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Geldanlagen: Gewinne mit gutem Gewissen

Auch grüne Geldanlagen bieten Renditen. Nicht alle sind umweltfreundlich.

Berlin - „Unsere Zukunft sieht mehr als rosig aus.“ Diesen Satz würde man in Zeiten, in denen Banken am Tropf des Steuerzahlers hängen, eigentlich nicht mit einem Geldhaus in Verbindung bringen. Doch wenn man sich mit Christof Lützel von der GLS Bank unterhält, hört man genau das. Er spricht von „herrlichen Zuwächsen“ und einem Bilanzwachstum jenseits der 30 Prozent. Vor 36 Jahren gründeten Anthroposophen in Bochum die GLS Bank, die erste „Grüne Bank“ in Deutschland. Die Idee dahinter: Das Institut arbeitet nach ethisch-ökologischen Grundsätzen und unterstützt Unternehmen sowie Projekte aus den Bereichen erneuerbare Energien, nachhaltiges Bauen oder auch ökologische Landwirtschaft. Investitionen in Atomenergie, Gentechnik oder auch Waffen sind tabu.

Die GLS Bank hat mit ihrem Konzept einen Nerv getroffen. Immer mehr Kunden wollen wissen, wo ihr Geld investiert wird. Das Heidelberger Sinus Institut beziffert das sozial-ökologische Milieu, also die Menschen, die sich für ökologische Themen engagieren und nachhaltig leben wollen, auf fünf Millionen Menschen. Die Nachfrage ist groß: Im Vergleich zu 2008 erhöhte sich die Zahl der nachhaltigen Geldanlagen im vergangenen Jahr um 68 Prozent, wie eine Studie des Forums Nachhaltige Geldanlagen aus Berlin zeigt. „Seit langem beobachten wir, dass die Wirtschafts- und Finanzkrise das Interesse der Investoren an nachhaltigen Geldanlagen gestärkt hat“, sagt der Vorstandsvorsitzende des Forums, Volker Weber.

Auch die GLS Bank, die neben ihrem Hauptsitz in Bochum noch sechs weitere Filialen in Deutschland betreibt, profitiert von diesem Trend. Im Jahr 2009 verzeichnete das Geldhaus einen Zuwachs im Neukundengeschäft von fast zwanzig Prozent. Und allein in den ersten drei Quartalen 2010 legten sie noch einmal im selben Umfang zu. Noch ist ihr Bilanzvolumen, das aktuell bei 1,87 Milliarden Euro liegt, im Vergleich zu konventionellen Banken allerdings gering.

„Das Bewusstsein für nachhaltige Themen ist groß“, sagt Lützel. „Die Leute ernähren sich gesund, fahren spritfahrende Autos und kümmern sich um den Klimawandel. Immer mehr kommen jetzt zu dem Schluss, dass sie auch eine grüne Bank haben wollen.“ Die Produktpalette bei den alternativen Banken ist immer breiter geworden. Der Markt ist gereift.

Ob Tagesgeldkonten, Sparbriefe, Wachstumssparen, Investmentfonds, Genussscheine oder auch geschlossene Fonds – die GLS Bank bietet fast alles an, was konventionelle Banken im Portfolio haben. Auch bei den Zinsen gibt es in den meisten Fällen keinen Unterschied. „Die Zeiten, in denen das grüne Gewissen den Verbraucher ein paar Prozentpunkte kostet, sind vorbei“, sagt Peter Lischke, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Berlin. „Die Produkte der alternativen Banken sind besser geworden und die ökologischen Unternehmen arbeiten rentabel.“

Der von der GLS Bank angebotene Investmentfonds „Ökoworld“ zum Beispiel entwickelt sich seit dem Start 1996 im Durchschnitt mit einem Zins von 3,45 Prozent pro Jahr. Auch die DWS Investment GmbH bietet etliche grüne Fonds an. So investiert der Fonds DWS Invest Responsibility in Aktien von Gesellschaften, die sich durch nachhaltiges Wirtschaften und den effizienten Einsatz von Ressourcen auszeichnen. „Nachhaltigkeit ist die Erweiterung der traditionellen Finanzanalyse“, sagt Fondsmanager Gunnar Friede. Die Wertentwicklung des Fonds ist seit dem Start allerdings pro Jahr um durchschnittlich ein Prozent gesunken. „Der Verlust ist nicht auf das Thema Nachhaltigkeit zurückzuführen, sondern schlicht auf die recht prekäre Marktentwicklung insgesamt“, sagt Friede.

Die Deka-Bank bietet zwei Produkte an, die nach nachhaltigen Kriterien gemanagt werden. „DekaSelect: Nachhaltigkeit“ zum Beispiel, ein Dachfonds, der sich an Privatanleger richtet, umfasst alle zugelassenen Nachhaltigkeitsfonds in Deutschland. Zusätzlich wird auch in Themenfonds aus den Bereichen Wasser, Neue Energien sowie Klima- und Umwelttechnologie investiert. Seit dem Start im Jahr 2009 legte der Fonds durchschnittlich um 5,64 Prozent pro Jahr zu.

Bei aller Euphorie für nachhaltige Geldanlagen raten Experten dennoch dazu, Angebote und Anbieter genau zu prüfen. Vor allem bei einem bestimmten Anlagetyp sind Zweifel angebracht, ob sie ökologisch überhaupt Sinn machen. Bei dem sogenannten „Best in Class“-Ansatz kommen Unternehmen in die Fonds, die im Vergleich zu Mitbewerbern bessere Standards haben. Das können aber auch Ölkonzerne oder Fluggesellschaften sein – für Anhänger der reinen Lehre eigentlich keine Option. Und auch bei den Einzelanlagen gibt es große Unterschiede: Man differenziert zwischen dunkelgrünen und hellgrünen Anlagen. Ein Unternehmen gilt als dunkelgrün, wenn sämtliche Tochtergesellschaften ökologisch, ethisch und nachhaltig handeln. Als hellgrün werden die eingestuft, bei denen lediglich die Firma selbst die Standards einhält. „Es ist nicht überall grün drin, wo grün drauf- steht“, sagt Lischke von der Verbraucherzentrale. Und natürlich sind auch ökologische Geldanlagen nicht vor Verlusten gefeit. „Im Krisenjahr 2008 hatten wir bei den Investmentfonds herbe Verluste“, sagt Lützel von der GLS Bank. „Genau wie alle anderen auch.“ Am Ende ist auch eine grüne Bank nur eine ganz normale Bank.

Anne Hansen

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