Doch Experten mahnen zur Vorsicht. „In diesem Sommer sollten sich Privatanleger nicht an historischen Erfahrungswerten orientieren, dafür ist die Finanzkrise noch viel zu präsent“, rät Chris-Oliver Schickentanz, Börsenexperte der Commerzbank. Anders als in früheren Jahren würden aktuelle Fragen wie die unsichere Zinspolitik der Zentralbanken oder die anstehenden Sparprogramme in vielen Ländern die saisonalen Effekte überlagern.

VERTEILEN SIE DAS RISIKO

Mit dem richtigen Aufbau des Depots können sich Anleger gegen Risiken besser absichern. Dabei gilt stets der fachmännische Rat: diversifizieren – also sein Geld auf verschiedene Anlageformen wie etwa Aktien, Renten, Rohstoffe oder Immobilien verteilen, um nicht einseitig abhängig zu sein.

Den Fehler, sich zu sehr auf eine Anlageform zu konzentrieren, begehen Privatanleger häufig. Damit sich das nicht ausgerechnet in den Sommerferien negativ auswirkt, kann es sich lohnen, noch kurzfristig die Taktik zu verändern und das Depot neu zu justieren. Wenn etwa die Börsen zuletzt gut gelaufen sind, steigt die Wahrscheinlichkeit eines Einbruchs. Dann ist eine hohe Aktienquote ein Risiko. Da kann es sich lohnen, in zusätzliche Rentenfonds zu investieren, um die Aktienquote zu senken. Auch Schickentanz empfiehlt die richtige Mischung: „Mit einem ausgewogenen Portfolio kann man zumeist entspannt am Strand liegen.“ Durch die breite Depotstruktur könne in der Urlaubszeit deutlich weniger mit dem Ersparten passieren, als wenn man nur auf einzelne Anlageklassen setzt.

BEGRENZEN SIE DIE VERLUSTE

Eine andere Börsenweisheit lautet: Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen. Für Anleger, die viele Aktien halten, empfiehlt sich eine zusätzliche Absicherung mit Stoppkursen. Das sind festgelegte Preisgrenzen, zu denen ein Wertpapier automatisch veräußert wird. Auf diese Weise kann man sich vor möglichen Verlusten schützen. Dabei ist es sinnvoll, die Stoppgrenze nicht zu nah an den aktuellen Kurs zu legen und keine runden Beträge zu wählen. Denn weil die meisten institutionellen Anleger ihre Stoppkurse bei runden Werten festsetzen, wird die Aktie des Kleinaktionärs dann häufig als Letztes und damit zu einem schlechteren Kurs verkauft. Die Ausstiegsoption kann man bis zu einem bestimmten Datum einrichten, also etwa bis zu dem Zeitpunkt, ab dem man sich nach dem Urlaub frisch erholt wieder selbst um seine Aktien kümmern kann.

SICHERN SIE GEWINNE AB

Doch was passiert, wenn die Kurse während des Sommers kurzzeitig nach oben schießen? Dann könnten die Gewinne nach dem Urlaub schon wieder verloren sein. Auch dabei können Stoppkurse helfen, wenn sie im richtigen Moment nach oben angepasst werden. Das sollte man im Vorfeld genau mit seinem Bankberater abklären. Bei einzelnen Direktbanken, etwa der ING Diba oder bei Comdirect, kann man die sich anpassenden Kurse auch selbst einstellen. Dann kann man sich ganz entspannt an den Strand legen.

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