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Geldautomaten: Hand auflegen statt Pin eingeben

Wer je an einem Bankautomaten stand mit einer langen Menschenschlange im Rücken und verzweifelt in seinem Hirn nach der Geheimzahl kramte, wird jetzt aufatmen. Die Deutsche Bank testet einen Venenscanner.

Vielleicht ist die Zeit, in der man sich Pin-Nummern merken musste, bald vorbei. Bei der Deutschen Bank wird gerade ein Geldautomat getestet, der den Kunden durch das Auflegen der Hand erkennt.

Er steht in der Filiale Q110 in der Friedrichstraße. Die Bank nennt sie die „Filiale der Zukunft“, hier werden viele neue Produkte getestet. Nachdem der Kunde seine Karte in das Gerät gesteckt hat, fordert ihn der Automat auf, seine Hand für ein paar Sekunden über einen Sensor zu halten. Berühren muss er das Gerät dabei nicht. Der Sensor beleuchtet die feine Musterung der Venen unter der Haut mit Infrarotstrahlen und erstellt so ein Bild, das mit den gespeicherten Daten des Kunden verglichen wird. „Das Venenmuster ist bei jedem Menschen individuell und verändert sich nicht im Laufe des Lebens“, erklärt ein Sprecher der Bank.

200 Kunden nehmen an dem Test teil. Er läuft seit November 2008. Bisher habe der Automat jede Testperson erkannt, sagt Filialleiterin Ira Holl. Die Kunden fänden die Idee gut. „Die meisten sagen: Das wäre toll, wenn die Geheimzahl wegfallen würde.“ Noch müssen die Tester sie aber zusätzlich mit eingeben. Ob der Venenscanner die Pin eines Tages wirklich überflüssig macht, ist noch nicht absehbar. Der Test läuft noch für unbestimmte Zeit. „Wir wollen mit dem Verfahren weitere Erfahrungen sammeln, zumal es das in anderen Ländern schon gibt“, sagt der Sprecher.

Tatsächlich gibt es in Japan etliche Banken, die ihre Automaten mit biometrischen Erkennungsverfahren ausgestattet haben. Darunter versteht man Methoden, die Menschen mithilfe von Körper- oder Verhaltensmerkmalen identifizieren. Auch in Deutschland ist die Technik auf dem Vormarsch. Die Edeka Regionalgesellschaft Südwest lässt ausgewählte Kunden per Fingerabdruck bezahlen, die Außendienstmitarbeiter der Volksfürsorge Versicherungsgruppe erhalten via Spracherkennung Zugriff auf Kundendaten und am Frankfurter Flughafen können registrierte Passagiere die Grenzkontrollen ohne Reisepass passieren, wenn sie ihre Iris von einem Automaten scannen lassen. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger könnten auf dem deutschen Markt für biometrische Technologien in diesem Jahr 300 Millionen Euro umgesetzt werden.

Auch die deutschen Banken prüfen seit Jahren verschiedene Verfahren, ein weiteres Testprojekt sei aber nicht bekannt, heißt es beim Verband der privaten Banken. Die Branche hofft, so Betrugsfälle besser ausschließen zu können. Im Jahr 2008 sind laut Bundeskriminalamt 800 Bankautomaten so manipuliert worden, dass Kriminelle die Karten der Kunden kopieren und ihre Pin-Nummern ausspähen konnten. Natürlich könne man auch einen Fingerabdruck nachbilden, sagt ein Sprecher des Bundesverbands für Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien. Inzwischen seien die Systeme aber so programmiert, dass sie nur lebendige Körper erkennen. Auch der Handvenenscanner reagiert nur auf Venen, durch die echtes Blut fließt. 

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